Deutschland, Wohnbau-Offensive

Deutschland und Österreich starten Wohnbau-Offensive

17.11.2025 - 19:41:12

Deutschland beschleunigt Genehmigungen mit neuer Bauordnung, Österreich investiert eine Milliarde Euro. Experten bewerten Chancen und Risiken der Maßnahmen gegen die Wohnungskrise.

Der Wohnungsmarkt kollabiert – jetzt handeln die Regierungen. Deutschland und Österreich haben in den vergangenen Wochen milliardenschwere Pakete geschnürt, um die Baukrise zu beenden. Schnellere Genehmigungen, massive Förderungen und Steuererleichterungen sollen endlich bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Über 800.000 Wohnungen stecken allein in Deutschland im Genehmigungsstau, mehr als 390.000 befinden sich bereits im Bau. In Österreich dümpelt die Baukonjunktur am Boden. Analysten sehen in den neuen Maßnahmen eine überfällige Reaktion – warnen aber vor bürokratischen Blockaden.

Der “Bau-Turbo”: Deutschland beschleunigt radikal

Ende Oktober trat das “Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus” in Kraft. Der Volksmund nennt es bereits “Bau-Turbo” – und das nicht ohne Grund. Kommunen können künftig Baurecht schaffen, ohne langwierige Bebauungspläne aufzustellen. Die Planungsverfahren werden auf ein Minimum reduziert.

“Wir sparen Zeit und Kosten für alle Beteiligten”, betont Bundesbauministerin Verena Hubertz. Die Maßnahme zielt direkt auf den riesigen Bauüberhang: Hunderttausende genehmigte Projekte sollen endlich realisiert werden.

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Begleitend verlängert die Regierung die Mietpreisbremse bis Ende 2029. Ab Januar 2025 startet zudem die Neue Wohngemeinnützigkeit. Sozial orientierte Wohnungsunternehmen erhalten dann Steuervorteile, wenn sie vergünstigte Wohnungen anbieten.

Österreich packt eine Milliarde auf den Tisch

Die österreichische Bundesregierung kontert mit einer “Wohnraum-Bau-Offensive”. Herzstück ist ein Zweckzuschuss von einer Milliarde Euro bis 2026. Die Bundesländer verteilen das Geld für Neubau und Sanierung:

  • 780 Millionen Euro fließen in den Neubau von Miet- und Eigentumswohnungen
  • 220 Millionen Euro stehen für Sanierungen bereit
  • Zinsgünstige Darlehen bis 200.000 Euro mit maximal 1,5 % Zinsen

Besonders für junge Familien interessant: Die Regierung streicht temporär die Grundbuch- und Pfandrechtseintragungsgebühren beim Immobilienkauf. Das spart mehrere Tausend Euro bei jedem Eigenheim-Erwerb.

Länder legen noch einen drauf

Die Bundesländer entwickeln eigene Strategien. Salzburg führte zum Jahresbeginn einen Annuitätenzuschuss von bis zu 500 Euro monatlich ein. Oberösterreich bietet seit 2025 Hypothekarkredite mit 1,5 % Fixzins für 20 Jahre an.

In Baden-Württemberg wird es im Juni 2025 revolutionär: Eine reformierte Landesbauordnung führt die Genehmigungsfiktion ein. Reagiert die Behörde drei Monate lang nicht auf einen Bauantrag, gilt er automatisch als genehmigt. “Wir stellen um von Kontrolle auf Ermöglichen”, erklärt Bauministerin Nicole Razavi.

Reichen die Maßnahmen wirklich aus?

Experten sind gespalten. Die Kombination aus Deregulierung und finanziellen Anreizen könnte tatsächlich wirken. Doch Branchenverbände mahnen zur Vorsicht: Entscheidend ist die Umsetzungsgeschwindigkeit in den Behörden.

Kritiker bemängeln fehlende Anreize für private Investoren im großflächigen Neubau. Zudem löst der Fokus auf Wohneigentum nicht das Kernproblem: In Großstädten fehlen vor allem bezahlbare Mietwohnungen. Wer profitiert von vergünstigten Kaufkrediten, wenn sich ohnehin kaum jemand eine Immobilie leisten kann?

Die hohen Baukosten und gestiegenen Zinsen bleiben weitere Bremsfaktoren. Selbst mit schnelleren Genehmigungen rechnet sich für viele Bauherren die Kalkulation nicht.

Was kommt als Nächstes?

Beide Länder planen Evaluierungen. Deutschland prüft den “Bau-Turbo” bis Ende 2029 auf seine Wirksamkeit. In Österreich beobachten Experten genau, wie die Bundesländer die Milliarde verteilen – denn sie gestalten die Förderrichtlinien eigenständig.

Die Debatte geht weiter: Bodenreformen, serielles Bauen und modulare Bauweisen stehen auf der Agenda. Sollten die aktuellen Maßnahmen bis 2026 nicht greifen, droht politischer Druck zur Nachschärfung.

Der Testlauf läuft. Ob die Offensive die Wende bringt oder im bürokratischen Dickicht erstickt, zeigt sich in den kommenden Monaten.

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