Deutschland lehnt EU-Überwachung ab: Klares Nein zu Chat Control
09.10.2025 - 14:25:02Deutschland lehnt EU-Vorschlag zur Chat-Überwachung ab und erweitert gleichzeitig Cybersicherheitspflichten für 29.000 Unternehmen. Neue Gesetze sehen persönliche Haftung für Geschäftsführer vor.
Die Bundesregierung hat diese Woche eine wegweisende Entscheidung für die digitale Zukunft Deutschlands getroffen: Sie stellt sich entschieden gegen den umstrittenen EU-Vorschlag zur automatischen Durchsuchung privater Kommunikation. Gleichzeitig treibt sie den Ausbau der nationalen Cybersicherheit mit neuen Gesetzen voran.
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig machte die deutsche Position unmissverständlich klar: Eine anlasslose Überwachung privater Chats „muss in einem Rechtsstaat tabu sein“. Deutschland werde solchen Vorschlägen auf EU-Ebene nicht zustimmen. Diese Haltung kommt nur wenige Tage vor dem entscheidenden EU-Treffen am 14. Oktober, bei dem über die sogenannte „Chat Control“-Verordnung abgestimmt werden soll.
Datenschützer und Tech-Unternehmen begrüßen den deutschen Widerstand. Sie warnen seit Monaten, dass die EU-Verordnung zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aushebeln und faktisch eine „Malware auf jedem Gerät“ installieren würde.
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Neue Cyber-Gesetze sollen 29.000 Unternehmen erfassen
Parallel zur Datenschutz-Offensive verstärkt Deutschland seine digitalen Abwehrkräfte massiv. Das geplante NIS-2-Umsetzungsgesetz weitet die Cybersicherheitspflichten drastisch aus: Statt bisher 4.500 müssen künftig rund 29.000 Unternehmen strenge Sicherheitsvorschriften befolgen.
Das Gesetz erfasst neue Sektoren wie Cloud-Anbieter, Rechenzentren, Produktionsbetriebe und Postdienste. Die betroffenen Firmen – eingeteilt in „wesentliche“ und „wichtige“ Einrichtungen – stehen vor umfassenden Anforderungen: Sie müssen Risikomanagement betreiben, Cyber-Angriffe binnen 24 Stunden dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) melden und ihre Lieferketten absichern.
Besonders brisant: Geschäftsführer können persönlich haftbar gemacht werden, wenn sie Compliance-Pflichten vernachlässigen. Der Gesetzgebungsprozess soll Ende 2025 abgeschlossen werden.
Schutzschild für kritische Infrastrukturen
Ergänzend zum NIS-2-Gesetz hat das Kabinett das neue KRITIS-Dachgesetz verabschiedet. Es schützt deutsche Schlüsselinfrastrukturen nicht nur vor Cyber-Attacken, sondern auch vor physischen Bedrohungen wie Naturkatastrophen oder Sabotage.
Der „All-Gefahren-Ansatz“ verpflichtet Betreiber zu regelmäßigen Risikoanalysen und umfassenden Notfallplänen. Doch die Wirtschaft schlägt Alarm: Der Digitalverband Bitkom kritisiert mögliche Überschneidungen und bürokratische Hürden zwischen beiden Gesetzen. Die Regierung will das KRITIS-Gesetz bis Ende 2025 oder Anfang 2026 in Kraft setzen.
Digitale Verwaltung: Bürger verlieren das Vertrauen
Während die Sicherheitsgesetze voranschreiten, hinkt die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung hinterher. Der aktuelle „eGovernment Monitor 2025“ zeichnet ein ernüchterndes Bild: 51 Prozent der Befragten zweifeln wegen mangelhafter digitaler Angebote an der staatlichen Effizienz.
Besonders problematisch: Nur 25 Prozent der Bürger nutzen den Online-Ausweis – viel zu wenig für reibungslose digitale Behördengänge. Immerhin 70 Prozent fordern deutlich höhere Investitionen in die Cybersicherheit. Während bundesweite Dienste schwächeln, zeigen sich die Bürger mit lokalen und kommunalen Digital-Angeboten zufriedener.
Das verzögerte Online-Zugangsgesetz hat Deutschland im EU-Vergleich ins untere Mittelfeld abrutschen lassen. Die für 2027 geplante Gesundheits-ID wurde bereits verschoben – ein weiteres Beispiel für die schleppende Umsetzung.
Balanceakt zwischen Sicherheit und Privatsphäre
Deutschlands Doppelstrategie spiegelt ein komplexes Dilemma wider: Wie lässt sich eine sichere, effiziente und nutzerfreundliche digitale Gesellschaft aufbauen, ohne Grundrechte zu opfern?
Die Ablehnung der „Chat Control“ positioniert Deutschland als führende Stimme für Datenschutz in Europa. Gleichzeitig reagiert die massive Ausweitung der Cybersicherheitsgesetze auf die wachsende Bedrohung durch professionelle Cyberkriminelle und staatliche Akteure.
Das BSI warnt seit Monaten vor der Zunahme gezielter Attacken. Mit der persönlichen Haftung für Manager will die Regierung Cybersicherheit zur Chefsache machen – ein Paradigmenwechsel für die deutsche Wirtschaft.
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Die nächsten Monate werden entscheidend
Bis Ende 2025 muss sich zeigen, ob Deutschland den Spagat zwischen Sicherheit und Bürgerrechten meistert. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, neue Compliance-Anforderungen zu verstehen und umzusetzen – bei Androhung empfindlicher Strafen.
Für die digitale Verwaltung plant die Regierung das Online-Zugangsgesetz 2.0. Bis 2026 soll zudem die Europäische Digitale Identitätsbrieftasche (EUDI-Wallet) eingeführt werden – ein entscheidender Test für die Zukunft der digitalen Bürgerservices.
Die Entscheidungen dieser Woche haben einen klaren, wenn auch anspruchsvollen Kurs gesetzt: Deutschland will digitale Souveränität ohne Überwachungsstaat. Ob das gelingt, entscheidet sich in den kommenden Monaten.