Computer-Grundkenntnisse, Millionen

Computer-Grundkenntnisse: Millionen Briten droht Ausschluss

10.11.2025 - 09:45:12

Britische Kommunen warnen vor digitaler Ausgrenzung trotz Regierungsinitiativen. Fehlende Computerkenntnisse verhindern Zugang zu Gesundheitsdiensten, Bankgeschäften und Behördenleistungen für Millionen Bürger.

Großbritanniens Städte und Gemeinden schlagen Alarm: Während die Regierung massiv auf digitale Behördendienste setzt, fehlen Millionen Bürgern die elementaren Computer-Kenntnisse für deren Nutzung. Die Warnung des britischen Kommunalverbands LGA offenbart ein fundamentales Problem der Digitalisierung – mit weitreichenden Folgen für den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bankgeschäften und staatlichen Leistungen.

Der Konflikt kommt zur Unzeit. Erst am 7. November kündigte das Gesundheitsministerium neue digitale NHS-Technologien an, darunter Fernüberwachungssysteme für die häusliche Pflege. Die Idee: Patienten besser versorgen, das System entlasten. Doch die LGA kontert mit einer unbequemen Wahrheit: „Millionen Menschen stehen vor Barrieren beim digitalen Zugang – sei es durch fehlende Internetverbindung, mangelnde Kenntnisse, fehlendes Vertrauen oder schlicht Kosten.”

Die Kluft zwischen digitaler Ambition und analoger Realität wird zur Zerreißprobe für den öffentlichen Sektor.

Digitale Gesundheitsversorgung – aber für wen?

Ausgerechnet jene, die am meisten profitieren könnten, bleiben außen vor. Ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen wären ideale Kandidaten für digitale Fernbetreuung. Nur: Wie sollen sie die Technologie nutzen, wenn schon das Navigieren auf einer Website zur Hürde wird?

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Cllr Dr. Wendy Taylor, Vorsitzende des LGA-Gesundheitsausschusses, fordert deshalb drastische Maßnahmen. Die Regierung müsse in lokale „Digital-Inklusionsbeauftragte” investieren und Kommunen als „gleichberechtigte Partner bei Gestaltung und Umsetzung dieser Dienste” behandeln. Der Kern des Problems: Es geht um Grundfertigkeiten – mit einem Tablet umgehen, Online-Sicherheit verstehen, ein Formular ausfüllen.

Die LGA verlangt einen „fokussierten Einsatz”, damit Kommunen und lokale Gesundheitsnetzwerke effektiver zusammenarbeiten. Ohne flächendeckende Qualifizierungsprogramme droht das System jene abzuhängen, die es eigentlich schützen soll.

Digitaler Personalausweis mit analogem Notausgang?

Die Erkenntnis reift auch in anderen Bereichen. Am 5. November bestätigte ein Minister des Kabinettsamts, die Regierung prüfe eine „digital ermöglichte physische Alternative” für das geplante nationale Digitale-ID-System. Der Grund: massive Befürchtungen, ein rein digitales System würde Millionen Bürger ausschließen.

Die Regierung verspricht nun das „größte digitale Inklusionsprogramm, das jemals in diesem Land umgesetzt wurde” – inklusive persönlicher Unterstützung beim Einstieg. Ein bemerkenswerter Kurswechsel, der zeigt: Die Politik hat verstanden, dass Technologie ohne Zugänglichkeit wertlos ist.

Auch die neue Strategie zur finanziellen Inklusion vom selben Tag nennt „digitale Teilhabe und Zugang zu Bankdienstleistungen” als eines von sechs Kernzielen. Digitale Kompetenz wird explizit als Voraussetzung genannt, um Geld zu verwalten und am Wirtschaftsleben teilzuhaben.

Ohne digitale Basics kein Job, keine Teilhabe

Die Zahlen sind eindeutig: Laut einem Bericht der National Skills Coalition von 2023 erfordern mittlerweile 92 Prozent aller Jobs digitale Fähigkeiten. Digitale Grundbildung ist damit kein Nice-to-have mehr, sondern Bedingung für berufliche Mobilität und wirtschaftliche Teilhabe.

Doch es geht längst nicht nur um Arbeitsplätze. Behördengänge, Steueranträge, Terminbuchungen, Informationsbeschaffung – all das läuft zunehmend digital. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend beschleunigt und verstetigt. Für Millionen Erwachsene ohne diese Grundkenntnisse wächst daily das Risiko, von essenziellen Diensten ausgeschlossen zu werden.

Die „digitale Kluft” definiert sich heute nicht nur über fehlenden Internetzugang. Kompetenzlücken, mangelndes Vertrauen und fehlendes Selbstbewusstsein im Umgang mit Technologie sind mindestens ebenso entscheidend.

Weltweites Problem mit lokalen Auswirkungen

Großbritannien steht nicht allein. Eine UN-Studie zur E-Government-Entwicklung von 2024 zeigt: Zwar bauen die meisten Länder ihre digitalen Dienste aus, doch 1,73 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu grundlegenden digitalen Services – besonders in Afrika und Ozeanien.

Die Vereinten Nationen betonen die Notwendigkeit internationaler Kooperation, um diese Kluft zu schließen. Die Herausforderung ist komplex: bezahlbarer, verlässlicher Internetzugang für alle Gemeinden, flächendeckende Qualifizierungsprogramme, barrierefreie Angebote für ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und einkommensschwache Haushalte.

Nur eine digitale „Eingangstür” zu bauen, reicht nicht. Die Regierungen müssen ihre Bürger befähigen, hindurchzugehen.

Vom Digital-First zur Inklusions-Pflicht

Die Lösung erfordert einen Mentalitätswandel – weg von „digital per Default”, hin zu „digitale Inklusion”. Bei der Think Digital Government 2025-Konferenz in London am 12. November stehen genau diese Themen auf der Agenda: Kompetenzmängel, Zugangsprobleme, veraltete Systeme.

Experten argumentieren, dass gleicher Zugang zu öffentlichen Diensten ein digitales Grundrecht ist. Der Erfolg künftiger digitaler Dienstleistungen – von KI-gestützten Assistenten bis zu nationalen digitalen Identitäten – hängt davon ab, ob Regierungen in Menschen investieren.

Das bedeutet: Finanzierung lokaler Einrichtungen wie Bibliotheken und Kommunen, die an vorderster Front digitale Kompetenzen vermitteln. Es braucht einen koordinierten Gesamtansatz, der digitale Bildung in Schulen, Berufsausbildung und Sozialprogramme integriert.

Eine wirklich digitale Nation zeichnet sich nicht durch die modernste Technologie aus. Sondern dadurch, dass jeder Bürger die Grundfertigkeiten und das Selbstvertrauen hat, sie zu nutzen.

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