Collabora Office: Desktop-Suite fordert Microsoft heraus
28.11.2025 - 18:29:12Collabora bringt erstmals seine Cloud-Suite auf den Desktop – und will damit die Grenzen zwischen Online- und Offline-Arbeit einreißen. Gleichzeitig rüstet ONLYOFFICE seine Plattform mit neuen Kreativ-Tools auf. Die Open-Source-Welt rückt näher an kommerzielle Lösungen heran.
Die Welt der freien Bürosoftware macht einen Sprung nach vorn: Während sich Nutzer bisher meist zwischen Cloud-basierten Lösungen und klassischen Desktop-Programmen entscheiden mussten, verschwimmen diese Grenzen nun zunehmend. Collabora Productivity präsentierte diese Woche eine Desktop-Anwendung, die ihre bewährte Online-Suite auf lokale Rechner bringt. Zeitgleich erweitert ONLYOFFICE seine DocSpace-Plattform um praktische Zusatzfunktionen.
Für europäische Unternehmen und datenschutzbewusste Anwender könnte dieser Schritt entscheidend sein: Wer sensible Dokumente nicht in die Cloud laden darf, muss nicht länger auf moderne Benutzeroberflächen verzichten.
Am Mittwoch stellte Collabora die neue Collabora Office for Desktop vor – verfügbar für Windows, macOS und Linux. Das Besondere: Die Anwendung nutzt denselben Programmcode wie die bekannte Web-Version. Was bedeutet das konkret? Nutzer finden auf allen Geräten dieselbe Oberfläche vor, egal ob sie im Browser oder lokal arbeiten.
Passend zum Thema Open‑Source‑Alternativen – wenn Sie lokale, cloudfreie Lösungen prüfen, kann ein risikofreier Test mit Ubuntu helfen. Das kostenlose Linux‑Startpaket enthält eine Vollversion von Ubuntu sowie eine Schritt‑für‑Schritt‑Anleitung, mit der Sie Linux parallel zu Windows installieren oder ältere Rechner wieder flott machen – schnell, stabil und ohne Datenverlust. Ideal für datenschutzorientierte Firmen und IT‑Verantwortliche. Linux‑Startpaket mit Ubuntu kostenlos sichern
Bisher war das anders: Wer zwischen Collaboras Cloud-Suite und der älteren Desktop-Variante „Collabora Office Classic” wechselte, musste sich jedes Mal umstellen. Die Classic-Version setzte auf traditionelle Menüleisten und Werkzeugleisten, die Online-Variante dagegen auf moderne Tabs und vereinfachte Bedienelemente.
Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:
- Offline-Betrieb: Dokumente werden lokal verarbeitet – keine Internetverbindung erforderlich
- Identische Oberfläche: Das moderne Tab-Design der Web-Version kommt nun auch auf den Desktop
- Schlankere Installation: Java wird nicht mehr benötigt, was die Software schneller und leichter macht
- Formatvielfalt: Volle Unterstützung für ODF-Standard und hohe Kompatibilität mit Microsoft-Formaten
„Wir freuen uns, Collabora Office erstmals auf den Desktop zu bringen und Nutzern komfortables Arbeiten online wie offline zu ermöglichen”, erklärte Michael Meeks, CEO von Collabora Productivity. Damit positioniert sich das Unternehmen als echte Alternative zu Microsoft 365 – allerdings mit offenen Standards und ohne Abo-Zwang.
ONLYOFFICE setzt auf Integration statt Insellösung
Während Collabora seine Plattformstrategie neu ausrichtet, konzentriert sich ONLYOFFICE auf funktionale Tiefe. Am Donnerstag kündigte das Projekt ein ImageEditor-Plugin für DocSpace an. Was bringt das? Nutzer können Bilder künftig direkt in der Plattform bearbeiten – Zuschneiden, Skalieren, Filter anwenden – ohne Dateien herunterladen oder externe Programme öffnen zu müssen.
Für Teams, die regelmäßig mit Grafiken arbeiten, ist das ein spürbarer Zeitgewinn. Statt zwischen verschiedenen Tools hin- und herzuspringen, bleibt alles in einer Umgebung.
Zusätzlich stellte ONLYOFFICE am Mittwoch den „API Playground” vor – eine interaktive Testumgebung für Entwickler. Wer eigene Erweiterungen programmieren will, kann APIs dort direkt ausprobieren, bevor sie in Produktivsystemen landen. Das senkt die Einstiegshürde für individuelle Anpassungen erheblich.
Diese Schritte fügen sich in eine größere Strategie: ONLYOFFICE arbeitet daran, aus DocSpace eine All-in-One-Plattform zu machen. Bereits Ende November kündigte das Team KI-Funktionen für die kommende Version 9.2 an. Statt nur Dokumente zu bearbeiten, soll die Suite zum digitalen Workspace werden.
Der Trend zur Hybrid-Produktivität
Was diese Woche geschah, ist symptomatisch für eine größere Entwicklung: Die strikte Trennung zwischen Desktop- und Cloud-Software löst sich auf. Jahrelang galten LibreOffice als Desktop-Standard und Collabora Online als Web-Lösung – zwei unterschiedliche Welten mit unterschiedlichen Zielgruppen.
Collaboras neuer Ansatz durchbricht diese Logik: Derselbe Code läuft überall. Das ist mehr als nur technische Spielerei. Für Behörden und Unternehmen mit strengen Datenschutzvorgaben eröffnet sich damit eine neue Option: Sie können moderne Oberflächen nutzen, ohne Daten in externe Clouds schicken zu müssen.
Besonders in Europa, wo Datensouveränität ein Dauerthema ist, trifft das einen Nerv. Wer sensible Informationen lokal halten muss, war bisher oft auf veraltete Software angewiesen. Jetzt gibt es eine Alternative mit zeitgemäßem Design.
Vergleich mit etablierten Anbietern
Wie schlägt sich das Ganze im Vergleich zu kommerziellen Lösungen? Microsoft 365 dominiert den Markt mit nahtloser Cloud-Integration, kostet aber pro Nutzer und Jahr zwischen 60 und 200 Euro. Google Workspace bietet ähnliche Funktionen, bindet Nutzer aber fest an die Google-Infrastruktur.
Collabora und ONLYOFFICE spielen in einer anderen Liga: Open Source, einmalige Lizenzkosten oder sogar kostenlose Community-Versionen. Der Preis für diese Freiheit? Weniger Marketing-Glanz, manchmal rauere Kanten bei der Benutzerfreundlichkeit. Doch gerade für mittelständische Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen, die auf offene Standards setzen wollen, werden diese Alternativen zunehmend attraktiv.
SAP und andere deutsche Softwareriesen setzen intern längst auf Mischformen – proprietäre Lösungen für Kernprozesse, Open Source für Standardaufgaben. Die neuen Entwicklungen könnten diese Dynamik verstärken.
Weitere Bewegungen im Open-Source-Lager
Abseits der großen Ankündigungen gab es weitere Aktivitäten: Die Document Foundation veröffentlichte Mitte November LibreOffice 25.8.3, ein Wartungsupdate mit über 70 Bugfixes. Schwerpunkt waren verbesserte Kompatibilität mit proprietären Formaten und Stabilitätskorrekturen.
Auch Apache OpenOffice meldete sich zu Wort – mit Version 4.1.16, die Sicherheitslücken schließt. Wer noch ältere Versionen nutzt, sollte dringend aktualisieren. Die Open-Source-Community nimmt Security ernst, gerade weil kommerzielle Anbieter oft mit ihrer Sicherheitsinfrastruktur werben.
Wie geht es weiter?
Ob Collaboras Desktop-Strategie aufgeht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Entscheidend ist, ob Nutzer tatsächlich zwischen Browser und Desktop wechseln wollen – oder ob sie sich ohnehin längst für eine Arbeitsweise entschieden haben.
ONLYOFFICE dagegen verfolgt einen anderen Weg: Statt Plattformhopping zu ermöglichen, soll DocSpace zur zentralen Arbeitsumgebung werden. Die angekündigten KI-Features für Version 9.2 könnten hier zum Gamechanger werden – vorausgesetzt, sie funktionieren reibungslos und ohne Cloud-Zwang.
Für den deutschen Mittelstand ergeben sich interessante Perspektiven: Wer bisher zögerte, Office-Arbeit in fremde Clouds zu verlagern, bekommt nun leistungsfähige lokale Alternativen mit modernem Look. Bleibt die Frage, ob IT-Abteilungen bereit sind, den Umstieg zu wagen – oder ob die Macht der Gewohnheit stärker ist als der Wunsch nach Unabhängigkeit.
PS: Für alle, die Office‑Arbeit nicht in fremde Clouds verlagern wollen – probieren Sie Ubuntu risikolos aus. Das Gratis‑Linux‑Startpaket liefert die Ubuntu‑Vollversion und einen verständlichen E‑Mail‑Ratgeber, damit Sie in Ruhe testen können, ob ein Wechsel sinnvoll ist. Besonders für datensensible Betriebe und IT‑Verantwortliche eine praktische Option. Jetzt Linux‑Startpaket anfordern


