Deutschland, Schluss

Deutschland macht Schluss mit nur Bargeld

28.10.2025 - 03:57:02

Die Bundesregierung will Händler zur Annahme digitaler Zahlungen verpflichten, während der Markt bis 2032 auf 692 Milliarden Euro wachsen soll. Datenschutz bleibt dabei die größte Herausforderung.

Die Bundesregierung plant ein Gesetz, das alle Geschäfte zur Annahme digitaler Zahlungen verpflichtet. Der Wandel ist bereits in vollem Gange: Während 2023 noch 51 Prozent aller Transaktionen bar abgewickelt wurden, explodiert parallel der Markt für digitale Bezahlverfahren.

Das Wachstum ist beeindruckend: Der deutsche Digitalzahlungsmarkt soll bis 2032 auf fast 692 Milliarden Euro anwachsen – das entspricht einem jährlichen Wachstum von 9,90 Prozent. Treiber sind der boomende Online-Handel, die Smartphone-Verbreitung und ein echter Generationswechsel bei den Zahlungsgewohnheiten.

Von der Bargeld-Nation zur Kartenzahlung

Deutschland galt lange als Bargeld-Hochburg Europas. Doch die Zeiten ändern sich dramatisch. Laut Bundesbank-Symposium 2025 hat sich die Nutzung mobiler Zahlungen per Smartphone oder Smartwatch zwischen 2021 und 2023 verdreifacht. Über 70 Prozent der deutschen Verbraucher nutzen inzwischen digitale Bezahlverfahren.

Die Corona-Pandemie wirkte als Beschleuniger: Supermärkte ermutigten zur Kartenzahlung, das Limit für kontaktlose Girocard-Zahlungen stieg auf 50 Euro. Während Großhändler den Trend bereits vollzogen haben, akzeptieren immer noch 34 Prozent der kleinen Einzelhändler keine Kreditkarten – meist aus Kostengründen.

Bei den bevorzugten Zahlungsarten zeigt sich ein interessanter Mix: PayPal dominiert im Online-Handel, die heimische Girocard bleibt im stationären Geschäft stark. Digital Wallets wie Apple Pay und Google Pay erobern besonders die unter 35-Jährigen.

Regierung macht Druck: Digitalpflicht für alle Händler

Der geplante Gesetzentwurf wird die Handelslandschaft grundlegend verändern. Künftig müssen alle Unternehmen mindestens eine digitale Zahlungsmethode neben Bargeld anbieten. Hintergrund: Mehr als die Hälfte der Verbraucher erlebte bereits Situationen, in denen sie digital bezahlen wollten, aber nicht konnten.

Die Zustimmung in der Bevölkerung ist eindeutig: Fast drei Viertel der Deutschen befürworten die Digitalpflicht für Geschäfte. Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt jedoch vor höheren Kosten für kleine Betriebe. Welche Zahlungsmethoden genau akzeptiert werden müssen, bleibt noch offen.

Datenschutz bleibt der Knackpunkt

Trotz des digitalen Wandels bremsen Sicherheitsbedenken weiterhin viele Deutsche aus. Die geschätzte Anonymität des Bargelds sitzt tief im kulturellen Bewusstsein – ein entscheidender Faktor auch in der Debatte um den digitalen Euro.

Die Europäische Zentralbank (EZB) verspricht höchste Privatsphäre-Standards: Der digitale Euro soll sogar offline nutzbar sein und damit die Anonymität von Bargeld nachahmen. Ab Januar 2025 verschärft zudem der Digital Operational Resilience Act (DORA) die IT-Sicherheitsanforderungen für Finanzdienstleister erheblich.
Anzeige: Übrigens: Wer sich bei mobilen Zahlungen um Datenschutz sorgt, kann sein Android‑Smartphone in wenigen Minuten deutlich besser absichern. Ein kostenloser Ratgeber erklärt Schritt für Schritt die 5 wichtigsten Schutzmaßnahmen – speziell für WhatsApp, Online‑Shopping, PayPal und Online‑Banking, ganz ohne teure Zusatz‑Apps. Mit Checklisten und praxistauglichen Einstellungen erhöhen Sie sofort Ihre Zahlungssicherheit. Jetzt das kostenlose Android‑Sicherheitspaket herunterladen

Marktchancen zwischen Tradition und Innovation

Deutschlands digitale Zahlungsrevolution verläuft gemächlicher als in Skandinavien, aber konsequenter als erwartet. Der E-Commerce-Markt soll 2025 etwa 103 Milliarden Euro erreichen – das zwingt Händler zu flexiblen Zahlungsoptionen, um Kaufabbrüche zu vermeiden.

Für kleinere Geschäfte bedeutet das Investitionen in neue Infrastruktur und höhere Transaktionskosten. Der Wettbewerb verschärft sich: Etablierte Banken, Tech-Riesen wie Apple und PayPal sowie Fintech-Startups kämpfen um Marktanteile.

Hybrides System als Zukunftsmodell

Die nächsten 12 bis 24 Monate werden entscheidend: Die Details des Digitalpflicht-Gesetzes und die EZB-Entscheidung zum digitalen Euro Ende 2025 stehen bevor. Innovative Lösungen wie “Pay by Bank” – direkte Konto-zu-Konto-Überweisungen – versprechen mehr Sicherheit bei geringeren Kosten.

Bargeld wird nicht verschwinden, aber seine Monopolstellung ist Geschichte. Deutschland steuert auf ein hybrides Zahlungssystem zu: mehr Auswahl, mehr Sicherheit, mehr Komfort. Der digitale Wandel ist nicht mehr aufzuhalten – er ist bereits da.

@ boerse-global.de