IPOROUNDUP, Ottobock

Der Prothesenhersteller Ottobock will bei seinem zweiten Börsengang-Versuch bis zu rund 800 Millionen Euro einnehmen.

29.09.2025 - 14:38:49

IPO/ROUNDUP: Ottobock peilt größten Börsengang seit Anfang 2024 an

Sollte die in den kommenden Tagen geplante Platzierung gelingen, wäre es hierzulande der größte Börsengang seit dem Frühjahr 2024. Der Großteil der Einnahmen soll an den bisherigen Eigentümer, den Milliardär Hans Georg Näder fließen. Lediglich rund 100 Millionen Euro gehen über die Ausgabe neuer Aktien an das Unternehmen selbst.

Es ist der zweite Versuch des Medizintechnikunternehmens, sich über die Ausgabe von Aktien an der Börse Geld zu besorgen. Einen ersten Anlauf hatte Ottobock 2022 noch wegen des damals schlechten Marktumfelds abgesagt. Nun soll es aber wohl schnell gehen. War Mitte September noch die Rede von "bis Ende 2025", ist die Erstnotiz jetzt bereits für den 9. Oktober 2025 geplant.

Das Umfeld für Börsengänge war zuletzt schwierig. In diesem Jahr wurden bereits einige Börsengänge abgesagt. So wurde das sogenannte IPO (Initial Public Offerig) von Stada wenige Tage nach der Ankündigung wieder gestrichen, da der Arzneimittelhändler von einem Finanzinvestor gekauft wurde.

Das Medizintechnologieunternehmen Brainlab hatte den Gang an die Börse Anfang Juli - zwei Tage vor dem geplanten ersten Handelstag - wieder abgesagt. Einen Grund nannte das Unternehmen nicht, schloss einen neuen Anlauf zu einem späteren Zeitpunkt aber nicht aus. Ähnlich sah es beim Autoersatzteilhändler Autodoc aus.

Bei Ottobock soll das Angebotsvolumen beim Börsengang zwischen rund 766 und 808 Millionen Euro liegen, wie der Hersteller von Prothesen und orthopädischen Hilfsmitteln aus Duderstadt am Montagmorgen mitgeteilt hat. Die Platzierung wäre damit der größte Börsengang an der Frankfurter Wertpapierbörse seit derjenigen von Douglas DE000BEAU7Y1 im März 2024.

Die Aktien sollen laut Mitteilung in einer Preisspanne von 62 bis 66 Euro angeboten werden. Dies entspricht einer Marktkapitalisierung von 4,0 bis 4,2 Milliarden Euro. Die Papiere werden vom 30. September bis voraussichtlich 7. Oktober angeboten. Der Bezugspreis der Aktien wird wie üblich am Ende des Angebotszeitraums bekannt gegeben.

Ausgegeben werden rund 1,6 Millionen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie rund 9,1 Millionen bestehende Aktien aus dem Bestand des bisherigen Eigentümers, der Näder Holding. Hinzu kommen weitere 1,6 Millionen Aktien im Rahmen einer möglichen Mehrzuteilungsoption (Greenshoe-Option) - ebenfalls aus dem Bestand des bisherigen Eigentümers. Bei vollständiger Platzierung läge der Streubesitz bei rund 19 Prozent.

Aus der Kapitalerhöhung erwartet Ottobock einen Bruttoerlös von rund 100 Millionen Euro zur Stärkung der Finanzlage und für mögliche Zukäufe. Zudem will Ottobock-Chef Oliver Jakobi in neue Technologien investieren und die globale Präsenz ausbauen.

Wie Ottobock weiter mitteilte, verpflichtete sich der Milliardär Klaus Michael Kühne dazu, Aktien im Rahmen des Angebots bis zu einem Gesamtkaufpreis von maximal 125 Millionen Euro zu erwerben. Weiterer Ankeraktionär ist ein Fonds der US-Investmentgesellschaft Capital Group, der Aktien für rund 115 Millionen Euro kaufen will.

Laut Unternehmensangaben erzielte Ottobock im ersten Halbjahr 2025 im Kerngeschäft einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Underlying Ebitda) von 175 Millionen Euro bei einem Umsatz von 760 Millionen Euro, nach 132 Millionen beziehungsweise 666 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2024 hatte der bereinigte operative Gewinn im Kerngeschäft 321 Millionen Euro und der Konzernumsatz 1,4 Milliarden Euro betragen.

Ottobock hat seinen Hauptsitz in Duderstadt (Niedersachsen) und beschäftigt laut eigenen Angaben weltweit fast 9.300 Mitarbeiter und ist in 45 Ländern aktiv. Alleiniger Eigentümer ist bisher die Milliardärs-Familie Näder, die im vergangenen Jahr einen Anteil von 20 Prozent von dem schwedischen Private-Equity-Unternehmen EQT zurückgekauft hatte. Dabei wurde Ottobock Finanzkreisen zufolge mit rund 5,5 Milliarden Euro bewertet.

@ dpa.de