Digital Streetwork Bayern erreicht Rekordzahl von Jugendlichen
28.12.2025 - 17:53:12Ein bayrisches Modellprojekt erreicht Tausende junge Menschen über soziale Medien und Gaming-Plattformen und etabliert sich als Blaupause für eine moderne, digitale Jugendhilfe.
Ein bayrisches Modellprojekt zeigt, wie digitale Sozialarbeit Tausende junge Menschen erreicht, die sonst durchs Raster fallen würden.
Die digitale Transformation erobert die Jugendhilfe: Das Projekt „Digital Streetwork Bayern“ verzeichnet für 2025 einen Rekord. Rund 7.500 junge Menschen suchten über soziale Medien und Gaming-Plattformen Kontakt zu den digitalen Streetworkern. Diese Zahl übertrifft die Gesamtreichweite der ersten zweieinhalb Projektjahre deutlich. Sie belegt einen Paradigmenwechsel in der Sozialarbeit – hin zu niedrigschwelligen, digitalen Angeboten.
Strategie: Hilfe direkt in den sozialen Medien
Der Erfolg basiert auf einer einfachen, aber wirkungsvollen Strategie: Die Streetworker gehen dorthin, wo die Jugendlichen sind. Statt auf einen Besuch im Jugendzentrum zu warten, sind die 14 Fachkräfte in sieben bayerischen Regierungsbezirken aktiv in digitalen Lebenswelten unterwegs. Auf Plattformen wie Instagram, TikTok, Discord und Reddit bieten sie Beratung an – oft anonym und ohne bürokratische Hürden.
„Die Hemmschwelle, uns digital anzuschreiben, ist für viele viel niedriger“, erklärt das Prinzip. Die Arbeit gliedert sich in zwei Bereiche: Einerseits posten die Streetworker Aufklärungsinhalte zu Themen wie psychischer Gesundheit oder Berufseinstieg. Andererseits suchen sie aktiv in Communitys nach Jugendlichen, die Hilfe brauchen könnten. Diese Mischung aus sichtbarer Präsenz und proaktivem Angebot scheint den Nerv der Zeit zu treffen.
Passend zum Thema digitale Streetwork — wer online mit Jugendlichen kommuniziert, ist auch Ziel für Phishing, Fake‑Accounts und manipulierte Links. Gerade soziale Medien und Gaming‑Plattformen bieten Angriffsflächen, die Vertrauen und Schutz gefährden können. Der kostenlose Anti‑Phishing‑Guide erklärt in vier Schritten, wie Teams gängige Attacken erkennen, präventive Moderationsregeln einführen und sichere Kommunikations‑Routinen etablieren. Mit Checklisten für Moderierende und Praxis‑Tipps für den Einsatz in Social‑Media‑Kanälen. Anti‑Phishing‑Paket kostenlos anfordern
Ein europäischer Trend mit Vorbildfunktion
Bayern ist mit diesem Ansatz nicht allein, sondern Vorreiter in einem gesamteuropäischen Trend. Erst Mitte Dezember 2025 startete in der Schweiz ein ähnliches Pilotprojekt zur Prävention von Radikalisierung. Im deutschsprachigen Raum (DACH) setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch: Soziale Intervention muss heute auch digital stattfinden.
Das bayerische Modell, gefördert vom Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, gilt dabei als ausgereift. Seit dem Start 2021 hat es die Pilotphase hinter sich gelassen und etabliert sich als dauerhaftes Angebot. Die aktuellen Zahlen untermauern seine Wirksamkeit und liefern anderen Regionen eine Blaupause für den Aufbau eigener digitaler Streetwork-Teams.
Was bedeuten 7.500 Kontakte für die Jugendhilfe?
Die Reichweite hat konkrete politische und finanzielle Implikationen. Sie stellt die klassische Ressourcenverteilung in Frage. Ein vergleichsweise kleines Team von 14 Personen erreicht tausende Jugendliche – eine Effizienz, die traditionelle Jugendzentren mitunter schwer aufbringen können. Für die Politik wird die Frage drängend: Sollte künftig mehr Geld in digitale statt in rein physische Infrastruktur fließen?
Zudem erweitert der Erfolg den Begriff der digitalen Teilhabe. Es geht nicht mehr nur um Internetzugang und Hardware, sondern auch um den Zugang zu Unterstützungsangeboten im Netz. Für junge Menschen aus ländlichen Regionen oder mit Mobilitätseinschränkungen kann der digitale Streetworker der erste und wichtigste Kontakt zum Hilfesystem sein.
Die Zukunft ist hybrid
Der Rekord ist kein Endpunkt, sondern ein Startschuss. Der enorme Bedarf legt nahe, das Team über die aktuellen 14 Stellen auszubauen. Diskutiert wird auch der Einsatz KI-gestützter Tools, die Streetworker bei der Trendanalyse oder der Bearbeitung erster Anfragen unterstützen könnten. Das Vertrauensverhältnis zwischen Berater und Jugendlichem bleibt jedoch unverzichtbarer menschlicher Kern der Arbeit.
Das Modell könnte Schule machen – auch für andere Zielgruppen. Denkbar wäre eine Übertragung auf ältere Menschen oder Langzeitarbeitslose, die ebenfalls vor den Herausforderungen der Digitalisierung stehen. Eins steht fest: Die Zukunft der Sozialarbeit ist hybrid. Sie verbindet das bewährte Handwerk der Streetwork mit der Reichweite und Zugänglichkeit der digitalen Welt. Die 7.500 Kontakte in Bayern sind der lebendige Beweis.
PS: Wenn Streetworker KI‑gestützte Tools für Trendanalysen oder Erstkontakte nutzen, sind rechtliche Vorgaben wichtig. Die EU‑KI‑Verordnung schreibt Kennzeichnung, Risikoklassen und Dokumentation vor — auch für wohltätige oder öffentliche Projekte. Dieser kostenlose Umsetzungsleitfaden erklärt praxisnah, welche Pflichten gelten, wie Sie KI‑Risiken bewerten und welche Nachweise Sie benötigen, bevor Sie Systeme einsetzen. Inklusive einfacher Checklisten für Projektverantwortliche und Empfehlungen zur datenschutzkonformen Implementierung. KI‑Verordnung‑Leitfaden gratis herunterladen


