Deutschland, Hülsenfrüchte

Deutschland setzt auf Hülsenfrüchte statt Importproteine

19.11.2025 - 21:02:12

Deutschland setzt auf heimische Proteinquellen und erreicht Rekordernten bei Hülsenfrüchten. Der Markt für pflanzliche Lebensmittel wächst auf 1,7 Milliarden Euro mit Potenzial für 250.000 neue Jobs bis 2045.

Deutschland krempelt seine Eiweißversorgung um. Statt weiter massiv Soja zu importieren, setzt die Bundesregierung auf heimische Erbsen, Bohnen und innovative Proteinalternativen. Die Strategie zeigt bereits Wirkung: Der Anbau von Hülsenfrüchten explodiert, der Markt für pflanzliche Lebensmittel boomt. Jetzt soll aus der bewährten Eiweißpflanzenstrategie eine umfassende “Proteinstrategie” werden – mit Algen, Pilzen und Fermentation im Visier.

Ernte steigt um ein Drittel

Die Zahlen sprechen für sich: 2024 ernteten deutsche Landwirte rund 809.100 Tonnen Körnerleguminosen – ein Plus von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erbsen, Ackerbohnen und Sojabohnen erobern die Äcker. Seit 2014 hat sich die Anbaufläche mehr als verdoppelt und nimmt mittlerweile 2,4 Prozent der gesamten Ackerfläche ein.

Dahinter steckt die seit 2012 laufende Eiweißpflanzenstrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Ziel: weniger Abhängigkeit von Soja-Importen, mehr regionale Wertschöpfung. Was ursprünglich vor allem als Tierfutter gedacht war, landet zunehmend auf unseren Tellern. Bei Erbsen fließt bereits ein Viertel der Ernte in Lebensmittel, bei Sojabohnen elf Prozent.

1,7 Milliarden Euro Umsatz mit Pflanzenproteinen

Der Handel profitiert massiv vom Trend. Deutschland ist mit 1,9 Milliarden Euro Umsatz (2022) Europas größter Markt für pflanzliche Lebensmittel. Im Einzelhandel erreichten pflanzliche Alternativen 2024 rund 1,7 Milliarden Euro – mit durchschnittlich 3,3 Prozent Wachstum pro Jahr seit 2022.

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Die Verschiebung im Kaufverhalten ist dramatisch:

  • Kuhmilch: Absatz sank von 2020 bis 2022 um 12 Prozent
  • Pflanzliche Milchalternativen: Verkauf stieg im gleichen Zeitraum um 43 Prozent

Die im Januar 2024 beschlossene Ernährungsstrategie “Gutes Essen für Deutschland” verstärkt diesen Wandel zusätzlich durch die Förderung pflanzenbetonter Ernährung.

Kompetenzzentrum für Proteine der Zukunft

Die Regierung geht aufs Ganze. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung baut ihre Geschäftsstelle seit 2024 zum “Kompetenzzentrum Proteine der Zukunft” aus. Der Fokus erweitert sich deutlich: Neben klassischen Hülsenfrüchten rücken Algen, Pilze und Fermentationsverfahren in den Mittelpunkt.

Hintergrund: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen täglich 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht, Senioren ab 65 Jahren sogar 1,0 Gramm. Diese Menge lässt sich problemlos über pflanzliche Quellen decken – wenn die Kombination stimmt.

Experten sehen die Diversifizierung als zwingend notwendig an. Bei wachsender Weltbevölkerung und bereits erreichten planetaren Grenzen führt kein Weg an Alternativen zu tierischen Produkten vorbei.

250.000 Jobs und Exportchancen

Die ökonomische Dimension ist gewaltig. Eine Systemiq-Studie vom Februar 2025 rechnet vor: Ein ambitionierter Ausbau des Sektors könnte bis 2045 bis zu 250.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Deutschland hätte dank exzellenter Forschung und starker Industrie das Potenzial, nicht nur den Eigenbedarf zu decken, sondern auch Technologien und Produktionsanlagen weltweit zu exportieren.

Ökologisch punktet die Strategie ebenfalls. Leguminosen binden Stickstoff aus der Luft und verbessern die Bodenfruchtbarkeit. Das spart mineralischen Dünger und reduziert CO2-Emissionen. Pflanzenbasierte Ernährung schützt Klima und Ressourcen nachhaltig.

Förderung muss drastisch steigen

Experten fordern klare politische Weichenstellungen. Die Systemiq-Studie nennt konkrete Zahlen: Die öffentliche Forschungsförderung müsse von aktuell 13 Millionen auf durchschnittlich 140 Millionen Euro pro Jahr steigen. Dazu brauche es vereinfachte EU-Zulassungsverfahren für neuartige Lebensmittel.

Ein weiterer Hebel: Gemeinschaftsverpflegung in Schulen, Kitas und Krankenhäusern. Mehr pflanzliche Proteine auf diesen Speiseplänen würden die Akzeptanz in der Bevölkerung steigern und gesunde, nachhaltige Ernährung für alle zugänglich machen.

Wie entschlossen die Bundesregierung ihre Proteinstrategie umsetzt, zeigt sich in den kommenden Monaten bei der konkreten Ausgestaltung des Kompetenzzentrums. Deutschland könnte zum Innovationsführer der globalen Ernährungswende werden – oder die Chance verpassen.

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