Deutscher Büromarkt: Flucht in die Qualität
30.09.2025 - 10:23:02Leerstand steigt, Spitzenmieten auch
Der deutsche Büroimmobilienmarkt erlebt eine radikale Spaltung. Während moderne ESG-konforme Gebäude Spitzenmieten erzielen, steigen die Leerstandsquoten auf Rekordniveau – getrieben durch hybride Arbeitsmodelle und verschärfte Nachhaltigkeitsanforderungen.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 7,7 Prozent Leerstand in den sieben größten deutschen Städten – ein Höchststand seit Jahren. Doch hinter dieser Statistik verbirgt sich eine fundamentale Marktumwälzung. Unternehmen zahlen bereitwillig Premium-Preise für hochwertige, nachhaltige Büros, während veraltete Objekte zu Ladenhütern werden.
Diese „Flight-to-Quality“ stellt Eigentümer vor große Herausforderungen, eröffnet aber auch Chancen für zukunftsorientierte Konzepte.
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Fast 8 Millionen Quadratmeter stehen in Berlin, München, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Köln und Stuttgart leer. Düsseldorf führt mit 12,3 Prozent, Frankfurt folgt mit 11,2 Prozent. Analysten erwarten einen weiteren Anstieg auf 7,9 Prozent bis 2026.
Doch die Statistik täuscht. Der Leerstand signalisiert keinen Nachfrageeinbruch, sondern einen strukturellen Wandel. Unternehmen konsolidieren ihre Flächen und suchen kleinere, aber hochwertigere Büros für die hybride Arbeitswelt.
Gleichzeitig explodieren die Spitzenmieten. Frankfurt verzeichnete im ersten Quartal den stärksten Kostenanstieg aller 40 von Savills untersuchten Städte weltweit. Die Nachfrage nach Premium-Flächen bleibt ungebrochen.
ESG wird zur Marktmacht
„Lage, Lage, Lage“ war gestern. Heute heißt die Formel: „Lage, Qualität und Nachhaltigkeit“. ESG-Kriterien entscheiden über die Zukunftsfähigkeit von Büroimmobilien. EU-Vorgaben wie die Taxonomie-Verordnung machen Nachhaltigkeit zur Finanzierungsvoraussetzung.
Der Markt spaltet sich radikal:
- Green Premium: ESG-zertifizierte Objekte erzielen 10 Prozent höhere Mieten und werden um 14 bis 16 Prozent höher bewertet
- Brown Discount: Bis zu 75 Prozent des Gebäudebestands gelten als nicht ESG-konform und drohen ohne Sanierung zu „Stranded Assets“ zu werden
Mieter zahlen gerne mehr für nachhaltige Arbeitsumgebungen – sie verschaffen Wettbewerbsvorteile im Kampf um Fachkräfte.
Coworking erobert den Markt zurück
Die Pandemie hat hybride Arbeitsmodelle unumkehrbar gemacht. Unternehmen brauchen weniger feste Arbeitsplätze, dafür mehr hochwertige Kollaborationsflächen. Das befeuert flexible Bürolösungen.
Seit 2020 stieg die Zahl der Coworking-Spaces in Deutschland um 41,5 Prozent. Berlin führt als „Hauptstadt der flexiblen Büros“, gefolgt von München und Frankfurt. Große Konzerne nutzen zunehmend flexible Flächen für schwankenden Bedarf und serviceorientierte Arbeitsumgebungen.
Der Paradigmenwechsel ist da
50 Prozent der hybrid Arbeitenden sind produktiver als im reinen Büro – das zeigt eine aktuelle Owl Labs-Studie. Für 40 Prozent der Arbeitnehmer sind flexible Arbeitszeiten job-entscheidend.
Immobilieninvestoren müssen umdenken: Statt nur Flächen zu vermieten, schaffen sie serviceorientierte, nachhaltige Arbeitswelten. Das erfordert hohe Investitionen in Modernisierung und ESG-konforme Sanierung.
Die Polarisierung verschärft sich weiter. Das ifo Institut prognostiziert einen langfristigen Rückgang des Büroflächenbedarfs um 12 Prozent durch Homeoffice. Top-Büroflächen in zentralen Lagen bleiben gefragt, sekundäre Lagen geraten unter Druck.
Das Büro wird zum Identitätszentrum. Erfolgreich sind Akteure, die in Smart-Building-Technologien investieren, multifunktionale Flächen mit Hotel-Service schaffen und konsequent auf ESG setzen. Wer diese neue Realität annimmt, gewinnt im tiefgreifenden Marktwandel.