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Digitales Amt: Deutschland holt auf, Österreich führt

17.11.2025 - 22:20:12

Deutschland startet neuen Anlauf zur Digitalisierung der Verwaltung. Mit einem neu gegründeten Bundesministerium und einem Milliarden-Budget will die Bundesregierung endlich den digitalen Rückstand aufholen. Doch wie schlagen sich die deutschsprachigen Länder im Vergleich – und warum ist Österreich schon weiter?

Die Vision klingt verlockend:Ummeldung, Gewerbeanmeldung oder Führerscheinverlängerung per Smartphone – ohne Wartezeiten im Bürgeramt. Ende 2025 zeigt sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein gemischtes Bild aus ambitionierten Reformplänen, steigender Nutzerakzeptanz und hartnäckigen Strukturproblemen. Während Millionen Bürger zunehmend erwarten, dass Behördengänge genauso einfach sein sollten wie Online-Shopping, kämpfen Verwaltungen noch mit föderalen Hürden und technischen Altlasten.

Mit der Gründung eines eigenständigen Bundesministeriums für digitale Transformation setzt Deutschland 2025 ein deutliches Signal. Über vier Milliarden Euro fließen allein in diesem Jahr in den Ausbau der Internet-Infrastruktur und digitale Verwaltungsleistungen. Das Ziel: Eine zentrale Online-Plattform, über die Bürger mit einer einzigen digitalen Identität auf alle wichtigen Behördendienste zugreifen können.

Die Ausgangslage bleibt jedoch herausfordernd. Eine Bitkom-Studie vom September 2025 zeigt: Zwar sind etwa 60 Prozent der 579 deutschen Verwaltungsleistungen online verfügbar – doch nur ein Bruchteil wird flächendeckend in allen 11.000 Kommunen angeboten. Die Studie kritisiert das „Schneckentempo” der Umsetzung und verweist auf Deutschlands föderale Struktur als Haupthindernis.

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Trotzdem wächst die Akzeptanz: Rund 74 Prozent der Deutschen glauben, dass digitale Dienste ihr Leben vereinfachen. Die Bundesregierung verfolgt zudem das Ziel einer „digitalen Souveränität” – mit dem sogenannten „Germany Stack” soll ein europäisches Digital-Ökosystem entstehen, um die Abhängigkeit von ausländischen Tech-Konzernen zu verringern. Kann Deutschland den Rückstand wirklich aufholen?

Österreich zeigt, wie es geht: Hohe Zufriedenheit dank „ID Austria”

Österreich nimmt bei nutzerfreundlichen Verwaltungsdiensten eine Vorreiterrolle ein. Im Juni 2025 löste die neue „ID Austria”-App die bisherige „Digitales Amt”-App ab. Die zentrale digitale Identität ermöglicht nun den Zugang zu zahlreichen Behördendiensten und verwaltet auch digitale Dokumente wie den Führerschein. Nutzer mit aktivierten automatischen Updates wurden nahtlos auf das neue System umgestellt.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut eGovernment MONITOR 2024 sind 75 Prozent der österreichischen Nutzer mit den digitalen Verwaltungsangeboten zufrieden – deutlich mehr als in Deutschland (62 Prozent). Besonders bemerkenswert: 61 Prozent der Österreicher nutzen E-Government-Dienste über Smartphone oder Tablet, mehr als in Deutschland (59 Prozent) und der Schweiz (48 Prozent).

Diese breite Akzeptanz zieht sich durch alle Altersgruppen. Ganze 94 Prozent der österreichischen Nutzer wollen auch künftig digitale Verwaltungsleistungen nutzen – ein klarer Beleg dafür, dass die Vorteile gegenüber dem Gang zum Amt überzeugen.

Schweiz im Aufholmodus: Fortschritte trotz europäischer Lücken

Die Schweiz macht messbare Fortschritte, muss aber weiter aufholen. Die Organisation „Digitale Verwaltung Schweiz” (DVS), 2022 vom Bund und den Kantonen gegründet, koordiniert die landesweite Digitalisierungsstrategie. Der eGovernment MONITOR 2025 bescheinigt den Schweizer Diensten eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, besonders bei Unternehmen zeigen sich deutliche Verbesserungen.

Im europäischen Vergleich offenbaren sich jedoch Lücken: Der eGovernment Benchmark 2024 der EU-Kommission zeigt, dass zwar 88 Prozent der öffentlichen Dienstleistungen EU-weit online verfügbar sind – in der Schweiz sind es nur 79 Prozent. Verbesserungsbedarf besteht vor allem bei der Transparenz im Umgang mit persönlichen Daten sowie bei der Verbreitung von Schlüsseltechnologien wie E-ID, vorausgefüllten Formularen und digitalem Postfach.

Dennoch: Innovative lokale Projekte, etwa ein gemeinsames Online-Formularportal mehrerer Gemeinden, zeigen den Willen zur Modernisierung von der Basis aus. Die föderale Struktur erweist sich hier als Chance und Herausforderung zugleich.

Zentralisierung gegen Föderalismus: Wer hat die bessere Strategie?

Die unterschiedlichen Fortschrittsgeschwindigkeiten offenbaren ein Grundproblem: Zentrale Steuerung versus dezentrale Umsetzung. Österreichs zentralere Struktur ermöglicht einheitliche, populäre Plattformen wie ID Austria – das Ergebnis: hohe Zufriedenheit. Deutschlands 11.000 Gemeinden erzeugen dagegen einen Flickenteppich unterschiedlicher digitaler Angebote.

Das neue Digitalministerium will diese Fragmentierung durch bundesweite Standards und massive Förderung überwinden. Der Erfolg hängt jedoch davon ab, ob Bund, Länder und Kommunen wirklich an einem Strang ziehen. Die Schweiz wählt mit ihrer Kooperation zwischen Kantonen und Bund einen Mittelweg – mit stetigem, aber langsamerem Fortschritt.

Die Daten zeigen: Ein Online-Angebot allein reicht nicht. Nutzererlebnis, mobile Zugänglichkeit und Datensicherheit entscheiden über die Akzeptanz. Österreichs Führung bei mobiler Nutzung und Bürgerzufriedenheit beweist, wie wichtig nutzerorientiertes Design ist. Für Deutschland und die Schweiz bedeutet das: Bestehende Bürokratie nicht einfach digitalisieren, sondern grundlegend neu denken.

Ausblick: Der Weg zur proaktiven Verwaltung

Die nächsten Jahre werden entscheidend. Deutschland strebt bis 2030 eine flächendeckende Glasfaserversorgung an – die unverzichtbare Grundlage für alle E-Government-Vorhaben. Der Fokus wird sich von reinen Online-Angeboten zu einem proaktiven, vernetzten Digitalstaat verschieben, bei dem Behörden Daten (mit Zustimmung) untereinander austauschen – etwa beim Umzug oder bei Unternehmensgründungen.

Österreich muss seinen Vorsprung verteidigen und ID Austria weiter ausbauen, möglicherweise unter Einsatz von KI zur Effizienzsteigerung. Die Schweiz konzentriert sich darauf, durch bessere Technologieakzeptanz und landesweite Verfügbarkeit zu den EU-Spitzenreitern aufzuschließen.

In allen drei Ländern steht die gleiche Frage im Raum: Können Regierungen die wachsenden Erwartungen ihrer Bürger nach einfachen, sicheren und effizienten digitalen Behördenkontakten erfüllen? Die kommenden Jahre werden zeigen, ob aus der digitalen Transformation eine digitale Revolution wird.

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