Collabora, Office

Collabora Office: Neue Desktop-Version vereint Cloud und Computer

27.11.2025 - 20:49:12

Offensive gegen Microsoft 365: Gleich drei große Open-Source-Projekte haben diese Woche Updates veröffentlicht, die Unternehmen kostengünstige und datensparsame Alternativen bieten. Im Mittelpunkt steht dabei ein radikaler Neuanfang von Collabora.

Die Bürosoftware-Landschaft erlebt gerade ihre intensivste Phase des Jahres. Zwischen dem 25. und 27. November 2025 haben mehrere Schlüsselspieler Updates präsentiert, die eine klare Botschaft senden: Open-Source-Lösungen sind längst keine Notlösung mehr, sondern ernstzunehmende Konkurrenten für die etablierten Platzhirsche. Besonders für Unternehmen, die 2026 steigende Lizenzkosten fürchten und gleichzeitig strengere Datenschutzvorgaben erfüllen müssen, dürfte das interessant sein.

Am 26. November hat Collabora Productivity einen bemerkenswerten Schritt gewagt: Eine komplett neue Desktop-Version ihrer Office-Suite für Windows, macOS und Linux. Was nach routinemäßigem Update klingt, ist tatsächlich ein Paradigmenwechsel.

Anders als frühere Versionen, die auf der klassischen LibreOffice-Oberfläche basierten, bringt diese neue Anwendung die moderne, schlanke Benutzeroberfläche von “Collabora Online” auf lokale Rechner. Das Ziel? Die lästige Umstellung zwischen webbasierter und Offline-Arbeit endlich beseitigen.

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“Öffnen Sie es und fühlen Sie sich sofort zu Hause”, verspricht das Unternehmen in seiner Pressemitteilung. Formatierungen, Darstellung und Bedienung bleiben identisch – egal ob ein Vertrag im Browser oder offline auf dem Laptop bearbeitet wird. Dieser “gleicher Code, gleiches Aussehen”-Ansatz zielt direkt auf eine der häufigsten Beschwerden in der Open-Source-Welt: die Inkonsistenz zwischen Web- und Desktop-Interfaces.

Wer trotzdem die gewohnte Symbolleiste bevorzugt? Kein Problem. Die traditionelle Oberfläche bleibt als “Collabora Office Classic” verfügbar.

LibreOffice poliert weiter am Detail

Nur einen Tag später, am 27. November, legte die Document Foundation nach. LibreOffice 25.8.3 bringt über 70 Fehlerbehebungen für Writer, Calc und Impress – ein solides Wartungs-Update, das die Suite für Unternehmenseinsätze weiter stabilisiert.

Das Timing ist kein Zufall. The Veröffentlichung fällt mitten in den “Month of LibreOffice”, eine Community-Kampagne, die den gesamten November über läuft. Während Unternehmen gerade ihre IT-Budgets für 2026 finalisieren, macht eine hochstabile, kostenlose Enterprise-Suite einen überzeugenden Eindruck gegenüber steigenden Abo-Gebühren.

Europa setzt auf digitale Souveränität

Der strategische Kontext wurde bereits am 25. November deutlich: Beim Nextcloud Enterprise Day in Den Haag zeigte sich, wie europäische Regierungen und Unternehmen zunehmend US-basierte Cloud-Ökosysteme ablehnen. Stattdessen setzen sie auf selbstgehostete Lösungen.

In einer ausführlichen Analyse bezeichnete ZDNET-Redakteur Steven Vaughan-Nichols Nextcloud Office und OnlyOffice als “führende Linux-basierte Open-Source-Office-Suiten für kleine und mittelständische Unternehmen, die Datenschutz ernst nehmen.” Für Organisationen, die Google oder Microsoft nicht mit sensiblen Daten vertrauen wollen, bieten diese Plattformen einen notwendigen Schutzschild.

KI – aber nur auf Wunsch

Interessant ist der unterschiedliche Umgang mit künstlicher Intelligenz. Während Microsoft seinen Copilot aggressiv vorantreibt, verfolgen die Open-Source-Konkurrenten einen anderen Ansatz: OnlyOffice präsentierte am 25. November in einem Webinar die “KI-Updates in ONLYOFFICE Docs 9.2” – allerdings als optionale Plugins statt verpflichtende Kernfunktion.

Das gibt Nutzern die Wahlfreiheit, anstatt sie zur Nutzung zu zwingen. Ein Unterschied, der gerade in datenschutzsensiblen Branchen Gewicht hat.

Das Ende der “Abo-Müdigkeit”?

Diese Entwicklungen der letzten 72 Stunden zeigen einen reifenden Markt. Jahrelang wurden Open-Source-Alternativen für fragmentierte Oberflächen und schwache Kompatibilität mit Microsoft-Formaten kritisiert. Collaboras Update vom 26. November greift genau diese UI-Fragmentierung an, während OnlyOffice und Nextcloud ihre Microsoft-Office-Kompatibilität (OOXML) kontinuierlich verfeinern.

Marktbeobachter vermuten, dass das Timing kein Zufall ist. Viele proprietäre Softwareanbieter haben Preiserhöhungen für 2026 angekündigt. Die “gut genug”-Barriere scheint durchbrochen: Tools wie Collabora Office und LibreOffice sind nicht mehr nur “kostenlose Alternativen” – sie werden zu “souveränen Alternativen”, die für 95 Prozent der Standard-Geschäftsprozesse Feature-Parität bieten, ohne die Datentelemetrie der großen Tech-Konzerne.

Ausblick: Die Schlacht um die Brücken

Für Anfang 2026 zeichnet sich ein intensiver Wettbewerb ab. Collaboras Schritt, Desktop- und Web-Codebasen zu vereinen, setzt andere Projekte unter Druck, ähnlich nahtlose Offline/Online-Erlebnisse zu bieten.

Was zu erwarten ist:

Mehr öffentliche Einrichtungen steigen um: Nach den Diskussionen beim Nextcloud Enterprise Day dürften im ersten Quartal 2026 weitere EU-Behörden Migrationen zu diesen souveränen Plattformen ankündigen.

KI als Option statt Pflicht: Open-Source-Tools werden KI weiterhin über optionale Plugins integrieren – eine bewusste Differenzierung zu proprietären Suiten, die KI in die Lizenzkosten einbacken.

Verschmelzende Nutzererfahrung: Die Trennung zwischen “Web”- und “Desktop”-Oberflächen wird weiter verschwimmen. Das macht die Migration für Nutzer einfacher, die an Google Workspace oder Microsoft 365 gewöhnt sind.

Bleibt die Frage: Kann Microsoft seinen Vorsprung bei der nahtlosen Cloud-Integration verteidigen? Die Antwort darauf wird 2026 klarer werden.

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