Deutschland, Unternehmensgründungen

Deutschland digitalisiert Unternehmensgründungen – aber der Flickenteppich bleibt

15.11.2025 - 12:09:12

Die Bundesregierung drückt aufs Tempo: Geschäftseröffnungen sollen endlich komplett online möglich werden. Anfang November präsentierte das Kabinett ein Maßnahmenpaket zum Bürokratieabbau, das vor allem digitale Lösungen in den Mittelpunkt stellt. „Bürokratieabbau darf kein Selbstzweck sein – er muss konkret den Alltag der Menschen verbessern”, betonte Johannes Schätzl, Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Digitales und Staatmodernisierung, am 5. November. Geplant sind unter anderem die vollständige Digitalisierung von Kaufverträgen und eine digitale „Work-and-Stay”-Agentur für internationale Fachkräfte.

Während bundesweit ambitionierte Ziele formuliert werden, erleben Gründerinnen und Gründer je nach Standort völlig unterschiedliche Realitäten. Das Onlinezugangsgesetz (OZG) sollte bereits Ende 2022 alle Verwaltungsleistungen digital verfügbar machen – die Umsetzung lässt jedoch weiter auf sich warten.

Immerhin gibt es Lichtblicke: Berlin führte im Oktober 2025 als erstes Bundesland eine vollständig medienbruchfreie Gewerbeanmeldung ein. Gründer können den gesamten Prozess ohne Papierformulare oder persönliche Termine abwickeln. Nordrhein-Westfalen bietet seit September bei über 80 Prozent der Gewerbeanmeldungen und Genehmigungen Online-Services an.

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Der Kontrast zu anderen Regionen könnte kaum größer sein: In vielen Bundesländern stehen volldigitale Dienste in weniger als einem Viertel der Kommunen zur Verfügung. Ob eine Gründung reibungslos klappt oder zur Geduldsprobe wird, hängt damit weiterhin stark vom Wohnort ab.

Vom Formular-Dschungel zum digitalen Ökosystem

Was macht die Digitalisierung so kompliziert? Die Herausforderung liegt nicht nur in der technischen Umsetzung, sondern im Aufbau nahtloser, rechtssicherer Prozesse. Jahrelang nannten Unternehmer bürokratische Hürden als größtes Hindernis bei Neugründungen – noch vor hohen Energiepreisen oder Fachkräftemangel.

Die Lösung soll ein digitales Unternehmenskonto werden: eine zentrale, sichere Plattform für alle behördlichen Angelegenheiten. Das „Once-Only”-Prinzip bedeutet, dass Daten nur einmal eingereicht werden müssen. Die Weiterentwicklung des OZG schafft dafür den rechtlichen Rahmen. Bundesbehörden werden künftig verpflichtet, ihre Dienste für Unternehmen ausschließlich elektronisch anzubieten.

Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel

Diese Reformen sind mehr als Komfortgewinn – sie entscheiden über Deutschlands internationale Konkurrenzfähigkeit. Wirtschaftsverbände wie die DIHK warnen seit Jahren, dass umständliche Verwaltung Investitionen abschreckt und Innovationen ausbremsst.

Die Kluft zwischen privater und öffentlicher Digitalisierung wird immer offensichtlicher: In einer DIHK-Umfrage vom Oktober bewerteten Unternehmen ihren eigenen Digitalisierungsgrad mit der Note 2,8 – die öffentliche Verwaltung dagegen mit mangelhaften 4,29. Diese Frustration zeigt, wie dringend der Staat nachziehen muss.

Dass am 18. November in Berlin der „Gipfel zur europäischen digitalen Souveränität” stattfindet, bei dem Politiker und Wirtschaftsvertreter über KI, Start-ups und Dateninfrastruktur diskutieren, unterstreicht die strategische Dimension des Themas.

Langstrecke statt Sprint

Die jüngsten Initiativen und Vorreiter wie Berlin machen Hoffnung. Das novellierte OZG verankert erstmals einen Rechtsanspruch auf digitale Verwaltung bei Bundesbehörden und schreibt flächendeckende Unternehmenskonten vor.

Doch bis zur einheitlichen, nutzerfreundlichen Digitalverwaltung in allen 16 Bundesländern bleibt der Weg steinig. Die entscheidende Frage: Gelingt es, einheitliche Standards zu schaffen und intuitive Plattformen aufzubauen, die Gründern wirklich das Leben erleichtern?

Deutschlands Unternehmer beobachten genau, ob der aktueller Schwung in dauerhaften Wandel mündet. Die Vision ist klar: Geschäftsgründungen sollen so einfach und effizient werden wie die digitale Wirtschaft selbst.

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