Cyberbetrüger, Phishing-Welle

Cyberbetrüger setzen auf KI: Neue Phishing-Welle erreicht Deutschland

15.10.2025 - 07:03:01

Kriminelle nutzen künstliche Intelligenz für perfekt personalisierte Betrugsversuche per SMS und E-Mail. Die Angriffe imitieren Behörden und Unternehmen mit alarmierender Präzision und verursachen steigende Schäden.

Kriminelle nutzen künstliche Intelligenz für täuschend echte Betrugsversuche. Experten warnen vor einer neuen Generation von Phishing-Attacken, die selbst erfahrene Nutzer in die Falle locken. Die Betrüger geben sich als Behörden, Banken und Konzerne aus – mit alarmierender Präzision.

Diese jüngsten Angriffe zeigen eine deutliche Weiterentwicklung krimineller Methoden. Statt generischer Spam-Mails setzen die Täter auf hochpersonalisierte und kontextbewusste Betrugsmaschen. Ein aktueller Bericht zeigt: 30 Prozent aller Cyberangriffe in diesem Jahr starteten über SMS – im Vorjahr waren es noch 20 Prozent.

Besonders beunruhigend: 70 Prozent der Verbraucher weltweit glauben, dass es schwieriger ist, ihre Online-Daten zu schützen als ihr eigenes Zuhause. Die Verunsicherung wächst – und Betrüger nutzen das gezielt aus.
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Falsche Behördennachrichten als neue Masche

Eine der perfidesten neuen Bedrohungen: SMS-Kampagnen, die sich als Steuerbehörden ausgeben. In New York erhalten Bürger derzeit Nachrichten über eine angebliche „Inflation Refund Initiative“ – eine erfundene Steuerrückerstattung.

Die Textnachrichten wirken täuschend echt und fordern die Empfänger auf, ihre Zahlungsdaten über einen Link zu bestätigen. Wer klickt, landet auf einer perfekten Kopie der offiziellen Behörden-Website. Dort geben Opfer unwissentlich Namen, Adresse und Sozialversicherungsnummer preis.

Die Behörden stellen klar: Echte Rückerstattungen werden automatisch überwiesen – ohne vorherige Antragstellung oder Datenabfrage.

In Lateinamerika nutzen Kriminelle eine andere Strategie: Sie verschicken gefälschte Gerichtsvorladungen per E-Mail. Die Nachrichten stammen angeblich von Gerichten wie dem 17. Zivilgericht Bogotá und enthalten den Betreff „Klage gegen Sie eingereicht“.

Der Trick: Als Anhang verwenden die Betrüger SVG-Bilddateien statt gewöhnlicher Dokumente. Diese unkonventionelle Methode umgeht viele E-Mail-Sicherheitsfilter. Wird die Datei geöffnet, installiert sich die Schadsoftware AsyncRAT – ein Fernzugriff-Trojaner für Datendiebstahl.

KI macht Betrüger gefährlich präzise

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Betrugswelt. Kriminelle nutzen KI-Tools, um Nachrichten zu erstellen, die von echten Unternehmenskommunikationen kaum zu unterscheiden sind. Tonfall, Sprache und Logos werden mit erschreckender Genauigkeit nachgeahmt.

Ein Bitdefender-Report enthüllt: Zwischen März und September 2025 waren 45 Prozent aller Spam-E-Mails betrügerisch oder schädlich. Am häufigsten imitiert: Microsoft, Amazon und American Express. Diese KI-gestützte Evolution erklärt, warum 76 Prozent der Verbraucher heute mehr Angst vor Cyberrisiken haben als vor zwei Jahren.

Forscher identifizierten bereits neue Angriffsmethoden. Beim „Pastejacking“ werden Nutzer dazu verleitet, schädlichen Code in ihre eigenen Systemterminale zu kopieren. Der Angriff beginnt mit einer E-Mail und einem HTML-Anhang, der eine falsche Fehlermeldung anzeigt – inklusive „Reparatur“-Button mit Schadcode.

Eine weitere Masche nutzt Google Drawings als Tarnung. Betrüger hosten dort Grafiken mit Phishing-Links. Da Google Drawings als vertrauenswürdiger Dienst gilt, passieren diese E-Mails oft unerkannt die Sicherheitsscanner.

Psychologie des Betrugs: Panik als Waffe

Der Erfolg dieser Kampagnen basiert auf psychologischer Manipulation. Betrüger erzeugen gezielt Zeitdruck und Panik – die Opfer sollen handeln, bevor sie nachdenken können.

Häufige SMS-Betrugsmuster: Falsche Paketbenachrichtigungen der Post, erfundene Bankbetrugs-Warnungen und fingierte Jobangebote. Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC nennt nachgeahmte Bankwarnungen als häufigsten SMS-Betrug – mit einem Medianschaden von 2.500 Euro pro Fall.

Diese Nachrichten behaupten meist, verdächtige Aktivitäten seien entdeckt worden. Opfer sollen eine Nummer anrufen oder einen Link klicken – und landen direkt bei den Betrügern.

Besonders betroffen: junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren. Trotz hoher digitaler Kompetenz macht sie der häufige Gebrauch von Smartphones und Messaging-Apps zu beliebten Zielen. Fast die Hälfte aller amerikanischen Verbraucher erlebte bereits einen Cyberangriff – jeder Zehnte verlor dabei Geld.
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Der Kampf gegen eine unsichtbare Bedrohung

Die aktuelle Angriffswelle markiert einen Wendepunkt: weg von Masse, hin zu Qualität. KI ermöglicht es Kriminellen, personalisierte Angriffe in großem Maßstab zu starten. Das überwindet ein zentrales Problem des Cybercrime: glaubwürdige Inhalte zu erstellen.

Traditionelle Schutzstrategien greifen nicht mehr. Der Rat, auf Rechtschreib- und Grammatikfehler zu achten, wird durch KI-generierte Texte obsolet. Die globalen Kosten der Cyberkriminalität steigen von 7,7 Milliarden Euro 2024 auf voraussichtlich 11,6 Milliarden Euro bis 2028.

Das digitale Vertrauen, Grundlage für Online-Handel und -Kommunikation, gerät unter Druck. Eine Mastercard-Studie zeigt: 66 Prozent der Verbraucher würden nicht mehr bei einem Händler einkaufen, bei dem sie Betrugsopfer wurden.

Noch alarmierender: Fast 60 Prozent der Menschen glauben, dass Betrug unvermeidlich ist. Diese Resignation erschwert Präventionsmaßnahmen erheblich.

Ausblick: Rüstungswettlauf mit den Kriminellen

Der Kampf gegen Phishing und Smishing wird sich intensivieren. Sicherheitsexperten erwarten, dass Betrüger bald auch Deepfake-Technologien für Stimme und Video einsetzen – für noch überzeugendere Social-Engineering-Angriffe.

Die Antwort: fortschrittlichere KI-Sicherheitslösungen, die subtile Anomalien in Kommunikationsmustern erkennen. Verbrauchern empfehlen Behörden einen „Zero-Trust“-Ansatz bei unerwarteten Nachrichten.

Die wichtigsten Schutzmaßnahmen:
– Niemals Links in unerwarteten Nachrichten anklicken
– Anfragen immer über offizielle Kanäle verifizieren
– Zwei-Faktor-Authentifizierung für alle wichtigen Konten aktivieren
– Verdächtige Nachrichten an Spam-Meldestellen weiterleiten

Nur die Kombination aus technologischer Innovation und erhöhter Verbraucherachtsamkeit kann diese allgegenwärtige Bedrohung eindämmen. Der Kampf hat gerade erst begonnen.

@ boerse-global.de