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Coface Barometer: Weltwirtschaft erholt sich leicht / VerbessertesLänderrisiko für Portugal und Spanien (FOTO)Mainz - Der Start in das Jahr 2024 verlief deutlich besser als in denbeiden Vorjahren, die von den letzten Ausläufern der Pandemie, der InvasionRusslands in die Ukraine sowie der kurzzeitigen US-Bankenkrise geprägt waren.

26.06.2024 - 09:07:16

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Imersten Quartal 2024 verlangsamt sich die US-Konjunktur-Dynamik, das globaleWachstum wird von den Schwellenländern getrieben. Globale wirtschaftliche,soziale und politische Risiken bleiben bestehen - wie etwa die Auflösung derfranzösischen Nationalversammlung und die damit verbundenen Neuwahlen, die auchüber die Zukunft Europas bestimmen. Der Kreditversicherer Coface hat dieLänderrisiko-Bewertungen für fünf Länder aktualisiert und dabei unter anderemdie Einschätzung für Portugal und Spanien verbessert.

Coface hat die globale Wachstumsprognose für das Jahr 2024 auf 2,5 Prozentangehoben, mit einer erwarteten Stabilisierung bei 2,7 Prozent im Jahr 2025. Dasmäßige Wachstum in den USA und China dürfte durch eine Beschleunigung desWachstums in mehreren Schwellenländern sowie im Euro-Raum ausgeglichen werden.Obwohl sich das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt, scheinen dieArbeitsmarktzahlen wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht zu haben. Das deutetauf ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage hin. InChina verläuft die wirtschaftliche Erholung weiterhin uneinheitlich. DasBruttoinlandsprodukt (BIP) übertraf im ersten Quartal 2024 aufgrund derInvestitionen im Verarbeitenden Gewerbe die Erwartungen, allerdings wachsen dieSorgen vor Überkapazitäten in der Produktion. Angesichts der schwachenInlandsnachfrage werden chinesische Hersteller vermehrt auf ausländische Märkteausweichen müssen. "Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, unter anderem inEuropa, herrscht in China aktuell Deflation. Das heißt, die Preise sinken imVergleich zum Vorjahr. Dies hat Auswirkungen auf Konsum und Investitionen, diezeitlich nach hinten geschoben werden, wenn es noch günstiger ist und belastetdamit auch die Einkommen von Unternehmen und Haushalten", sagtCoface-Volkswirtin Christiane von Berg. Europa scheint mit einem BIP-Wachstumvon 0,3 Prozent im ersten Quartal 2024 und einer Belebung derWirtschaftstätigkeit dank des Dienstleistungssektors die Schwächephase deszweiten Halbjahres 2023 überwunden zu haben.

Mühsame Inflationsentwicklung

Die Verlangsamung des Inflationsabbaus in den Vereinigten Staaten verdeutlicht,dass der letzte Schritt im Kampf gegen die Inflation der schwerste ist. Dasliegt an den anhaltend hohen Preisen für Dienstleistungen und Mieten. DieInflation des privaten Konsums (PCE-Index*), die mit 2,7 Prozent weiterhin überdem 2-Prozent-Ziel der US-Notenbank liegt, unterstreicht das. In Europa stiegdie Inflation im Mai wieder auf 2,6 Prozent, nachdem sie im April auf 2,4Prozent gesunken war. Der weitere Anstieg der Löhne dürfte zwar den Verbrauchankurbeln, aber den Abbau der Inflation verlangsamen. "Wenn die Inflation weiterzügig auf zwei Prozent sinken soll, müsste eine Verschlechterung desArbeitsmarktes oder der Unternehmensmargen in Kauf genommen werden, was wiederumdie Gefahr weiterer Insolvenzen erhöht", sagt Christiane von Berg.

Schwellenländer auf Beschleunigungskurs - wäre da nicht die Fed

Die Finanzmärkte haben aktuell ein bis zwei Zinssenkungen für dieses Jahreingepreist und spiegeln damit die vorsichtige Haltung der Fed wider. Diejüngsten Prognosen der US-Geldpolitiker bestätigen, dass mit der erstenZinssenkung erst zum Ende des Sommers oder gar zum Ende des Jahres zu rechnenist. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre geldpolitische Lockerung miteiner ersten Senkung um 25 Basispunkte Anfang Juni eingeleitet. Angesichts desim Vergleich zur EZB verzögerten Zeitplans der Fed, werden auch dieSchwellenländer ihren Zinssenkungszyklus verlangsamen oder verschieben müssen.Senken sie früher oder stärker als die Fed den Zins, würde dies ihre Währunggegenüber dem US-Dollar zusätzlich abwerten und Importe teurer machen, waswiederum die Inflation anheben würde. So senkte beispielweise Brasilien denLeitzins im Mai nur um 25 Basispunkte. Zuvor wurde er sechs Mal in Folge um 50Basispunkte gesenkt.

Auch die Geldpolitik in Afrika und Asien wird durch den Aufschub der Fedbeeinflusst. Die Zentralbanken der wichtigsten Schwellenländer haben noch nichtmit ihrer geldpolitischen Lockerung begonnen, was deren wirtschaftlichenAufschwung für 2024 und 2025 begrenzt. "Trotz dieser Verzögerungen werden vieleRegionen eine positive Dynamik aufweisen. Einige südostasiatische Länder wieVietnam oder die Philippinen werden Wachstumsraten von mehr als 6 Prozenterreichen. Indien dürfte trotz einer leichten Abschwächung ein Wachstum von 6,1Prozent verzeichnen", sagt Christiane von Berg. Afrika werde ebenfallsüberdurchschnittlich zulegen und ein Wachstum von über 4 Prozent erreichen,wobei alle großen Volkswirtschaften wie Nigeria, Ägypten, Algerien, Äthiopien,Marokko und in geringerem Maße auch Südafrika eine Konjunkturbelebung erreichen.

Länderrisiken: Ecuador runter, Spanien und Portugal rauf

In puncto Länderrisiken hat Coface die Einschätzung von Ecuador von C ("hohesRisiko") auf D ("sehr hohes Risiko") herabgestuft. Neben der marodenHaushaltslage ist die ecuadorianische Regierung um Präsident Daniel Noboa miteinem starken Anstieg der Gewalt konfrontiert. Die Wirtschaft Ecuadors ist imvierten Quartal 2023 in eine technische Rezession gerutscht, während für 2024eine Stagnation des BIP erwartet wird. Darüber hinaus dürfte sich dievorübergehende Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 15 Prozent negativ auf den Konsumauswirken. Ein weiterer Risikofaktor ist die Stromversorgung, die in hohem Maßevon der Wasserkraft abhängig und durch eine schwere Dürre stark beeinträchtigtist.

Mit einem verbesserten Länderrisiko werden von nun an Bahrain, die Kapverden,Portugal und Spanien geführt. Die Bewertung von Portugal und Spanien wurdejeweils von A3 zu A2 ("geringes Risiko") verbessert. Die portugiesischeWirtschaft wuchs mit 0,7 Prozent im ersten Quartal 2024 weiterhin sehr solideund auch der Tourismus bleibt stabil: Im Februar und im März 2024 lag die Zahlder internationalen Ankünfte um 25 Prozent höher als vor der Pandemie. Währendsich die privaten Investitionen verlangsamen, nimmt der private Konsum dank deshöheren verfügbaren Einkommens zu. Ähnliche Argumente gelten auch für Spanien:"Das Land profitiert in hohem Maße vom Boost des Tourismus in Europa. Auch beihoher Inflation wollen die Europäer nicht auf ihren Urlaub verzichten. Darüberhinaus läuft der private Konsum aufgrund früher Lohnanpassungen stabil. DasBIP-Wachstum von 0,7 Prozent im ersten Quartal 2024 lag bereits über denErwartungen", sagt Christiane von Berg. Davon abgesehen machen sich in Spanienwie auch in Portugal die Stützungsmaßnahmen innerhalb des europäischenAufbauplans "Next Generation EU" (NGEU) bemerkbar. Die NGEU-Mittel für Spanienentsprechen 2 Prozent des BIP in den Jahren 2024 bis 2026. Im Falle Portugalsliegt der Umfang bei 5 Prozent des BIP im selben Zeitraum.

* Personal Consumption Expenditure; das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß

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