Der IT-Dienstleister Nagarro DE000A3H2200 hat die Idee einer möglichen Privatisierung verworfen.
23.01.2025 - 12:11:31Nagarro beendet Gespräche über Übernahme - Aktienrückkauf und Dividende
Im Oktober machte der Konzern Übernahmegespräche öffentlich, die nun aber beendet seien, teilte das SDax DE0009653386-Unternehmen am Donnerstag überraschend mit. Stattdessen wollen sich die Münchner mit neuer Energie auf die eigenen Wachstumsmöglichkeiten konzentrieren und effizienter werden. Dazu wolle der Vorstand nun nach strategischen Partnern suchen, hieß es weiter. Während Nagarro für 2025 weitere Umsatz- und Ergebnisverbesserungen anpeilt, sollen die Aktionäre mit einem Aktienrückkauf bei Laune gehalten werden. Und erstmals sollen auch Dividenden fließen. Die Börse zeigte sich von den Nachrichten erfreut.
Nachdem die Anteilseigner bisher auf Ausschüttungen verzichten mussten, sollen künftig 10 bis 20 Prozent des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) als Dividende gezahlt werden. Zudem will Nagarro in den nächsten drei Jahren Aktien im Wert von bis zu 400 Millionen Euro zurückkaufen.
Im frühen Handel ging es für das Papier um bis zu sieben Prozent nach oben, bevor die Kursgewinne wieder bis auf zuletzt knapp 1,7 Prozent abschmolzen. Damit setzt sich der jüngste Aufwärtstrend fort, dem allerdings ein wochenlanger Abschwung vorangegangen war. Seit einem Zwischenhoch Ende November hatte das Papier bis Anfang Januar fast 27 Prozent an Wert eingebüßt. Binnen drei Jahren ging es gar um fast die Hälfte abwärts.
Auch im vergangenen Jahr hatte sich die Aktie angesichts einer gedämpften Geschäftsentwicklung bei dem IT-Spezialisten sehr schwankungsanfällig gezeigt. Gründe dafür gab es genug, denn Nagarro litt zuletzt unter einer anhaltenden Nachfrageschwäche bei digitalen Dienstleistungen. Im Herbst sah sich der Vorstand deshalb genötigt, die Umsatzziele zu kürzen. Im November kassierte er dann auch die Mittelfristziele.
Die Führungsspitze hatte wegen der Schwierigkeiten nach strategischen Optionen gesucht und im Oktober Gespräche mit bestimmten Interessenten über ein mögliches Übernahmeangebot bestätigt. Laut Bloomberg hatte der Finanzinvestor Warburg Pincus Interesse angemeldet, Informationen der Nachrichtenagentur zufolge lehnte Nagarro dessen Angebot von 115 Euro je Aktie aber ab.
Nagarro sei in einer "sehr soliden Position, um uns durch die Umsetzung unserer unabhängigen Wachstumsstrategie auf den Shareholder Value zu konzentrieren, anstatt den Weg eines Take-Private zu gehen", sagte Mitbegründer und Unternehmenslenker Manas Human laut der Mitteilung. Der Vorstand habe Nagarro in den letzten Jahren so aufgestellt, dass das Unternehmen die langfristig weiterhin intakten Markttreiber voll ausschöpfen könne. "2025 wird ein gutes Jahr für uns werden", zeigte sich Human zuversichtlich.
Dabei setzt der IT-Dienstleister nun auf einen nach eigenen Worten "energischeren Effizienzansatz" und eine "schrittweise" Wachstumsstrategie, die sowohl Zuwächse aus eigener Kraft und anorganische Aspekte mit einbeziehe. Nagarro werde daher verstärkt auf seine bestehenden Kreditfazilitäten zurückgreifen und über strategische Partnerschaften nach "nichtlinearen Wachstumsoptionen" suchen, hieß es vom Unternehmen weiter.
Für 2025 gab der Vorstand erstmals eine Prognose ab: Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz von 1,02 bis 1,08 Milliarden Euro. Die Markterwartung liegt in der Mitte der Spanne. Als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollen 14,5 bis 15,5 Prozent vom Umsatz hängen bleiben.
Jefferies-Analyst Martin Comtesse schrieb, die Ziele für 2025 seien ermutigend. Damit peilt Nagarro weitere Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr an, für das die Finanzziele laut dem Unternehmen nach aktuellem Stand erreicht werden. Für 2024 hatte Nagarro zuletzt ein Umsatzplus auf 960 Millionen und eine operative Marge von mehr als 14 Prozent im Visier.