Börsen/Aktien, Börsenschluss

Die US-Zollpolitik hat am Donnerstag auf die Stimmung an Europas Börsen gedrückt.

27.03.2025 - 19:03:38

Europa Schluss: US-Zölle für Autobranche drücken auf die Stimmung

Die wichtigsten Aktienmärkte gaben gleich zum Handelsauftakt deutlich nach, erholten sich dann aber etwas. Vor allem Autoaktien wurden abgestoßen, denn US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend Zölle von 25 Prozent auf alle Autoimporte sowie zentrale Autoteile angekündigt.

Damit dürfte sich der weltweite Handelsstreit erst einmal deutlich verschärfen, hieß es von Experten. Zugleich aber sähen Anleger wohl durchaus gute Chancen, dass es in den kommenden Wochen Verhandlungserfolge zwischen der Europäischen Union und den USA geben werde, schrieb Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Marktes. Allerdings sei es ihnen wohl zu heikel, schon vorab darauf zu spekulieren. Doch am Ende könnten auch diese Maßnahmen dem altbekannten Muster folgen: Erst drohen, dann verhandeln und dann Kompromisse eingehen.

Der EuroStoxx 50 EU0009658145 weitete seine Vortagesverluste aus und schloss 0,57 Prozent schwächer auf 5.381,08 Punkten. Damit fiel der Leitindex der Eurozone noch etwas tiefer unter die den kurzfristigen Trend signalisierenden 21-Tage-Linie, die er tags zuvor gerissen hatte.

Außerhalb des Euroraums gab der britische FTSE 100 GB0001383545 um 0,27 Prozent auf 8.666,12 Punkte nach, während der Schweizer SMI CH0009980894 um 0,67 Prozent auf 12.867,23 Punkte sank.

Wer gehofft habe, dass Trump nur gedroht habe, sei nun mit der vom US-Präsidenten öffentlichkeitswirksam unterzeichneten 'Executive Order' eines Besseren belehrt worden, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. "Auch wenn damit das letzte Wort mit dem 'Dealmaker' im Weißen Haus noch nicht gesprochen sein dürfte, eine Eskalation im Handelsstreit der USA gegen den Rest der Welt ist es allemal."

Autoaktien zählten zu den größten Tagesverlierern. Im EuroStoxx waren Stellantis NL00150001Q9 das Schlusslicht mit minus 4,3 Prozent. Volkswagen DE0007664039, BMW DE0005190003 und Mercedes DE0007100000 verloren zwischen 1,5 und 2,7 Prozent. Im Cac 40 FR0003500008 gaben die Anteile des Zulieferers Valeo FR0000130338 7,8 Prozent ab.

Ferrari NL0011585146 gelang am Nachmittag hingegen der Sprung ins Plus. Die Papiere setzten sich schließlich sogar an die Spitze des EuroStoxx mit plus 1,8 Prozent. Trotz der angekündigten hohen US-Zölle bestätigte der Sportwagenbauer seine Finanzziele für das laufende Jahr. Die Gewinnmargen könnten allerdings sinken, hieß es. Um den Zöllen Rechnung zu tragen, plant Ferrari zudem, die Preise für einige seiner Fahrzeuge um bis zu zehn Prozent anzuheben.

Aktien von Fluggesellschaften standen wegen Umstufungen der Deutschen Bank im Blick. So büßten Air France-KLM FR001400J770 in Paris 4,3 Prozent ein und Easyjet GB00B7KR2P84 in London 1,5 Prozent, während Ryanair IE00BYTBXV33 in Dublin um 0,7 Prozent stiegen. Der Anstieg markttechnischer, geopolitischer und konjunktureller Unsicherheit könnte auf absehbare Zeit so bleiben, schrieb Analyst Andy Chu zur europäischen Transportbranche und bevorzugt daher Qualitätsaktien wie das Papier des irischen Billigfliegers. Er hob es daher auf "Buy", während er zugleich Air France auf "Sell" und Easyjet auf "Hold" abstufte.

Die Aktie von UBS CH0244767585 büßte 4,1 Prozent ein, nachdem Bank of America den Daumen gesenkt hatte. Sie bewertet das Papier der Schweizer Großbank nun mit "Underperform". Das Kursziel wurde von 33 auf 28 Franken gekappt.

Rein optischer Natur waren dagegen die Verluste von Roche CH0012032048 in Höhe von 2,8 Prozent, denn nominal verlor das Papier des Pharmaunternehmens 8,60 Franken. Zugleich wurde es an diesem Tag ex Dividende gehandelt, wobei 9,70 Franken je Anteil ausgeschüttet wurden.

Spitzenreiter unter den Sektoren war die Einzelhandelsbranche. Das lag vor allem am britischen Einzelhändler Next GB0032089863, dessen Papiere nach erneut starken Quartalszahlen um 10,5 Prozent nach oben sprangen. Die Anteile des Modehändlers H&M SE0000106270 gewannen 0,4 Prozent. Die Schweden waren zwar schwächer in das neue Geschäftsjahr gestartet als selbst ursprünglich vorgesehen, doch die Analysten des Investmenthauses Jefferies wiesen darauf hin, dass das Geschäft im März bislang gut verlaufen sei.

@ dpa.de