Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler DE000SHA0019 will in den kommenden Jahren sein operatives Ergebnis verdoppeln.
16.09.2025 - 16:17:33Schaeffler will Gewinne deutlich steigern - Chance mit Robotern
Dazu soll unter anderem die Sparte für Elektroautos beitragen, die Schaeffler mit der Vitesco-Übernahme im vergangenen Jahr deutlich ausgebaut hatte. Der Bereich soll operativ die Gewinnschwelle erreichen und ein starkes Umsatzwachstum erzielen, wie der Konzern am Dienstag auf einer Investorenveranstaltung verkündete.
Das zuletzt schwächelnde Geschäft mit den angestammten Wälz- und Kugellagern sowie mit der allgemeinen Industrie dürfte sich zudem erholen. Für die Zukunft sieht Konzernchef Klaus Rosenfeld große Chancen unter anderem mit der Lieferung von Sensoren und Motoren an Hersteller humanoider Roboter. Die Schaeffler-Aktie konnte nach den Nachrichten ihren guten Lauf seit Jahresbeginn ausbauen.
Das Papier gewann in der SDax DE0009653386-Spitzengruppe am Nachmittag vier Prozent auf 5,72 Euro. Seit dem Jahreswechsel steht damit ein Kursplus von gut einem Drittel zu Buche. Im vergangenen Jahr hatte die Aktie allerdings auch rund ein Fünftel an Wert eingebüßt. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi schrieb, die Elektroautosparte trage den größten Anteil am anvisierten durchschnittlichen Wachstum von 4 Prozent pro Jahr bei - in ihr werde das Wachstum auf 15 Prozent jährlich veranschlagt.
Konzernchef Rosenfeld will die um Sondereffekte bereinigte operative Marge vor Zinsen und Steuern im Konzern bis zum Jahr 2028 auf 6 bis 8 Prozent hochtreiben nach vergleichbaren 3,5 Prozent 2024, wie das Unternehmen in Frankfurt mitteilte. Dabei stützt sich der Manager auf einen wachsenden Auftragsbestand, zudem soll die Elektroautosparte die Gewinnschwelle erreichen. Konzernweit soll sich der Umsatz von vergleichbaren 24,3 Milliarden 2024 auf dann 27 bis 29 Milliarden Euro ausweiten.
Auch der Barmittelfluss soll sich stark verbessern. 2028 will Schaeffler 400 bis 600 Millionen Euro an Zufluss erzielen, wenn Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen ausgeklammert werden. Zuletzt verbrannte Schaeffler Geld, unter anderem wegen Sonderbelastungen im Umbau und wegen der Vitesco-Übernahme.
Rosenfeld rechnet sich unter anderem mit Teilen für humanoide Roboter Chancen aus. Er verwies auf Start-Ups, die sich mit der Technik beschäftigen, aber auch auf ambitionierte große Anbieter wie den US-Elektroautopionier Tesla US88160R1014 und chinesische Hersteller. Humanoide Roboter mit Softwareunterstützung durch Künstliche Intelligenz haben bei Anlegern jüngst für Fantasie gesorgt, auch weil Tesla-Chef Elon Musk große Stücke auf die Technik für die Zukunft hält.
Rosenfeld nannte als Ambition für das Jahr 2035 einen Umsatz von rund 35 Milliarden Euro. Davon könnten rund zehn Prozent aus Bereichen kommen, in denen Schaeffler bisher kein Standbein habe, sagte der Manager - wie in der Zulieferung für Roboter. Elektronik, Lager, Sensoren und Motoren habe Schaeffler im Programm, und diese würden alle in "hochpräzisen" Robotern benötigt, sagte der Konzernchef.
An den bekannten Einspar- und Effizienzzielen bis 2029 hält Schaeffler fest. Aus dem Zukauf von Vitesco sowie dem Ende 2024 angekündigten Stellenabbau sollen ab dann dauerhaft jährlich 815 Millionen Euro als Ergebnisbeitrag kommen. Schaeffler hat den Antriebsspezialisten Vitesco geschluckt, der früher einmal zu Continental DE0005439004 gehörte. Der Konzern hatte daraufhin den Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa angekündigt, davon 2.800 in Deutschland. Umgebaut wird vor allem die schwächelnde Lager- und Industriesparte. Ende 2024 zählte Schaeffler 115.055 Mitarbeitende.
Die Eigentümerfamilie Schaeffler ist über ihre Beteiligungsgesellschaften mit 46 Prozent auch größter Anteilseigner von Continental. Am Donnerstag trennt Conti seine Autozuliefersparte Aumovio DE000AUM0V10 über einen Börsen-Spin-Off ab - dann werden die Schaefflers auch bei Aumovio zunächst größter Aktionär sein. Sie haben für den Zeitraum von sechs Monaten zugesagt, keine Anteile zu verkaufen.
Schaeffler rechnet in der Elektroautosparte weiter mit deutlichem Wachstum und 2028 dann auch operativ mit schwarzen Zahlen. Im vergangenen Jahr fuhr das noch junge Geschäft deutliche Verluste ein, mit einer operativen Marge von minus 22 Prozent. Dagegen dürfte die traditionelle Autozulieferung mit Antriebs- und Chassisteilen in den kommenden Jahren umsatzseitig schrumpfen. Immerhin gehen die Franken davon aus, die Marge in dem Bereich auf aktuellem Niveau halten zu können.
Etwas ausbauen will Schaeffler die lukrative Ersatzteilsparte (Vehicle Lifetime Solutions), die derzeit die Renditeperle im Konzern ist und auch bleiben soll. Die Lager- und Industriesparte (Bearings & Industrial Solutions) soll sich in der Ertragskraft mit dem laufenden Sparprogramm wieder verbessern.