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Deutschlands Digitalisierung: Krankenhäuser verschieben ePA-Start ins Jahr 2026

14.11.2025 - 05:04:12

Die digitale Transformation des deutschen Gesundheitssystems stockt: ePA-Einführung wird auf 2026 verschoben, während das E-Rezept-System vor einem Totalausfall steht. Technische Hürden und Sicherheitsanforderungen bremsen den Fortschritt.

Die ambitionierte digitale Transformation des deutschen Gesundheitssystems gerät ins Stocken. Während Krankenhäuser den flächendeckenden Start der elektronischen Patientenakte (ePA) auf 2026 verschieben müssen, droht dem E-Rezept-System zum Jahreswechsel ein weitreichender Ausfall. Zehntausende Arztpraxen kämpfen gegen eine kritische Frist – und die Frage drängt sich auf: War der ehrgeizige Zeitplan des Digitalgesetzes von Anfang an unrealistisch?

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) machte am 13. November deutlich: Eine umfassende Einführung der ePA in deutschen Kliniken wird frühestens im ersten Quartal 2026 möglich sein. Dr. Moritz Esdar, Digitalisierungschef der DKG, nannte technische Komplexität, fehlende standardisierte Schnittstellen und ungeklärte Fragen zur Datenformatierung als Hauptgründe für die Verzögerung.

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Sicherheitsanforderungen bremsen Kliniken aus

Besonders die strengen Vorgaben aus KRITIS und der EU-NIS-2-Richtlinie bereiten den Krankenhäusern Kopfzerbrechen. Einheitliche, praxistaugliche Lösungen für diese Sicherheitsstandards fehlen bislang. Erschwerend kommt hinzu: Ab April 2026 drohen Kürzungen bei der Förderung der Telematikinfrastruktur – finanzieller Druck zusätzlich zur technischen Herausforderung.

Die DKG appelliert an die Politik, endlich klare Leitlinien zu liefern. Wie sollen Widerspruchsverfahren von Patienten ablaufen? Welche Protokolle gelten in Notfallsituationen? Ohne Antworten auf diese Fragen bleibe ein sicherer Betrieb der ePA unmöglich.

E-Rezept vor dem Kollaps: 50.000 Praxen unter Zeitdruck

Parallel eskaliert eine weitere Krise: Das E-Rezept-System steht zum Jahreswechsel vor einem möglichen Totalausfall. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) warnte am 13. November eindringlich vor den Folgen einer verschleppten Technologie-Umstellung.

Der Kern des Problems: Der bisherige Verschlüsselungsstandard RSA 2048 wird abgelöst und muss bis Ende 2025 durch die moderne Elliptic Curve Cryptography (ECC) ersetzt werden. Über 50.000 elektronische Heilberufsausweise (eHBA) sowie zahlreiche Praxis-Hardware-Komponenten wie Konnektoren und Kartenterminals sind noch nicht ECC-fähig.

Rückkehr zum Papier-Chaos droht

Die Konsequenz wäre dramatisch: Ab Januar 2026 könnten betroffene Praxen technisch keine E-Rezepte, elektronischen Krankschreibungen oder andere digitale Dokumente mehr ausstellen. Eine Rückkehr zu papierbasierten Prozessen würde Jahre des Fortschritts zunichtemachen und das ohnehin überlastete Gesundheitssystem zusätzlich belasten.

Für Tausende Arztpraxen wird der Jahreswechsel zur organisatorischen Belastungsprobe. Die Umrüstung erfordert nicht nur neue Hardware, sondern auch Schulungen des Personals – und das alles in weniger als sieben Wochen.

Vertrauen zerrüttet: Ärzte frustriert über technische Pannen

Diese akuten Krisen entfalten sich vor dem Hintergrund wachsender Unzufriedenheit unter Medizinern. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes vergab Anfang der Woche für die Idee der ePA die Bestnote – für deren praktische Umsetzung durch Krankenkassen und die Gematik jedoch ein glattes “Ungenügend”.

Eine aktuelle Umfrage untermauert diese Kritik: Drei Viertel aller Arztpraxen meldeten in den vergangenen Monaten technische Probleme mit der digitalen Infrastruktur. Diese Erfahrungen zerstören das Vertrauen in die Digitalisierung systematisch, warnt der Verband.

Als Reaktion auf solche Mängel treibt Deutschland Initiativen wie den TI-Messenger voran – eine sichere Messaging-Plattform, die veraltete Kommunikationswege wie Fax und Telefon zwischen Patienten, Ärzten und Apotheken ersetzen soll. Doch auch hier stellt sich die Frage: Wird die Umsetzung wieder hinter den Erwartungen zurückbleiben?

Gesetzlicher Ehrgeiz trifft auf operative Realität

Die aktuellen Implementierungsprobleme offenbaren die klaffende Lücke zwischen Gesetzgebung und Praxis. Die beiden digitalen Flaggschiff-Gesetze für 2025 – das Digitalgesetz (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) – sollten ein modernes, datengestütztes Gesundheitsökosystem schaffen.

Das DigiG machte das E-Rezept zum verbindlichen Standard und etablierte die Opt-out-ePA für alle gesetzlich Versicherten, um die Akzeptanz zu beschleunigen. Doch zwischen Gesetzestext und funktionierender Infrastruktur liegen Welten.

DSGVO, Datensicherheit und Interoperabilität als Stolpersteine

Aktuelle Marktanalysen bestätigen: Die Komplexität der DSGVO-Konformität, tief verwurzelte Bedenken bezüglich Datensicherheit und systemische Interoperabilitätshürden bremsen den Fortschritt massiv. Der deutsche Digital-Health-Markt soll bis 2033 auf 9,32 Milliarden Euro wachsen – doch dieses Potenzial bleibt Theorie, solange die Grundlagen nicht funktionieren.

Die gegenwärtigen Krisen bei ePA und E-Rezept demonstrieren unmissverständlich: Moderne Infrastruktur zu beschaffen ist eine Sache. Sie nahtlos und sicher zum Laufen zu bringen, eine ganz andere.

Entscheidende Wochen für die digitale Gesundheit

Die kommenden Wochen werden richtungsweisend. Oberste Priorität hat die Umrüstung Zehntausender Arztpraxen auf den ECC-Verschlüsselungsstandard. Scheitert dies, drohen massive Beeinträchtigungen der Patientenversorgung ab Januar 2026.

Bei der ePA hat der Krankenhaussektor den Zeitplan nun öffentlich nach hinten verschoben. Der Druck auf Gematik und Entscheidungsträger wächst, die von der DKG identifizierten technischen und Sicherheitslücken zu schließen.

Diese drängenden Themen werden die Digital Health Conference am 25. November in Berlin dominieren, wo Branchenexperten und politische Akteure zusammenkommen. Interessant dabei: Während die Basisinfrastruktur kriselt, beschleunigt die Innovation auf Anwendungsebene. Ein Bericht vom 13. November zeigte, dass deutsche Gesundheitsunternehmen zunehmend Generative KI für Fernüberwachung, digitale Therapeutika und KI-gestützte Diagnostik nutzen.

Das Signal ist eindeutig: Der Appetit auf fortschrittliche digitale Tools ist enorm – sobald die darunter liegenden Systeme endlich stabil laufen.

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