Die Renditen an den Staatsanleihemärkten sind in die Nähe der Jahrestiefs gefallen.
06.09.2024 - 14:57:15Börse Frankfurt-News: Zinssenkungsmonat September (Anleihen)
Für nächste und übernächste Woche wird fest von Leitzinssenkungen ausgegangen.
6. September 2024. Rezessionssorgen und Zinssenkungshoffnungen bestimmen die Märkte weiter. Für die Renditen ging es zuletzt klar nach unten, die Anleihekurse stiegen. "Eher enttäuschende Beschäftigungszahlen aus den USA haben zuletzt wieder Sorgen vor einem stärkeren wirtschaftlichen Abschwung angefacht, weshalb die globalen Staatsanleiherenditen nachgaben und nun von ihren Jahrestiefs nicht mehr weit entfernt sind", berichtet Analyst Hauke Siemßen von der Commerzbank.
Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen mit 2,17 Prozent und damit unter dem Niveau vor einer Woche, als es 2,25 Prozent waren. US-Treasuries gleicher Laufzeit werfen aktuell 3,71 Prozent ab nach 3,90 Prozent vergangenen Freitag.
"EZB-Zinssenkung dürfte niemanden überraschen"
Kommende Woche geht es aller Voraussicht nach los beziehungsweise weiter mit den Zinssenkungen. Für den Donnerstag wird fest mit einer zweiten Zinssenkung der EZB gerechnet, für den Mittwoch darauf mit einem ersten Zinsschritt der US-Notenbank. "Eine Zinssenkung der EZB in der nächsten Woche dürfte niemanden mehr überraschen", bemerkt Siemßen. An den Finanzmärkten sei ein solcher Schritt bereits voll eingepreist. Mittlerweile werde über einen weiteren Zinsschritt im Oktober spekuliert, da die jüngsten Inflationszahlen für die Eurozone mit 2,2 Prozent nah am 2 Prozent-Ziel lagen.
Auch für die USA wird fest von einer Zinssenkung ausgegangen. "Die Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed sind weiterhin ausgeprägt und haben in der auslaufenden Woche nochmals leicht zugenommen", stellt Analyst Ralf Umlauf von der Helaba fest. Daran dürften auch die heute um 14.30 Uhr zur Veröffentlichung anstehenden US-Arbeitsmarktdaten nicht mehr viel ändern.
Der Anleihehandel hat sich unterdessen belebt. "Die Stimmung ist gut, die Sommerpause ist beendet", berichtet Tim Oechsner, der für die Steubing AG Anleihen handelt. "Die Investoren sind zurück."
Leise Skepsis gegenüber Autobauern
Im Geschäft mit Unternehmensanleihen macht sich die heftige Krise von Europas größtem Autobauer VW bemerkbar, wie Rainer Petz von Oddo BHF feststellt. "Anleger werden etwas skeptischer, auch gegenüber der ?alten Industrie? generell, etwa gegenüber ThyssenKrupp." Institutionelle Investoren stellten sich schon defensiver auf. "Für eine Neuemission müsste VW jetzt wahrscheinlich mehr bezahlen."
Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet Käufe für Anleihen von Fraport mit Kupon von 4,25 Prozent und Fälligkeit 2032 (XS2832873355) und Deutscher Lufthansa mit 3,625 Prozent bis 2028 (XS2892988275). Noch nicht ausgewirkt hätten sich Nachrichten rund um Leasingspezialist Grenke. "Die Risikovorständin der Grenke AG geht, außerdem hat die Finanzaufsicht Bafin die Grenke Bank aufgefordert, Mängel bei der Geldwäscheprävention innerhalb von zwölf Monaten zu beheben", erklärt Daniel. Die Aktie hat bereits verloren, Grenke Finance-Anleihen (XS2078696866, XS2630524986) zeigen sich unverändert.
Welle an Neuemissionen
Oechsner berichtet von vielen Neuemissionen. "Die Nachfrage ist groß, auch am Sekundärmarkt." Die neuen BMW-Anleihen sind schon seit vorletzter Woche im Handel. Eine läuft bis 2027 und bietet 3 Prozent (XS2887901325), eine weitere bis 2030 3,125 Prozent (XS2887901598) und eine bis 2034 3,375 Prozent (XS2887901911). Mindestanlagesumme sind 1.000 Euro.
Oechsner berichtet außerdem von neuen Bonds von ?-sterreichs Mineralölkonzern OMV mit 3,25 Prozent bis 2031 (XS2886118079) und diversen neuen US-Dollar-Bonds. Etwa bietet US-Pharmakonzern Eli Lilly 4,15 Prozent bis 2027 (US532457CP17) und 5,05 Prozent bis 2054 (US532457CS55), US-Maschinenbauer Caterpillar 4,375 Prozent bis 2029 (US14913UAQ31) und US-Süßwarenkonzern Mondelez 4,75 Prozent bis 2034 (US609207BE44). Die Mindestanlagesumme beträgt immer 2.000 US-Dollar.
Im Bereich der Staats- und staatsnahen Anleihen gibt es Oechsner zufolge zudem Neues vom European Financial Stability Facility EFSF mit 2,5 Prozent bis 2027 (EU000A2SCAQ2).
Von Anna-Maria Borse, 6. September 2024, © Deutsche Börse
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