Cyberabwehr: Warum passive Sicherheit nicht mehr reicht
19.11.2025 - 12:31:11Die Art, wie Angreifer heute in Unternehmen eindringen, hat sich fundamental verändert. Sie hacken sich nicht mehr durch komplexe Sicherheitssysteme – sie loggen sich einfach ein. Mit gestohlenen Zugangsdaten, die zu Milliarden im Netz kursieren, umgehen Cyberkriminelle traditionelle Schutzmaßnahmen mühelos. Diese Woche zeigt einmal mehr die Brisanz: Neue Datenlecks bei DoorDash und der Princeton University, eine halbe Million kompromittierter Zugangsdaten von FTSE-100-Unternehmen auf kriminellen Websites entdeckt. Experten sind sich einig: Wer erst nach einem Angriff reagiert, hat bereits verloren.
„Angreifer brechen nicht ein – sie melden sich an.” Was zunächst wie eine griffige Marketingformel klingt, beschreibt präzise die aktuelle Bedrohungslage. Milliarden von Nutzername-Passwort-Kombinationen zirkulieren heute im Netz und machen aufwendige Exploits überflüssig.
Wie dramatisch die Lage ist, zeigt eine Fallstudie des Sicherheitsunternehmens Sophos vom 18. November. Das Unternehmen analysierte die eigene Infrastruktur mit kontinuierlichen Überwachungstools – und fand binnen 45 Minuten kritische Sicherheitslücken, die jahrelangen periodischen Audits entgangen waren. Rajeev Kapur, IT-Infrastruktur-Chef bei Sophos, beschreibt moderne Unternehmensidentitäten als „lebendigen, atmenden Organismus”, bei dem jede Veränderung neue Risiken birgt.
Die entdeckten Schwachstellen? Übermäßig großzügige Zugriffsrechte für Drittanbieter-Apps – subtil, aber gefährlich. Genau die Art von Lücke, die Angreifer ausnutzen, sobald die passenden Zugangsdaten in ihre Hände fallen.
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2026: Die Bedrohung verschärft sich weiter
Die Cybersecurity-Firma SpyCloud hat ihre Top-Ten-Prognose für identitätsbasierte Angriffe 2026 vorgelegt. Das Fazit: Es wird schlimmer. Besonders besorgniserregend sind drei Entwicklungen:
Lieferanten als Einfallstor: Externe Dienstleister und Partner bleiben bevorzugte Angriffsziele. Unternehmen müssen fremde Identitäten genauso streng überwachen wie die eigenen Mitarbeiter.
Aushebeln der Zwei-Faktor-Authentifizierung: Was lange als Wunderwaffe galt, verliert an Wirkung. Kriminelle nutzen zunehmend Residential Proxies zur Standortverschleierung und Adversary-in-the-Middle-Angriffe zum Abfangen gültiger Session-Cookies.
Professionalisierung der Schattenwirtschaft: Malware-as-a-Service und Phishing-as-a-Service ermöglichen auch weniger versierten Akteuren den Zugang zu mächtigen Werkzeugen. Die Einstiegshürde für Cyberkriminalität sinkt dramatisch – die Bedrohung weitet sich aus.
Der Trugschluss der Compliance-Häkchen
Viele Organisationen verlassen sich auf punktuelle Sicherheitsaudits. Das Problem: Diese erzeugen eine gefährliche Scheinsicherheit. Ein Audit mag bestätigen, dass ein Unternehmen komplexe Passwortrichtlinien durchsetzt – aber es verrät nicht, ob Hunderte dieser vermeintlich sicheren Passwörter längst bei einem Drittanbieter-Leak kompromittiert wurden und zum Verkauf stehen.
Diese Kluft zwischen Compliance-Nachweis und tatsächlicher Sicherheit ist fatal. Der Datenskandal bei einer albertischen Bildungseinrichtung (18. November) illustriert die Konsequenzen: Betroffene wurden aufgefordert, sich nachträglich bei Kreditüberwachungs- und Identitätsschutzdiensten anzumelden. Zu diesem Zeitpunkt waren ihre Daten bereits kompromittiert.
Kontinuierliche Überwachung als Ausweg
Die Lösung liegt in einem Paradigmenwechsel: von reaktiver zu proaktiver Verteidigung. Statt auf den Ernstfall zu warten, müssen Sicherheitsteams aktiv und kontinuierlich das Surface Web, Deep Web und Darknet nach exponierten Zugangsdaten durchforsten.
Der Vorteil? Sobald kompromittierte Credentials auftauchen, können Passwörter zurückgesetzt und die gestohlenen Daten neutralisiert werden – bevor Angreifer sie einsetzen können. Diese Strategie verkürzt das kritische Zeitfenster zwischen Datenleck und potenziellem Missbrauch dramatisch.
Wenn Zugangsdaten im Darknet landen, werden sie schnell zur Ware. Automatisierte Credential-Stuffing-Tools testen sie gegen unzählige Websites. Selbst bei einer Erfolgsquote von nur einem Prozent resultieren das in Tausenden gekaperten Accounts.
Automatisierung wird zur Pflicht
Der Weg ist vorgezeichnet: Proaktive, automatisierte Identitätsüberwachung wandelt sich vom Nice-to-have zur Grundvoraussetzung moderner Cybersicherheit. Während Angreifer KI und Automatisierung zur Skalierung ihrer Operationen nutzen, müssen Unternehmen gleichziehen.
Die SpyCloud-Prognose sieht tiefgreifende organisatorische Veränderungen voraus. Die wachsende Dominanz identitätsbasierter Bedrohungen wird Security-Teams zu Umstrukturierungen zwingen. Betrugsbekämpfung, Cyberabwehr und Risikomanagement müssen enger verzahnt werden, um ganzheitliche Verteidigungsstrategien zu entwickeln.
Das Ziel: Echtzeit-Sichtbarkeit von Identitätsexpositionen jenseits der Unternehmensfirewall. In einer Welt, in der traditionelle Perimeter aufgelöst sind und Zugangsdaten die Schlüssel zum Königreich darstellen, gibt es nur eine tragfähige Strategie: Wissen, welche Daten kompromittiert wurden, und handeln, bevor sie zur Waffe werden.
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