Deutschland, Senioren

Deutschland zwingt Tausende Senioren ins digitale Zeitalter

09.12.2025 - 15:10:12

Die Rente kommt nur noch per Überweisung – für viele Ältere ein Schock. Während in Starnberg Branchengrößen über die digitale Zukunft der Pflege debattieren, kämpfen Tausende Senioren gerade darum, überhaupt noch an ihr Geld zu kommen.

Diesen Monat endet eine Ära: Die Deutsche Rentenversicherung stellt die Rentenauszahlung per Zahlungsanweisung endgültig ein. Was für die meisten wie ein längst überfälliger Verwaltungsakt klingt, bedeutet für Tausende ältere Menschen ohne Bankkonto einen erzwungener Sprung ins digitale Zeitalter. Gleichzeitig tagt in Starnberg die Fachkonferenz für Senioren- und Pflegeeinrichtungen – und setzt ausgerechnet „Mindset, Digitalisierung und New Work” ganz oben auf die Agenda.

Jahrzehntelang konnten Rentner ohne Bankkonto ihre monatlichen Bezüge über eine sogenannte Zahlungsanweisung zur Verrechnung erhalten – ein Scheck, der bei der Postbank eingelöst werden konnte. Ab Dezember 2025 ist damit Schluss. Die Deutsche Rentenversicherung verlangt nun zwingend ein Bankkonto für die Überweisung.

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Besonders betroffen sind Hochbetagte, die zeitlebens in bar gewirtschaftet haben. Verbraucherschützer schlagen Alarm: „Das ist keine einfache Umstellung – das ist eine erzwungene Digitalisierung”, erklärt ein Sprecher einer Seniorenvertretung. „Für eine 90-Jährige, die immer bar bezahlt hat, ist die Pflicht, ein Bankkonto zu führen – oft mit Online-Zugang wegen geschlossener Filialen – eine enorme Hürde.”

Lokale Wohlfahrtsverbände leisten regelrechte „digitale Erste Hilfe”. In Notfall-Sprechstunden helfen Freiwillige Senioren, Konten einzurichten und die nötigsten digitalen Grundlagen zu lernen. Die Frist läuft ab – viele sind völlig überfordert.

Starnberger Konferenz: Die Branche plant das „Pflegeheim der Zukunft”

Während an der Basis improvisiert wird, diskutiert die Pflegebranche in Starnberg über Strukturen. Die zweitägige Fachkonferenz (9.–10. Dezember) versammelt Heimträger, Architekten und IT-Planer, um das „Pflegeheim der Zukunft” zu entwerfen.

Auf der Agenda stehen heute und morgen unter anderem:
* „Mindset, Digitalisierung und NewWork”: Strategien, um digitale Tools in den Pflegealltag zu integrieren – damit Personal Bewohner bei der Techniknutzung unterstützen kann.
* Infrastruktur-Offensive: Flächendeckendes WLAN in Seniorenheimen gilt nicht mehr als Luxus, sondern als Grundversorgung für soziale Teilhabe und Telemedizin.
* „Seniorenwohnen plus”: Neue Wohnkonzepte mit Smart-Home-Technologie sollen längeres selbstständiges Leben ermöglichen – sofern die Nutzer die Systeme beherrschen.

„Wir bauen die Hardware für eine Generation, die Software-Support braucht”, bringt es ein Teilnehmer auf den Punkt. Ein Tablet im Gemeinschaftsraum reiche längst nicht mehr. Die digitale Kompetenz müsse systematisch in das Konzept des Seniorenwohnens eingewebt werden.

SilverSurfer und Smart Cafés: Graswurzel-Initiativen springen ein

Während die Branche plant, handeln lokale Initiativen bereits. In Waren (Müritz) hat das Programm „SilverSurfer” seine Aktivitäten hochgefahren. Ehrenamtliche „Senioren-Technik-Botschafter” bieten Beratungen an – Ältere helfen Älteren bei Smartphone-Problemen und Online-Banking. Das Vertrauen unter Gleichaltrigen erweist sich als entscheidender Erfolgsfaktor.

Das Smart Café in Sankt Augustin geht noch einen Schritt weiter: Für 2026 sind Workshops geplant, die sich mit „Künstlicher Intelligenz als Alltagshilfe für Senioren” befassen. Die Debatte verschiebt sich offenbar vom bloßen Internetzugang hin zur Frage, wie KI beim Lesen von Briefen oder der Terminplanung helfen kann.

DigitalPakt Alter: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die Ereignisse dieser Woche zeigen die Kluft zwischen politischem Anspruch und Realität. Familienministerin Lisa Paus fordert seit Langem eine „digitale Wende”, die Ältere nicht ausschließt. Der DigitalPakt Alter soll genau das verhindern.

Doch das harte Ablaufdatum für die Bar-Rente im Dezember 2025 offenbart die Reibung. Zwar sind mittlerweile 90 Prozent der 65- bis 74-Jährigen online – doch die verbleibenden „Offliner”, meist über 80 und alleinlebend, drohen in soziale und finanzielle Isolation zu geraten.

„Die Zeit für Pilotprojekte ist vorbei”, sagt ein Digitalpolitik-Analyst in Berlin. „Mit dem Ende der Bar-Optionen für Grundleistungen wie die Rente ist digitale Teilhabe zur Frage der Bürgerrechte geworden. Was wir diese Woche sehen – von der Starnberger Konferenz bis zu lokalen Helfergruppen – ist die Notfallreaktion auf einen Strukturwandel, der jetzt unumkehrbar ist.”

Die Konferenz soll morgen mit einer gemeinsamen Erklärung oder neuen Leitlinien zur verpflichtenden digitalen Infrastruktur in Pflegeeinrichtungen enden. Der Standard für 2026 und darüber hinaus wird gerade gesetzt.

Markt für Senioren-IT boomt

Der Druck zur digitalen Inklusion beschert spezialisierten IT-Dienstleistern einen Aufschwung. Unternehmen, die „seniorenfreundliche” Banking-Oberflächen und Managed IT-Services für Pflegeheime anbieten, melden im vierten Quartal 2025 deutlich gestiegene Anfragen. Analysten erwarten für 2026 eine Welle öffentlich-privater Partnerschaften, um das „SilverSurfer”-Modell bundesweit zu skalieren – und die Entstehung einer „digitalen Unterschicht” unter den Ältesten zu verhindern.

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