Produktion/Absatz, Thema des Tages

Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk DK0060534915 hat in einer zulassungsrelevanten Studie zum Adipositas-Mittel Cagrisema die primären Studienziele erreicht.

20.12.2024 - 14:15:03

Gewichtsreduktion mit Cagrisema - Aktie bricht aber ein

Das Mittel der nächsten Generation - eine Kombination aus Cagrilintid und dem bereits zugelassenen Abnehm-Medikament Semaglutid - führte im Vergleich zu Placebo zu einem statistisch signifikanten und überlegenen Gewichtsverlust, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Investoren an der Börse hatten sich allerdings noch mehr versprochen. Der Aktienkurs von Novo Nordisk brach um rund ein Viertel ein.

Im Durchschnitt hätten Patienten im Zuge der Einnahme von Cagrisema nach 68 Wochen 22,7 Prozent ihres Gewichts verloren und damit deutlich mehr als die 2,3 Prozent mittlere Gewichtsreduktion in der Placebo-Gruppe, hieß es weiter. Auch sei mehr abgenommen worden als bei einer Einzelverabreichung von Cagrilintid oder Semaglutid. Dabei werden die Patienten berücksichtigt, die das Mittel beständig einnahmen. Inklusive der Personen, die die Behandlung abbrachen, lag der mittlere Gewichtsverlust bei 20,4 Prozent.

Beides ist weniger als Novo Nordisk mit mindestens 25 Prozent Gewichtsabnahme in Aussicht gestellt hatte. Laut Analyst Peter Welford vom Investmenthaus Jefferies haben die meisten Investoren mit einer Gewichtsreduktion um durchschnittlich 25 bis 27 Prozent gerechnet.

Der Aktienkurs der Dänen brach denn auch um bis zu 27 Prozent ein. Zuletzt notierten die Papiere mit 596,70 dänischen Kronen noch rund 20 Prozent im Minus. Das bedeutete den letzten Platz im währungsgemischten Stoxx Europe 50 EU0009658160. Der Börsenwert von Novo Nordisk brach damit um umgerechnet fast 90 Milliarden Euro ein. Mit einer Marktkapitalisierung von gut 350 Milliarden Euro bleibt der Konzern aber das wertvollste börsennotierte Unternehmen Europas.

Anleger befürchten, dass die Konkurrenten von Novo Nordisk, das den Hype rund um Annehmmittel vor Jahren ausgelöst hatte, nun schneller aufholen. So setzt der Konzern eigentlich auf Cagrisema, um sich gegen zunehmenden Wettbewerb zu stemmen, angeführt von Eli Lilly US5324571083. Die Aktien des US-Pharmakonzerns legten im vorbörslichen US-Handel um fast 5 Prozent zu.

Hierzulande sackte der Aktienkurs des Pharmazulieferers Gerresheimer DE000A0LD6E6 um mehr als 10 Prozent ab. Der Hersteller von Spritzen und Medikamentenfläschchen macht schon eine Weile gute Geschäfte mit Pharmaunternehmen, die die neue Klasse von Diabetes- und Abnehmmitteln - sogenannte GLP-1-Medikamente - herstellen. Hoffnung ruht bei Gerresheimer seit einiger Zeit auch auf speziellen Zweikammerspritzen, mit denen Cagrisema verabreicht wird. Mit solchen komplexeren Spritzen lässt sich in der Regel mehr Geld verdienen als mit einfachen Spritzen.

Grund für die zwei Kammern: Cagrisema kombiniert das GLP-1-Medikament Semaglutide mit einem anderen Molekül, Cagrilintid. Der Wirkstoff Semaglutid allein wird schon seit längerem zur Behandlung von Typ-2-Diabetes genutzt - unter dem Handelsnamen Ozempic. Unter dem Namen Wegovy enthält das Medikament den Wirkstoff in höherer Dosierung und wurde in vielen Ländern für Menschen mit Adipositas, also Fettleibigkeit, zugelassen. Die Geschäfte mit den Medikamenten spülen Novo Nordisk schon lange viel Geld in die Kasse.

@ dpa.de