Produktion/Absatz, Zusammenfassung

Der Ausstoß klimaschädlichen Methans aus dem Braunkohletagebau ist in Deutschland einer Untersuchung zufolge deutlich höher als angenommen.

10.04.2024 - 17:43:46

Methan-Ausstoß aus Braunkohletagebau höher als

Wie aus der Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und des Instituts Ember Climate hervorgeht, emittiere Deutschland in diesem Bereich etwa 184-mal mehr Methan als offiziell angegeben. Es handelt sich dabei laut DUH um eine Schätzung auf Basis von Satellitendaten. Zweifel an den Einschätzungen kamen vom Umweltbundesamt.

Methan ist nach Angaben des Umweltbundesamts nach Kohlenstoffdioxid (CO2) das zweitwichtigste Treibhausgas. Eine wesentliche Quelle von Methan ist demnach die Tierhaltung in der Landwirtschaft. Daneben entstehen Emissionen, wenn Brennstoffe gewonnen, gefördert und verteilt werden.

Deutschland gebe bislang an, im Jahr 2022 für 1390 Tonnen Methan-Emissionen aus dem Braunkohletagebau verantwortlich zu sein - das entspreche einem Prozent der EU-weiten Methan-Emissionen aus diesem Bereich, hieß es. Die Studienautoren gehen davon aus, dass es ihren Berechnungen zufolge knapp 256 000 Tonnen sein müssten. Sie verweisen dabei auch darauf, dass die deutsche Braunkohleproduktion im Jahr 2022 mehr als 40 Prozent der gesamten Produktion des Brennstoffs in der EU ausgemacht habe.

In Deutschland und in vielen anderen Ländern gebe es bislang keine belastbaren Messungen zur Methan-Belastung aus dem Braunkohletagebau, heißt es weiter. Die offizielle Emissionsberichterstattung basiere auf veralteten Zahlen des RWE DE0007037129-Tochterunternehmens Rheinbraun AG. Diese seien in den 80er Jahren erhoben worden. Ehemalige Tagebaue, die auch nach der aktiven Zeit Methan emittierten, würden beispielsweise nicht erfasst.

Das Umweltbundesamt bestätigte, dass es bei der Messung offene Fragen gebe. "Aus Sicht des Umweltbundesamts lässt die vorgestellte Studie allerdings wichtige Faktoren außer Acht und ist an entscheidenden Stellen methodisch ungenau", so Christian Böttcher, der am Umweltbundesamt an der Berechnung von Emissionen arbeitet. "Wir gehen deshalb davon aus, dass die Untersuchung den deutschen Methan-Ausstoß überschätzt."

Ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sagtelärte: "Die Bemühungen zur Reduktion von Methanemissionen ist global gesehen, nicht ausreichend." Er räumte Lücken bei der weltweiten Erfassung von Methan-Emissionen ein, verwies aber auch auf deutsche Erfolge bei deren Senkung. So habe es eine drastische Minderung des Ausstoßes im Energie- sowie Abfallsektor gegeben. Weitere Anstrengungen seien im Energiebereich nötig, auch wenn die Emissionsmenge hier gering sei, da Deutschland nur eine geringe eigene Produktion von Öl und Gas habe. "Für die Absenkung der Emissionen im Kohlebereich ist der Kohleausstieg die beste Lösung." Das Ministerium kündigte eine Prüfung der Studie an, betonte aber, man halte sich bei der Messung an innerhalb der Vereinten Nationen und der EU vereinbarte Standards.

Für die Studie wurden unter anderem Satellitenbilder des Tagebaus Hambach im Rheinischen Braunkohlerevier, des Tagebaus Welzow-Süd in der Lausitz sowie von den Tagebauseen des Lausitzer Seenlands analysiert. Dort seien besonders hohe Methan-Emissionen gemessen worden, heißt es.

"Um die 1,5-Grad-Grenze noch einzuhalten, müssen die weltweiten Methan-Emissionen massiv sinken", mahnte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner am Mittwoch an. Das sei aber "nur ein leeres Versprechen, solange Deutschland gleichzeitig einen wesentlichen Teil seiner Emissionen um einen möglicherweise dreistelligen Faktor zu niedrig angibt", kritisierte er. Die Umwelthilfe forderte die Bundesregierung auf, für Methan eine sektorenübergreifende Minderungsstrategie vorzulegen.

An diesem Mittwoch stimmt das Europäische Parlament über eine Verordnung zur EU-weiten Verringerung von Methanemissionen ab. Sie sieht strengere Regeln für Emissionen aus dem Energiesektor vor. So sollen etwa Betreiber von Öl- und Gasanlagen verpflichtet werden, regelmäßig nach größeren Methanlecks zu suchen und diese zu reparieren.

@ dpa.de