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Die Ausverkaufswelle am deutschen Aktienmarkt wegen der rabiaten US-Zollpolitik hat sich am Montag noch beschleunigt.

07.04.2025 - 10:01:34

Frankfurt Eröffnung: Dax sackt weiter ab - 'Nerven liegen blank'

Zum Handelsauftakt stürzte der Leitindex Dax DE0008469008 um rund 10 Prozent ab - zuletzt konnte er sich mit einem Minus von 6,46 Prozent auf 19.309,29 Punkte nur wenig berappeln. "Die Nerven liegen aktuell blank", kommentiere Finanzmarktexperte Andreas Lipkow.

Dem Dax droht der dritte herbe Verlusttag in Folge. Er rutschte zudem erstmals seit August unter die für den langfristigen Trend wichtige 200-Tage-Durchschnittslinie. Die deutlichen Kursgewinne seit Jahresbeginn sind Geschichte. Für den MDax DE0008467416 der mittelgroßen Unternehmen ging es am Montagvormittag um weitere 6,59 Prozent auf 23.733,41 Punkte nach unten.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145, der schon am Freitag sein Jahresplus eingebüßt hatte, verlor 6 Prozent. Weltweit setzt sich die Talfahrt an den Börsen fort: In Asien sackten die wichtigsten Indizes deutlich ab, und auch in New York stehen die Zeichen auf weitere Verluste.

Spätestens mit der schnellen Reaktion Chinas auf die neuen US-Zölle "war der Startschuss für den nächsten Handelskrieg gefallen", schrieb Analyst Christian Henke vom Broker IG. "Neben einer wohl wieder steigenden Inflation haben die Marktteilnehmer Angst vor einer globalen Rezession." Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell, der wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump von steigenden Verbraucherpreisen sowie einer Wirtschaftsflaute in der weltgrößten Volkswirtschaft ausgehe, "dürften die Börsianer ebenfalls nicht beruhigt haben".

Am späten Mittwochabend hatte Trump neue Zölle gegen zahlreiche andere Länder verhängt. China reagierte darauf kurz später mit umfangreichen Gegenzöllen für US-Importe, die am 10. April in Kraft treten sollen.

Zur Monatsmitte könnten zudem EU-Zölle für amerikanische Produkte wirksam werden. In Luxemburg beraten die Handelsminister der EU-Staaten an diesem Montag über die Frage, mit welcher Strategie Trump zum Einlenken bewegt werden könnte. Trump signalisierte zwar Gesprächsbereitschaft unter bestimmten Bedingungen. Sein Handelsminister Howard Lutnick hatte zuvor aber angekündigt, dass die US-Regierung ihren harten Kurs mit hohen Einfuhrgebühren auf Waren aus fast allen Staaten der Erde durchziehen wolle.

Mit am schlimmsten gerieten zu Wochenbeginn die stark gelaufenen Rüstungstitel unter die Räder. Am Dax-Ende büßten die anfangs noch schwächeren Rheinmetall DE0007030009 9,9 Prozent ein, während im MDax Hensoldt DE000HAG0005 und Renk DE000RENK730 mit Abschlägen von 12,3 und 9,7 Prozent die hinteren Plätze belegten. Dennoch behaupten sie seit Jahresbeginn noch stattliche Kursgewinne - ähnlich wie Thyssenkrupp DE0007500001, die zuletzt von Fantasie für das U-Boot-Geschäft profitiert hatten und nun um 10,3 Prozent absackten.

Gewinnmitnahmen bestimmten auch bei anderen bisherigen Überfliegern das Bild. So büßten im Dax Commerzbank DE000CBK1001 und Heidelberg Materials DE0006047004 sowie im Nebenwerte-Index SDax DE0009653386 der Spezialchemiekonzern Alzchem DE000A2YNT30 sowie der Stahlhändler Klöckner & Co DE000KC01000 deutlich an Börsenwert ein.

Unternehmensnachrichten gerieten angesichts des düsteren Marktumfelds fast zur Nebensache. Qiagen NL0015002CX3 reichte ein knapper Kursgewinn für den Dax-Spitzenplatz. Händler verwiesen auf überraschend gute Quartalszahlen und eine angehobene Gewinnprognose des Diagnostikspezialisten.

Bayer DE000BAY0017 waren indes mit minus 5,7 Prozent kaum weniger schwach als der Dax. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern wendet sich in der Hoffnung auf eine Lösung der US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten erneut an das oberste Gericht des Landes. Laut einer Mitteilung vom Freitagabend wurde die Überprüfung des Falls "Durnell" beim US Supreme Court beantragt. Unklar ist, ob die Richter sich der Sache überhaupt annehmen. Die Leverkusener hoffen allerdings auf ein für sie positives Grundsatzurteil, das die Rechtsstreitigkeiten weitgehend eindämmen soll.

@ dpa.de