Deutschland-ID, Bund

Deutschland-ID: Bund beschleunigt Digitalisierung der Verwaltung

10.10.2025 - 03:49:01

Die Bundesregierung treibt mit dem OZG 2.0 die vollständige Digitalisierung von Behördengängen voran. Zentrale Elemente sind eine einheitliche Bürger-ID und Open-Source-Lösungen für mehr Effizienz.

Deutschland will bis 2028 alle wichtigen Behördengänge online ermöglichen. Die neue Generation des Online-Zugangs-Gesetzes setzt auf Open Source und eine zentrale Bürger-ID – doch die Umsetzung bleibt eine Mammutaufgabe.

Der Zeitdruck ist spürbar: Während andere EU-Länder ihre Bürger längst digital verwalten, hinkt Deutschland bei E-Government-Services hinterher. Jetzt soll das überarbeitete Online-Zugangs-Gesetz 2.0 den Durchbruch bringen. Kernstück der neuen Strategie ist die „Deutschland-ID“ – ein zentrales Bürgerkonto, das die Kommunikation mit Behörden revolutionieren soll.

74 Prozent der deutschen Bürger wünschen sich laut einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage mehr digitale Verwaltungsservices. Die Bundesregierung reagiert mit einem ambitionierten Plan: Bis Ende des Jahrzehnts sollen nahezu alle der ursprünglich geplanten 600 Verwaltungsdienstleistungen komplett online abwickelbar sein.

Neuer Ansatz: „Einer für alle“

Das Hauptproblem der deutschen Digitalisierung liegt in der Zersplitterung. 16 Bundesländer und Tausende Kommunen entwickeln oft parallel ähnliche Lösungen. Das neue Konzept setzt auf das „Einer-für-alle“-Prinzip: Ein Bundesland entwickelt eine digitale Lösung, die anderen übernehmen sie.

Die Erfolgsgeschichte Hannover zeigt, wie schnell es gehen kann. Die niedersächsische Landeshauptstadt steigerte ihre OZG-konformen Services binnen eines Jahres von 50 auf 94 Prozent und kletterte dadurch im Smart City Index dramatisch nach oben.

Berlin geht noch einen Schritt weiter: Alle Unternehmensanmeldungen sollen bis Ende 2025 digital möglich sein – inklusive KI-gestützter Bearbeitung für schnellere Genehmigungsverfahren.

Open Source als Staatsdoktrin

Ein Paradigmenwechsel bahnt sich an: Das OZG 2.0 verpflichtet Bund und Länder zur Bevorzugung von Open-Source-Software bei IT-Beschaffungen. Diese Entscheidung soll Deutschland unabhängiger von proprietären Anbietern machen und folgt dem europäischen Trend zur digitalen Souveränität.
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Parallel dazu entsteht eine „souveräne Verwaltungscloud“ – ein sicherer digitaler Raum für sensible Behördendaten. Das neue Bundesamt für Informationssicherheit erhält erweiterte Befugnisse und kann bei Cyberangriffen direkter eingreifen.

Der Grundsatz „Öffentliches Geld, öffentliche Daten“ wird gesetzlich verankert. Bürger bekommen einen Rechtsanspruch auf offene Behördendaten, was Innovationen in der Privatwirtschaft fördern soll.

Bürgergeld als Vorreiter

Konkrete Fortschritte zeigen sich bereits beim Bürgergeld: Antragstellung und sichere Dokumentenübermittlung funktionieren online. Für Millionen von Empfängern bedeutet das: Keine Warteschlangen mehr, keine verlorenen Unterlagen.

Doch die Herausforderungen bleiben gewaltig. Kleinere Kommunen kämpfen mit begrenzten IT-Budgets und Personalengpässen. Experten des Branchenverbands eco begrüßen die neuen Pläne, fordern aber verbindliche Fristen und Sanktionsmöglichkeiten bei Verzögerungen.

Wettlauf gegen die Zeit

Das Zeitfenster ist eng bemessen. Bis 2028 soll die digitale Transformation der deutschen Verwaltung weitgehend abgeschlossen sein. Ein ehrgeiziges Ziel für ein Land, das jahrelang bei der Digitalisierung hinterherhängte.

Die Deutschland-ID wird dabei zum Schlüssel: Sie soll als einheitliche digitale Identität alle Behördenkontakte vereinfachen. Von der Kfz-Anmeldung bis zum Reisepass-Antrag – alles aus einer Hand, rund um die Uhr verfügbar.

Der Erfolg hängt jedoch von einer entscheidenden Frage ab: Können Bund, Länder und Kommunen endlich an einem Strang ziehen? Die nächsten Monate werden zeigen, ob Deutschlands Verwaltung den Sprung ins digitale Zeitalter schafft – oder weiter hinter den Erwartungen seiner Bürger zurückbleibt.

@ boerse-global.de