Digitaler, Euro

Digitaler Euro: Banken warnen vor gläsernem Bürger

26.12.2025 - 16:51:12

Deutschlands Bankenverbände schlagen Alarm: Die Pläne der Europäischen Zentralbank für einen digitalen Euro könnten zu staatlicher Überwachung führen. Die Kritik eskaliert kurz vor Jahresende.

Der Vorstoß der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine digitale Gemeinschaftswährung stößt auf massiven Widerstand der deutschen Finanzbranche. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sowie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) warnen eindringlich vor den Datenschutzrisiken des Projekts. Ihre zentrale Befürchtung: Die neue, staatlich betriebene digitale Infrastruhr könnte die Privatsphäre der Nutzer aushöhlen und einen “gläsernen Bürger” schaffen.

“Der Schiedsrichter sollte nicht mitspielen”, bringt Tanja Müller-Ziegler, Vorstandsmitglied des BVR, das Grundproblem auf den Punkt. Die Verbände kritisieren die Doppelrolle der EZB als Währungshüterin und potenzielle Konkurrentin im digitalen Zahlungsverkehr. Durch eigene “digitale Schienen” entstehe ein zentralisiertes System, das theoretisch beispiellose Einblicke in individuelle Ausgabegewohnheiten ermögliche.

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Die Debatte um den gläsernen Bürger

Im Kern geht es um die technische Umsetzung des digitalen Euros in Banking-Apps. Die EZB plant eine “digitale Brieftasche”, die in bestehende Online-Banking-Oberflächen integriert oder als eigenständige App angeboten werden soll.

Die Kritiker argumentieren: Anders als Bargeld, das keine Datenspur hinterlässt, würde ein digitaler Euro zwangsläufig Metadaten erzeugen. Wenn die EZB die zugrundeliegende Infrastruktur verwaltet, könnte sie technisch auf Transaktionsdaten zugreifen – und damit die traditionelle “Firewall” umgehen, die private Geschäftsbanken derzeit zwischen Kundendaten und staatlichen Stellen aufrecht erhalten.

“Der aktuelle Entwurf des digitalen Euro für den Einzelhandel adressiert weitgehend dieselben Anwendungsfälle wie private Lösungen, ohne einen klaren Mehrwert für Verbraucher zu bieten”, kritisieren die Banken in einer gemeinsamen Stellungnahme.

EZB setzt auf Offline-Funktion als Antwort

Als Reaktion auf die Vorwürfe verweist die EZB auf die geplante Offline-Funktion der digitalen Währung. Der EU-Rat bekräftigte diese Woche ausdrücklich seine Unterstützung für diese Fähigkeit.

Im Offline-Modus könnten Nutzer digitale Euros direkt von Gerät zu Gerät übertragen – ohne Internetverbindung. Diese Transaktionen würden nicht im zentralen Register erfasst und böten theoretisch ein mit Bargeld vergleichbares Maß an Anonymität.

“Wir entwickeln den digitalen Euro mit höchsten Datenschutzstandards”, betont eine EZB-Sprecherin. Die Zentralbank würde auch bei Online-Transaktionen keinen Zugang zu personenbezogenen Daten haben, da diese pseudonymisiert und von zwischengeschalteten Banken verarbeitet würden. Kritiker entgegnen jedoch: “Pseudonymisiert” ist nicht “anonymisiert” – die Möglichkeit einer De-Anonymisierung bleibe ein technisches Risiko.

Machtkampf um die digitale Infrastruktur

Der Konflikt geht über Datenschutzfragen hinaus: Es ist auch ein Kampf um die künftige Infrastruktur des europäischen Zahlungsverkehrs. DSGV und BVR werfen der EZB mangelnde Markterfahrung vor und bemängeln den Versuch, eine Dienstleistung zu verstaatlichen, die der Privatsektor bereits effizient bereitstelle.

Joachim Schmalzl, Vorstandsmitglied des DSGV, kritisiert die Selbstüberschätzung der Notenbank: “Wenn eine europäische Verwaltungsbehörde wie die EZB sagt: ‘Ich mach’s selbst und löse es für euch’, ist das aus unserer Sicht nicht die vielversprechendste Variante.” Die Banken schlagen stattdessen vor: Die EZB soll die digitale Währung ausgeben, die gesamte operative Infrastruktur und Kundenoberfläche aber strikt in privater Hand bleiben.

Was kommt auf Verbraucher zu?

Der jüngste Schlagabtausch kündigt einen hitzigen Gesetzgebungsprozess für 2026 an. Nachdem der EU-Rat diese Woche seine Verhandlungsposition festgelegt hat, muss nun das Europäische Parlament seinen Standpunkt finalisieren.

Der Zeitplan bleibt ambitioniert: Nach Abschluss der “Vorbereitungsphase” Ende 2025 soll das Projekt 2027 in eine Test- und Pilotphase gehen. Die frühestmögliche Einführung für die Öffentlichkeit wird derzeit auf 2029 datiert.

Für Verbraucher entscheidet sich in den kommenden Jahren, ob der digitale Euro ein vertrauenswürdiges, datenschutzfreundliches Ergänzungsmittel zum Bargeld wird – oder ein umstrittenes Instrument staatlicher Finanzüberwachung. Die EZB dürfte weitere technische und rechtliche Zugeständnisse benötigen, um einen skeptischen Bankensektor und eine datenschutzbewusste Öffentlichkeit zu überzeugen.

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