Die New Yorker Aktienmärkte haben sich am Donnerstag nach dem jüngsten Zinsschock etwas stabilisiert.
19.12.2024 - 22:30:32New York Schluss: Dow beendet Verlustserie - Micron drückt Nasdaq
Die Situation blieb aber von Nervosität geprägt, wie ein nicht gerade geradliniger Handelsverlauf mit durchwachsenem Schluss zeigte.
Am Vortag hatte die Aussicht darauf, dass es 2025 wohl nur noch zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed geben dürfte, den Märkten heftig zugesetzt. Manch ein mutiger Anleger versuchte nun, das ermäßigte Niveau wieder zum Einstieg zu nutzen. Eine klare Tendenz ergab sich allerdings nicht. Vor allem im Späthandel gingen den Indizes Punkte verloren.
Der Dow Jones Industrial US2605661048 verteidigte letztlich ein dünnes Plus von 0,04 Prozent auf 42.342,24 Punkte. Der Leitindex ging damit nahe an seinem Tagestief aus dem Handel, nachdem er in der Spitze mehr als ein Prozent gewonnen hatte. Immerhin beendete er aber seine historische Serie von zehn Verlusttagen in Folge. Nach Bloomberg-Daten hatte es solch eine lange Durststrecke seit den 1970er Jahren nicht mehr gegeben.
Der marktbreite S&P 500 US78378X1072 rutschte spät mit 0,09 Prozent ins Minus auf 5.867,08 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 US6311011026 knüpfte mit einem Abschlag von 0,47 Prozent auf 21.110,51 Punkte an den Kursrutsch vom Vortag an. Ein Kurseinbruch beim Chipkonzern Micron drückte dort auf die Stimmung.
Laut der Ökonomin Tiffany Wilding von der Investmentgesellschaft Pimco sind Zinssenkungen in den USA "on hold". Mit der Januar-Sitzung der Fed werde wohl zunächst eine Phase des Abwartens beginnen, die Tendenz gehe aber weiterhin in Richtung weiterer Zinssenkungen. "Allerdings wird die Fed voraussichtlich weitere Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung oder einen Anstieg der Arbeitslosenquote abwarten, bevor sie den Lockerungszyklus fortsetzen wird", ergänzte sie.
Robuste Wirtschaftsdaten aus den USA erhöhten am Donnerstag nicht gerade den Druck, die Zinsen zu senken. Wie eine erneute Revision des Bruttoinlandsprodukts überraschend zeigte, hat die US-Wirtschaft im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal etwas an Fahrt gewonnen. Außerdem war die wöchentlich berichtete Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unerwartet deutlich gefallen.
An der Nasdaq dämpfte Micron US5951121038 die Stimmung mit einem Kurseinbruch um 16 Prozent. Bei der Vorlage der Quartalszahlen des Chipkonzerns war es vor allem der Ausblick, der missfiel. Er habe selbst die Erwartungen der ärgsten Pessimisten untertroffen, urteilte UBS-Analyst Timothy Arcuri. Von der Bank of America wurde denn auch die Kaufempfehlung gestrichen wegen Gegenwinds, den das Unternehmen bei der Marge verspüre.
Das breite Branchenbild im Chipsektor war durchwachsen. Anlegers "KI-Liebling" Nvidia US67066G1040 fiel nach einer fünftägigen Durststrecke mit einem Erholungsversuch und einem Plus von 1,4 Prozent auf. Neben Nvidia schlossen mit Amazon, Apple und Alphabet (A-Aktien) noch drei andere Werte aus dem Kreis der "Magnificent 7" wieder im Plus.
An die Dow-Spitze setzten sich aber die Titel von Boeing US0970231058, die ihren guten Lauf mit einem Anstieg um 2,6 Prozent fortsetzten. Seit Mitte November kennen sie im Grunde nur den Weg nach oben. Etwa 30 Prozent haben sie in den vergangenen Wochen zugelegt. Am Donnerstag meldete der US-Flugzeugbauer eine Großbestellung der türkischen Pegasus Airlines.
Größere Kursverluste von mehr als 11 Prozent mussten an der Nasdaq die Aktionäre des Biotech-Unternehmens Vertex US92532F1003 einstecken. Enttäuschende Zwischenergebnisse einer Studie mit dem Medikament Suzetrigin wurden dafür verantwortlich gemacht. Der Kurs sackte zwischenzeitlich auf das tiefste Niveau seit einem Jahr.
Positives gab es dagegen von Accenture IE00B4BNMY34 zu berichten, die Papiere stiegen um sieben Prozent. Das Beratungsunternehmen überzeugte mit einem soliden Geschäftsjahresauftakt, hieß es vom RBC-Experten Daniel Perlin. Die Folge davon sei eine erhöhte Umsatzprognose gewesen.
Der Kurs des Euro EU0009652759 hat sich mit 1,0362 US-Dollar im New Yorker Handel nur wenig von der Stelle bewegt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0395 (Mittwoch: 1,0496) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9620 Euro.
Am US-Rentenmarkt stieg die Rendite der zehnjährigen Papiere auf 4,57 Prozent. Der Terminkontrakt für die Papiere mit dieser Laufzeit gab umgekehrt um 0,37 Prozent auf 108,61 Punkte nach./tih/men
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---