Produktion/Absatz, Zusammenfassung

Der Solarhersteller Meyer Burger CH0027700852 hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Verlust verbucht und diese Woche die Produktion von Modulen in Freiberg eingestellt.

14.03.2024 - 16:50:25

Hohe Verluste bei Meyer Burger - Modulproduktion in Freiberg gestoppt

Der Schritt sei am Dienstagnachmittag erfolgt, teilte das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz am Donnerstag mit. Noch im März soll das Gros der rund 500 Beschäftigten dort die Kündigung erhalten. Damit enden die Arbeitsverträge Ende April.

Meyer Burger hatte bereits im Februar angekündigt, die Produktion in Freiberg in der ersten Märzhälfte einzustellen, um zu sparen. Hintergrund ist eine starke Konkurrenz durch billige Solarmodule aus China. Das Unternehmen und weitere Vertreter der Branche haben bisher erfolglos an die Bundesregierung appelliert, Solarprodukte europäischer Hersteller zu fördern. Bisher konnte sich die Bundesregierung jedoch nicht auf einen solchen Resilienz-Bonus einigen. Schon voriges Jahr sei die Modulproduktion in Freiberg angepasst und eine Linie nicht voll hochgefahren worden, erklärte Vorstandschef Gunter Erfurt.

Im Geschäftsjahr 2023 stand unterm Strich ein Minus von 291,9 Millionen Schweizer Franken (rund 303 Mio Euro), wie Meyer Burger am Donnerstag mitteilte. Der starke Preisdruck im europäischen Solarmarkt habe verhindert, die angestrebten Verkaufsmengen zu erzielen. Knapp die Hälfte des Verlusts sei auf Einmaleffekte zurückzuführen. Den Umsatz bezifferte das Unternehmen auf 135 Millionen Schweizer Franken - etwas weniger als im Vorjahr (147,2 Mio. Franken).

"Wir haben durch die Marktverzerrungen in Europa ein wirklich sehr herausforderndes Jahr hinter uns", sagte Erfurt. In Deutschland hake es daran, anzuerkennen, dass Solar eine kritische Infrastruktur sei. Auf europäischer Ebene seien hingegen positive Entwicklungen erkennbar. Dazu verwies er etwa auf Italien. "Als Unternehmen können wir uns aber nicht auf blumige Aussagen verlassen, sondern sind mit der harten Realität konfrontiert."

Die Maschinen und Anlagen in Freiberg würden zunächst konserviert - konkrete Pläne, sie abzubauen und etwa in die USA zu verschiffen, gebe es aktuell nicht. Sie könnten allerdings jederzeit woanders installiert werden, erklärte Erfurt. Die Rettung des Standorts liege in der Hand der Politik. Dafür bräuchte es rasch ein starkes Signal auf deutscher und europäischer Ebene zugunsten Solarprodukten aus heimischer Produktion. Dann könnte die Stilllegung rückgängig gemacht und statt der Kündigungen zunächst Kurzarbeit genutzt werden. Allerdings sehe er diese Signale seitens der Politik nicht, betonte Erfurt.

Den Stopp der Modulproduktion in Freiberg nannte Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Grüne) einen herben Schlag und mahnte: "Die Instrumente für die Rettung unserer einheimischen Solarindustrie liegen seit Monaten fertig auf dem Tisch." Es gehe um überschaubare Summen und einen befristeten Zeitraum. Nur müssten Beschlüsse her. "Es ist extrem spät, es ist extrem knapp, aber es ist noch nicht zu spät für die Rettung", mahnte Günther.

Der Standort für die Zellproduktion in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) und der Forschungsstandort in Hohenstein-Ernstthal im sächsischen Landkreis Zwickau sind laut Meyer Burger derzeit nicht von möglichen Schließungen betroffen. Allerdings konzentriert sich das Unternehmen nun auf den US-amerikanischen Markt. Noch in diesem Jahr soll die Produktion von Solarmodulen in der neuen Fabrik in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona und die Zellproduktion in Colorado Springs (Colorado) starten.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Bahn verjüngt Flotte - Fahrgastverband warnt vor Engpässen Zu alt, zu störanfällig, zu wenig Sitzplätze: Die Fernverkehrsflotte der Deutschen Bahn soll jünger werden, das Durchschnittsalter der ICE- und IC-Züge bis 2030 von zuletzt 18 Jahren auf 12 Jahre sinken. (Boerse, 09.06.2025 - 07:05) weiterlesen...

Kommunen kritisieren 'Vertrauensbruch' bei Frankfurts Fluglärm-Plänen An der vom Betreiber des Frankfurter Flughafens geplanten Neuverteilung von Fluglärm in der Region gibt es weiter scharfe Kritik. (Politik, 06.06.2025 - 19:10) weiterlesen...

Chipkonzern Broadcom enttäuscht hohe Erwartungen - Aktie im Minus Der Apple US0378331005- und Google US02079K1079-Chipzulieferer Broadcom US11135F1012 hat die optimistischen Erwartungen von Investoren mit dem Ausblick auf das laufende Quartal nicht übertreffen können. (Boerse, 06.06.2025 - 17:04) weiterlesen...

Musk gegen Trump - Einstige Allianz endet in Schlammschlacht Der reichste Mann der Welt gegen den Präsidenten des mächtigsten Landes: Die monatelange Allianz von Elon Musk und Donald Trump endet in einer öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht. (Boerse, 06.06.2025 - 16:45) weiterlesen...

Kommunen kritisieren 'Vertrauensbruch' wegen Fluglärm-Plänen An der vom Betreiber des Frankfurter Flughafens geplanten Neuverteilung von Fluglärm gibt es weiter scharfe Kritik. (Politik, 06.06.2025 - 15:54) weiterlesen...

Mehrere Menschen verletzt Mindestens zwölf Menschen sind nach dem Fund eines verdächtigen Pakets in einem DHL-Verteilerzentrum DE0005552004 in Langenzenn bei Nürnberg verletzt worden. (Boerse, 06.06.2025 - 11:42) weiterlesen...