Ergebnisse, Produktion/Absatz

DARMSTADT - Der Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA DE0006599905 hat im ersten Quartal mehr umgesetzt und verdient, senkt aber seine Prognose für das laufende Jahr.

15.05.2025 - 12:32:13

Merck rudert mit Prognose zurück

(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, mehr Hintergrund, Kurs)

DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA DE0006599905 hat im ersten Quartal mehr umgesetzt und verdient, senkt aber seine Prognose für das laufende Jahr. Das Dax DE0008469008-Unternehmen verwies in einer Mitteilung vom Donnerstag zur Begründung auf das wirtschaftliche und geopolitische Umfeld, starke Wechselkursschwankungen etwa beim US-Dollar sowie die "gegenwärtigen Unsicherheiten mit Blick auf Zölle", die insbesondere das Geschäft mit Laborausrüstung träfen. Die Aktie knickte ein.

Das Papier rutschte als einer der größten Dax-Verlierer im frühen Handel auf das niedrigste Niveau seit Ende April; gegen Mittag stand noch ein Abschlag von mehr als fünf Prozent zu Buche. Damit wurde die jüngste Erholung abrupt unterbrochen, nachdem die Aktie Anfang April auf ein Tief seit August 2020 gefallen war. Dies war auch der allgemeinen Marktschwäche geschuldet gewesen, die infolge der damals von US-Präsident Donald Trump verkündeten umfangreichen Zölle die Kurse hatte purzeln lassen. Inzwischen haben die USA aber einige der ursprünglich verkündeten Zölle wieder gesenkt oder Moratorien eingerichtet.

Die Prognosesenkung bei Merck ist aber zu 80 Prozent den Wechselkursen geschuldet, wie Finanzchefin Helene von Roeder auf einer Pressekonferenz erläuterte. Merck macht gut ein Viertel seines Umsatzes in Nordamerika und spürt den schwächeren Dollar, der wiederum wegen der Unsicherheit um die erratische Zollpolitik von US-Präsident Trump zum Euro stark nachgegeben hat. So bleibt bei der Umrechnung von Dollar zu Euro weniger übrig.

Zugleich wirken sich aber auch die Zölle auf Merck aus, obwohl der Konzern zunehmend auf lokale Produktion und Lieferketten setzt. Vergleichsweise globaler aufgestellt ist die größte Konzernsparte, das Laborgeschäft, weshalb Merck dort die höheren Zollabgaben vorrangig zu spüren bekommt. Teils betroffen sind etwa Produkte wie Einwegbehälter für Arzneiherstellung oder Geräte für die Wasseraufbereitung. Der Konzern hatte jüngst die höheren Zölle durch eigene Aufschläge an Kunden in China und den USA weitergegeben, in der Volksrepublik wurden diese aber zuletzt bereits wieder aufgehoben.

Seine Androhungen, auch Zölle für in die USA importierte Medikamente zu erheben, hat Trump bislang nicht wahrgemacht. Auch der jüngste Vorstoß des US-Präsidenten, die US-Medikamentenpreise drastisch zu senken, dürfte keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Darmstädter haben, sagte die Merck-Finanzchefin weiter. "Wir werden die Entwicklung des Programms und der damit verbundenen Richtlinien aber aufmerksam beobachten."

Für das laufende Jahr rechnet der Dax-Konzern mit einem Umsatz von 20,9 bis 22,4 Milliarden Euro, zuvor waren 21,5 bis 22,9 Milliarden angepeilt. Auch der operative Gewinn soll mit 5,8 bis 6,4 Milliarden Euro nun etwas niedriger ausfallen als ursprünglich geplant. Einzig in der Pharmasparte traut sich Merck sogar etwas mehr Umsatz- und Ergebniswachstum aus eigener Kraft zu als zuvor.

Auch bleibt der Vorstand zuversichtlich. "Wir sehen uns weiterhin gut aufgestellt, um nachhaltiges Wachstum für 2025 und darüber hinaus zu erzielen", sagte Vorstandschefin Belén Garijo. Mit der jüngst verkündeten Milliarden-Übernahme des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics, mit der Merck trotz der Zölle von Präsident Trump in den Pharmamarkt USA investiert, stärke das Unternehmen seine Position.

Im ersten Quartal erholte sich Merck weiter von Rückschlägen nach dem Corona-Boom, in dem das Unternehmen von einer starken Nachfrage von Impfstoffherstellern profitiert hatte. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um rund drei Prozent auf 5,28 Milliarden Euro, wobei Merck gerade im Laborbereich von einer Erholung im Geschäft rund um die Arzneimittelherstellung profitierte. Aber auch Halbleitermaterialien rund um KI-Anwendungen waren gefragt. In der Pharmasparte trieben vor allem Medikamente für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen das Wachstum an. Laut Analysten waren die Quartalszahlen weitestgehend im Rahmen der Erwartungen ausgefallen.

Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) stieg um knapp sechs Prozent auf 1,54 Milliarden Euro - mehr, als Analysten erwartet hatten. Unterm Strich verdiente Merck 738 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es 699 Millionen.

@ dpa.de

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