Der deutsche Leitindex marschiert von einem Hoch zum nächsten.
10.06.2025 - 11:14:08Börse Frankfurt-News: Der DAX ist teuer (Wochenausblick)
Analystinnen und Anlaysten warnen mit Blick auf die Bewertungen vor wachsenden Risiken.
10. Juni 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Seit nunmehr fünf Wochen in Folge gelingt es dem DAX, ein neues Allzeithoch zu markieren. Am vergangenen Donnerstag setzte der Indeix die neue Bestmarke von 24.479 Punkten, der 30. Rekord im laufenden Jahr. Die Woche hatte der deutsche Leitindex mit einem Plus von 1,3 Prozent dann bei 24.304 Punkten beendet. Dem Stoxx Europe 600 gelang ein Zuwachs von 0,9 Prozent auf 553,64 Punkte. Hier ist das Anfang März erzielte Hoch noch rund 2 Prozent entfernt. Seit dem Korrekturtief im April ist der Index "nur" um gut 19 Prozent gestiegen, während der DAX in diesem Zeitraum 31 Prozent zulegen konnte.
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Am Pfingstmontag verbuchte der DAX ein kleines Minus und schloss bei 24.174 Zählern. In diesem Bereich bewegt er sich auch heute Morgen. Die großen US-Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 hatten zu Wochenbeginn leicht zulegen können. Die asiatischen Börsen zeigen sich am Dienstag ebenfalls freundlich.
Technisches Bild: Bollinger Bänder als Wegweiser
Aus charttechnischer Sicht sind die Rekordhochs grundsätzlich positiv zu bewerten, weil es dadurch keine bedeutenden horizontalen Widerstände mehr gibt. Ein Freibrief für weiter steigende Kurse ist das natürlich nicht. Jörg Scherer von HSBC empfiehlt seit einigen Tagen, einen genauen Blick auf die Bollinger Bänder des DAX zu werfen. Dieser Volatilitätsindikator hätte sich durch die "Bewegungsarmut der letzten Wochen" stark zusammengezogen, was in der Vergangenheit oftmals "der ideale Nährboden für einen neuen Vola-Impuls", sprich einen starken Kursschub, gewesen sei. Hinzu komme, dass das obere und untere Bollinger Band (aktuell bei 24.449 bzw. 23.987 Punkten) gerade mit anderen wichtigen charttechnischen Größen zusammenfalle. Deshalb könnte ein Ausbruch in die eine oder andere Richtung "durchaus als strategischer Wegweiser dienen".
DAX mit Bewertungsproblem
Viele fundamentale Analysen blicken derweil eher skeptisch auf die Aktienmärkte. "Der DAX eilt von einem Hoch zum nächsten, als wäre das Thema Zölle vom Tisch. Das Risiko negativer Überraschungen ist daher größer als die Chance, dass es noch besser kommt", warnt Christian Apelt von der Helaba. In den vergangenen Wochen hätten die Anlegerinnen und Anleger gerade mit Blick auf die Zollfrage "sehr viel Positives vorweggenommen". Dadurch sei der DAX im historischen Vergleich mittlerweile teuer und die Bewertungsexpansion "nicht hinreichend durch steigende konjunkturelle Frühindikatoren getragen". Auch technisch sehe der DAX "überhitzt" aus. Ein Indexstand von gut 16 Prozent über dem 200-Tage Durchschnitt habe in früheren Phasen häufig Korrekturen nach sich gezogen. Zum Jahresende erwartet der Stratege den DAX im Bereich um 22.000 Punkte und damit knapp unter dem aktuellen Niveau.
Christian ApeltChristian Apelt
MDAX und SDAX perspektivisch im Vorteil
Sören Hettler von der DZ Bank sieht den DAX "seit einigen Monaten außer Rand und Band". Nicht nur das Kurs-Gewinn-Verhältnis, sondern auch andere wesentliche Kennziffern würden sich mittlerweile im "teuren" Bereich bewegen. Das mache den deutschen Aktienindex insbesondere auf kurze Sicht anfällig für Rückschläge, falls sich "einer der zahlreich vorliegenden Stolpersteine" einmal als zu groß erweisen wird. Der Analyst macht aber auch Hoffnung. Auf lange Sicht würden die staatlichen Investitionsprogramme dem deutschen Aktienmarkt "strukturellen Rückenwind" verleihen. Gute Chancen sieht er dabei vor allem für den MDAX und den SDAX, weil die Umsätze der hier vertretenen Unternehmen stärker auf die deutsche Wirtschaft ausgerichtet und der Anteil des verarbeitenden Gewerbes höher sei als beim DAX. "Insbesondere an diesen Stellen setzen die Investitionen in die physische und digitale Infrastruktur Deutschlands sowie die Modernisierung von staatlichen Institutionen an".
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Dienstag, 10. Juni
10:30 Uhr. Deutschland: sentix-Konjunkturindex. Nach den außergewöhnlichen Schwankungen der vergangenen Monate rechnen die Strategen der Deka beim sentix-Konjunkturindex für die Eurozone diesmal mit einer Beruhigung. Stabile positive Überraschungen der Konjunkturindikatoren sowie die robusten Aktienmärkte sollten demnach zu einer leichten Stimmungsverbesserung im Juni geführt haben.
Mittwoch, 11. Juni
14:30 Uhr. USA: Verbraucherpreise. Die Daten für den Monat Mai dienen nach Ansicht der Deka als Indiz dafür, wann die ersten deutlichen zollbedingten Preiseffekte sichtbar sein werden? Während die Gesamtrate noch durch die fallenden Energiepreise gebremst werden dürfte, sollten die Effekte der Zölle bei den Preisen ohne Nahrungsmittel und Energie schon eher sichtbar werden.
Donnerstag, 12. Juni
14:30 Uhr. USA: Erzeugerpreise. Analysten der Commerzbank gehen davon aus, dass nach dem überraschend deutlichen Rückgang im April wieder "Normalität" einkehren wird. Konkret soll die Kernrate gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent geklettert sein und der US-Notenbank damit wenig Argumente für eine baldige Zinssenkung geben.
Freitag, 13. Juni
11:00 Uhr. Eurozone: Industrieproduktion. Strategen der Helaba gehen nach einem deutlichen Zuwachs bei den März-Daten diesmal von einem Minus von 1,3 Prozent im Monatsvergleich aus. Auf Jahressicht wäre das ein Plus von 1,7 Prozent.
16:00 Uhr. USA: Konsumklima Uni Michigan. Während die Umfrage des Conference Board zuletzt eine Verbesserung insbesondere der Erwartungen signalisiert hatte, erwartet der Konsens der Volkswirte laut der Commerzbank diesmal einen im wesentlich unverändert schwachen Wert von 52 Punkten.
Von Thomas Koch, 10. Juni 2025, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)