Produktion/Absatz, Deutschland

Der Sport lockt Millionen Menschen vor den Fernseher.

19.02.2025 - 06:27:46

ARD/ZDF: Weiterverkauf von Sport-Rechten an Pay-TV möglich

Er kostet allerdings auch Millionen von Euro. Deshalb ist die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender nicht unumstritten. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky und ZDF-Sportchef Yorck Polus beziehen im dpa-Interview Stellung.

Frage: "Bei den Diskussionen über den Rundfunkbeitrag steht meist auch der Sport im Fokus. Es ist von zu hohen Kosten für Sportrechte die Rede und von Deckelung. Wie sehen das die Sportredaktionen von ARD und ZDF?"

Balkausky: "Bei uns gab es ja schon immer eine Deckelung. Darüber hinaus ist der Etat für Sportrechte immer wieder reduziert worden, auch für die jetzt laufende mittelfristige Finanzplanung, wie es im technischen Deutsch heißt. Dazu gibt es weitere Kürzungen, die man nicht so genau beziffern kann wie im Lizenzsektor, aber auch im Produktionsbereich haben wir zum Beispiel Einsparungen vorgenommen. Insofern glaube ich, ist schon längst umgesetzt worden, was an Forderungen aus der Politik gekommen ist."

Polus: "Auch bei uns ist es so, dass wir angepasste Etatvorgaben bereits umgesetzt haben. Welche Bedeutung die Entwicklung der Inflationsrate auch in dieser Hinsicht hat, dürfte bekannt sein. Mit anderen Worten: Kürzungen und Anpassungen sind erfolgt - mehr Geld wird es nicht geben. Das heißt: Die Herausforderungen werden damit nicht kleiner."

Frage: "Kann man die Kürzungen konkretisieren? Was heißt das für den Einkauf der Sportrechte?"

Balkausky: "Der Gesamtetat für den Sportrechte-Erwerb wurde für die kommenden vier Jahre noch einmal um über fünf Prozent reduziert."

Frage: "Und wie sieht es beim ZDF beim Sportrechte-Etat aus?"

Polus: "Die erforderlichen Sportrechte bilden im Gesamtaufwand für die Sportberichterstattung im ZDF den größten Kostenblock."

Frage: "Ist es denn eine ähnliche Größenordnung wie bei der ARD?"

Polus: "Die Größenordnung, in der gekürzt werden muss, ist in ähnlicher Relation."

Balkausky: "Der Unterschied zum ZDF ist bei uns, dass wir auch Rechte für die 3. Programme erwerben - etwa für die Berichterstattung von der 3. Liga."

Frage: "Bei der Diskussion um teure Rechte geht es auch um Fußball-Länderspiele. ARD und ZDF haben gemeinsame Rechte für 30 Spiele von 2022 bis 2028 erworben, RTL ebenfalls. Warum können nicht alle 60 bei RTL laufen - und ARD und ZDF sparen da?"

Balkausky: "Das hat auch mit der Vielfalt, mit der Breite des Sports zu tun, die wir abbilden wollen - dazu gehört auch Fußball. Die Zuschauer und Zuschauerinnen sind gewohnt, dass sie bei ARD und ZDF auch Länderspiele zu sehen bekommen. RTL hat ja so viele, wie wir beide zusammen. Das ist ein Deal, der den Beitragszahlern entgegenkommt und mit dem alle gut leben können. Nach Großereignissen machen wir regelmäßig Umfragen, was die Beitragszahler von uns erwarten. Für sie gehören Großereignisse und Länderspiele ebenso dazu wie die Fußball-Bundesliga. Und die Frage ist auch, könnte RTL sich alle Spiele leisten? Ich glaube, RTL hat nichts dagegen, dass wir uns die Länderspiele teilen."

Polus: "Bei vielen Sportrechten gilt: Teilen ist das neue Haben. Bestimmte Übertragungsrechte sind sehr teuer geworden. Deshalb stellt sich die Frage: Ist es da nicht besser, nur einen Teil des Kuchens zu erwerben, um unserem Programmauftrag gerecht werden zu können, möglichst vielfältig zu berichten? Wir wollen mit unserer Sportberichterstattung die Breite der Bevölkerung und der Gesellschaft erreichen. Und das große Publikum erreichen wir in allererster Linie mit dem Fußball."

Frage: "Bezieht sich das Teilen auch schon auf die EM 2028, für die ARD und ZDF alle Rechte gekauft haben?"

Balkausky: "Wir schließen das in diesen Zeiten nicht mehr aus, wenn es Interesse gibt. Wir haben ja bereits bei den letzten großen Turnieren vieles geteilt."

Frage: "Würde das Teilen auch für einen Pay-TV-Sender gelten, der dann einzelne Spiele der EM nur hinter der Bezahlschranke zeigt?"

Balkausky: "So ist es ja auch schon bei der WM in Katar gewesen, als die Telekom genau das gemacht hat. Insofern würde es auch für die EM 2028 Möglichkeiten geben. Wenn die anderen Medienunternehmen so weit sind, sich mit diesem Thema zu befassen, werden wir über die SportA gerne bereit sein, darüber zu sprechen."

Frage: "Kommen wir zu Rechten, die nicht so teuer sind. ARD und ZDF zeigen sehr, sehr viel Wintersport. Der Kunde kann das aber auch woanders im Free-TV sehen, beim Discovery-Sender Eurosport. Warum müssen ARD und ZDF quasi parallel dazu senden?"

Polus: "Die Zuschauerzahlen zeigen eindeutig, wo die Menschen den Wintersport suchen - bei ARD und ZDF. Und der Wintersport ist ein Beleg für die Vielfalt des Sports, die wir abbilden. Das erwarten die Zuschauerinnen und Zuschauer von uns - der konstant gute Publikumszuspruch unterstreicht das nachhaltig."

Balkausky: "Ich glaube, wenn man bei den Verbänden nachfragt, ob sie gerne auf ARD und ZDF und auf die damit verbundene starke Reichweite verzichten würden, dann würden sie sagen: Nein. Ich glaube, die Kontinuität und Reichweite, die wir generieren können, ist für Veranstalter und Verbände ganz wichtig, auch in ihrer Vermarktung. Vor allem aber gilt: Es besteht ein großes Bedürfnis von einem großen Anteil derjenigen, die uns finanzieren, auch diese Sportarten bei uns zu sehen. Übrigens hat Eurosport/Discovery, was aus Sicht des Senders auf jeden Fall nachvollziehbar ist, während der Australian Open keinen Wintersport auf Eurosport 1 übertragen, sondern Tennis."

Frage: "Vielleicht wäre es anders, wenn sie Wintersport alleine hätten..."

Balkausky: "Dann müsste Eurosport/Discovery die Rechte auch alleine finanzieren, und die Verbände bekämen insgesamt weniger. Wenn das Geld der Öffentlich-Rechtlichen nicht dabei wäre, wäre es sicherlich schwieriger für den Deutschen Skiverband oder andere, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Schließlich ist es ja nicht so, dass bei allen Sportarten private Sender interessiert sind, unsere Rolle zu übernehmen."

Polus: "Viele Sportverbände haben ein sehr großes Interesse daran, dass ihre Sportarten bei ARD und ZDF eine Rolle spielen - so gewinnen sie an Relevanz."

ZU DEN PERSONEN:

Yorck Polus (54) ist seit Januar 2023 Leiter der ZDF-Hauptredaktion Sport. Vorher war er auch Reporter und für die "Sportreportage" zuständig.

Axel Balkausky (62) ist seit 2009 als hauptamtlicher Sportkoordinator für die ARD tätig. Zuvor arbeitete er beim NDR und bei den Privatsendern Sat.1 und DSF.

@ dpa.de

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