Thema des Tages, Börsen/Aktien

Der zuletzt rekordhungrige Dax DE0008469008 leidet am Freitag unter deutlichen Gewinnmitnahmen.

07.03.2025 - 10:00:54

Frankfurt Eröffnung: Gewinnmitnahmen zum Ende starker Woche

In der ersten Handelsstunde sank der deutsche Leitindex um 1,60 Prozent auf 23.043,86 Punkte. Auf Wochensicht entspricht das aber immer noch einem Plus von 2,2 Prozent, nachdem der Dax am Montag erstmals die Marke von 23.000 Punkten überwunden hatte.

Der MDax DE0008467416 der mittelgroßen Unternehmen fiel am Freitagmorgen um 2,02 Prozent auf 29.677,35 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 ging es um 1,1 Prozent bergab.

Die vergangenen Tage hatten die von den wohl künftigen Regierungsparteien Union und SPD geplanten Milliarden-Kredite für Verteidigung und Infrastruktur den Dax beflügelt. Auch der Kursrücksetzer vom Dienstag war schnell ausgebügelt. Am Freitag könnte es für ihn aber noch einmal ungemütlich werden. Denn am Nachmittag steht der US-Arbeitsmarktbericht auf der Agenda, der großen Einfluss auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed hat. Zudem fielen die Vorgaben der Übersee-Börsen in New York und Asien negativ aus.

Laut Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners ist in den USA mit einem moderaten Stellenzuwachs und einer unveränderten Arbeitslosenquote zu rechnen. Mindestens genauso wichtig sei aber die Entwicklung der Löhne. "Zuletzt war der Anstieg bei den Löhnen steil. Und ein schnelles und starkes Lohnwachstum könnte die Fed noch länger von weiteren Zinssenkungen abhalten", schrieb er.

Auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) können die Börsen in nächster Zukunft wohl wenig Rückenwind erwarten. Diese hatte am Donnerstag zwar ihren Leitzins wie erwartet ein weiteres Mal gesenkt. Weil die Zollkonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump die Teuerung anheizen könnten, warnen manche Notenbanker aber vor zu weitgehenden Senkungen. Ökonomen gehen daher davon aus, dass die EZB im April eine Zinspause einlegen könnte.

Zuletzt gab es bei den Zöllen zwar Entspannungssignale, da Trump im Streit mit Kanada und Mexiko ein Stück zurückruderte. Demnach sollen für alle Einfuhren aus den beiden Nachbarländern, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen, bis zum 2. April keine Strafabgaben gelten. Im Raum stehen aber weiter mögliche US-Einfuhrzölle für europäische Waren, die Trump schon mehrfach angedroht hat.

Am deutschen Aktienmarkt dominierten vor dem Wochenende Kursverluste. Unter anderem gerieten Infrastrukturtitel wie Siemens Energy DE000ENER6Y0, Hochtief DE0006070006 und Bilfinger DE0005909006, die zuletzt deutlich von den geplanten deutschen Milliarden-Krediten profitiert hatten, mit Abschlägen von mehr als 4 Prozent unter Druck.

Überwiegend etwas besser hielten sich die jüngst ebenfalls gefragten Rüstungsaktien: Rheinmetall DE0007030009 und Renk DE000RENK730 gaben um 1,6 beziehungsweise 1,9 Prozent nach.

Dagegen büßten Hensoldt DE000HAG0005 am MDax-Ende 6 Prozent ein. Hier belastete auch eine Abstufung des Analysehauses Kepler Cheuvreux. Die gigantischen Aufrüstungspläne in Europa hätten zweifellos gute Gründe geliefert, auf einen Umsatzschub für den Spezialisten für Rüstungselektronik zu setzen, schrieb Experte Aymeric Poulain. Das Tempo, in dem die Aktien die Zukunft vorwegnähmen, sei aber gefährlich hoch. Die Aktien seien inzwischen "zu heiß, um sie zu halten".

Die am Vortag nach Zahlen bärenstarken Aktien des Logistikkonzerns DHL DE0005552004 rutschten um 3,1 Prozent auf 42,90 Euro ab. Die Investmentbank HSBC erhöhte zwar angesichts des starken Laufs ihr Kursziel auf 47 Euro, strich aber ihre Kaufempfehlung. Dass Deutsche Bank Research den genau umgekehrten Weg ging und nun zum Kauf rät, half den Titeln ebenso wenig wie die Kursziel-Anhebungen einiger anderer Häuser.

Bei Technologietiteln drückten die deutlichen Verluste an der US-Tech-Börse Nasdaq auf die Stimmung. Daran änderte auch der erfreuliche Umsatzausblick, den der US-Chiphersteller Broadcom US11135F1012 nach US-Börsenschluss gegeben hatte, nur wenig. Beim Softwarekonzern SAP DE0007164600 und beim Chiphersteller Infineon DE0006231004 standen Kursrückgänge um 1,6 und 1,9 Prozent zu Buche. Im MDax büßten die Papiere des Halbleiterwafer-Herstellers Siltronic DE000WAF3001 4,1 Prozent ein.

@ dpa.de