Chemieindustrie, Produktion

Deutsche Chemieindustrie: Produktion auf historischem Tiefstand

19.11.2025 - 23:51:12

Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie steckt Ende 2025 in der schwersten Krise seit Jahrzehnten. Die Kapazitätsauslastung ist auf 70 Prozent gefallen – der niedrigste Wert seit 1991. Produktion und Umsätze brechen ein, Konzerne wie BASF und Evonik streichen Tausende Stellen.

Hohe Energiekosten, schwache Nachfrage und wachsender Druck aus China und den USA bringen Deutschlands drittgrößte Industriebranche an ihre Grenzen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) warnt: Ohne schnelle politische Kurskorrektur droht der Untergang zentraler Industriezweige.

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup bringt es auf den Punkt: “Gerade in der Chemie hakt es an allen Ecken. Produktion, Umsatz, Preise, Auslastung: Alles steht im Minus.”

Die Zahlen aus dem dritten Quartal 2025 belegen das Drama:

  • Umsatz: Minus 2,3 Prozent auf 52,1 Milliarden Euro
  • Produktion: Rückgang um 1,5 Prozent
  • Kapazitätsauslastung: 70 Prozent – weit unter der Rentabilitätsschwelle

Für das Gesamtjahr rechnet der VCI mit stagnierender Produktion und einem Umsatzrückgang auf 219 Milliarden Euro. Einzig die Pharmasparte wächst mit zwei Prozent, während die Chemieproduktion zwei Prozent verliert.

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Energiekosten als Dauerlast

Erdgas bleibt das zentrale Problem. Die Branche braucht es nicht nur als Energieträger, sondern auch als unverzichtbaren Rohstoff für Grundchemikalien. Zwar sind die Preise von den Rekordständen der Energiekrise 2022 zurückgekommen – im internationalen Vergleich bleiben sie aber eine massive Belastung.

Hinzu kommt: Die Nachfrage aus Schlüsselindustrien wie Automobil- und Bau bricht ein. Die Auftragseingänge sinken, besonders aus dem Inland. Dieser toxische Cocktail gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland fundamental.

Stellenabbau im großen Stil

Die Konzerne reagieren mit drastischen Schnitten. BASF schreibt am Heimatstandort Ludwigshafen seit Jahren Verluste und verlagert Investitionen nach China. Evonik plant den Abbau von bis zu 7.000 Stellen. Konzernchef Christian Kullmann spricht von “massiven, folgerichtigen Veränderungen” – keine vorübergehenden Schwankungen.

Die Investitionsbereitschaft ist eingebrochen. Um den freien Cashflow zu schonen, fahren Unternehmen ihre Ausgaben auf ein Minimum herunter. Kann die deutsche Chemieindustrie unter diesen Bedingungen überhaupt noch konkurrenzfähig bleiben?

China überholt Europa

Die Verschiebung der globalen Machtverhältnisse ist dramatisch. Seit 2019 ist die Chemieproduktion in der EU um über acht Prozent gesunken. China hat sich zum größten Chemiestandort der Welt entwickelt und erwirtschaftet 40 Prozent der weltweiten Umsätze.

Die USA ziehen ebenfalls davon. Deutschland verliert im Exportgeschäft zunehmend den Anschluss. Hohe Standortkosten, überbordende Bürokratie und strenge EU-Regulierungen belasten zusätzlich. Der VCI warnt eindringlich: Die Industrienation Deutschland habe “heftig Schlagseite”, Berlin riskiere den “Untergang zentraler Branchen”.

Politik muss liefern

Die Branche fordert eine Kehrtwende. Zu den Kernforderungen gehören:

  • Deutliche Senkung der Stromkosten durch einen Industriestrompreis von fünf Cent pro Kilowattstunde
  • Massiver Bürokratieabbau für schnellere Genehmigungsverfahren
  • Verlässliche Rahmenbedingungen für langfristige Investitionen

Der diskutierte Industriestrompreis würde den Bund rund drei Milliarden Euro kosten. Dazu soll eine “Chemieagenda 2045” erarbeitet werden, um langfristig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Doch die Zeit drängt. Eine konjunkturelle Erholung wird frühestens 2026 erwartet. Ohne schnelle Maßnahmen droht eine weitere Abwanderung von Produktion und Know-how. Die strukturellen Probleme werden die deutsche Chemieindustrie noch Jahre beschäftigen – falls sie bis dahin nicht bereits irreparablen Schaden genommen hat.

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