CBAM: Perfekter Sturm bedroht EU-Importeure ab Januar
25.11.2025 - 21:09:12Die Uhr tickt für europäische Importeure: In nur fünf Wochen tritt die endgültige Phase des CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) in Kraft – und die Branche steckt im Chaos. Geleakte Regulierungsentwürfe, drastische Warnungen aus der Industrie und kaum erfüllbare Genehmigungsfristen schaffen heute, am 25. November, eine explosive Gemengelage. Nach der Veröffentlichung vorläufiger Benchmark-Werte und einem eindringlichen Hilferuf europäischer Agrar- und Industrieverbände erreicht die Marktverunsicherung einen neuen Höhepunkt.
Der 1. Januar 2026 rückt unaufhaltsam näher – doch wer jetzt noch keine „autorisierte CBAM-Anmelder”-Lizenz hat, könnte bald vor verschlossenen Grenzen stehen. Die Zeit für reguläre Antragsbearbeitungen ist faktisch abgelaufen.
Laut CBAM-Durchführungsverordnung haben die nationalen Behörden bis zu 120 Tage Zeit für die Prüfung von Zulassungsanträgen. Unternehmen, die nicht bereits im empfohlenen Zeitraum bis Juni 2025 ihre Unterlagen eingereicht haben, befinden sich jetzt in einer prekären Lage. Wer diese Woche – Ende November – einen Antrag stellt, erhält seine Genehmigung möglicherweise erst im März 2026. Das bedeutet: Drei Monate, in denen Waren legal an der EU-Grenze blockiert werden könnten.
Wer jetzt noch keine autorisierte CBAM-Anmelder-Lizenz hat, riskiert, dass Lieferungen an der EU-Grenze blockiert werden. Das kostenlose CBAM-E-Book erklärt Schritt für Schritt, wie Importeure ihre Berichtspflichten erfüllen, Anmeldeprozesse beschleunigen und Fristen sicher einhalten – inklusive praktischer Checkliste für Antrag, Verifizierung und Ausnahmeprüfungen. So vermeiden Sie teure Verzögerungen ab 1. Januar 2026. Jetzt CBAM-Checkliste & E-Book sichern
„Die Vorbereitungsphase ist vorbei. Wir befinden uns jetzt in der Schadensbegrenzung für Nachzügler”, erklärt ein Brüsseler Handelsexperte. „Ohne autorisierten Status am 1. Januar können Waren nicht verzollt werden.” Deutsche und italienische Zollbehörden versendeten diese Woche finale Mahnschreiben: Die Zulassung ist ab Neujahr zwingende Voraussetzung für die Warenabfertigung.
Geleakte Benchmark-Werte sorgen für Turbulenzen
Als wäre die Zeitnot nicht genug, versetzt ein geleaktes Dokument der EU-Kommission die Stahl- und Aluminiummärkte zusätzlich in Aufruhr. Der diese Woche an Brancheninsider durchgesickerte Entwurf enthält die vorläufigen CBAM-Benchmark-Werte – und die haben es in sich.
Die am 24. und 25. November von Fastmarkets und Kallanish veröffentlichten Zahlen definieren die „eingebetteten Freizuteilungen” (SEFA) und Anpassungsfaktoren (FAA), die über die tatsächliche CO₂-Steuerlast der Importeure entscheiden. Diese Richtwerte sind entscheidend: Sie legen fest, welche Standardwerte Importeure ansetzen können, wenn keine verifizierten Emissionsdaten von Lieferanten außerhalb der EU vorliegen.
Die Reaktion am Markt folgte prompt. „Einkäufer, die Preiserhöhungen der Hütten skeptisch beäugt haben, müssen jetzt teuer nachordern”, meldet Kallanish heute. Besonders problematisch: Die geleakten Werte werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten – vor allem bei der Berechnung für komplexe Produkte wie Stahllegierungen. Die Befürchtung in der Branche: Die Standardwerte könnten bewusst hoch angesetzt sein, um Importeure zur Beschaffung echter Daten zu zwingen. Doch viele Lieferanten in Drittstaaten sind dazu noch gar nicht in der Lage.
Agrarbranche schlägt Alarm: „Beispiellose Kostenexplosion droht”
Heute legten europäische Agrar- und Industrieverbände in einer koordinierten Aktion nach. In einer gemeinsamen Erklärung warnen Copa-Cogeca (Bauernverband), Fertilizers Europe und diverse Lebensmittelverbände vor einer „Kostenexplosion bei landwirtschaftlichen Betriebsmitteln”.
Die Stoßrichtung ist klar: Mit 50 Prozent der EU-Düngemittel aus Drittstaaten importiert, könnte die neue CO₂-Steuer die Branche hart treffen. „Die fehlende Klarheit über die finalen Steuersätze schafft enorme finanzielle Unsicherheit”, heißt es in dem Statement. Landwirte würden aktuell keine Vorverträge für die Aussaat-Saison 2026 abschließen – aus Angst vor unkalkulierbaren Preissprüngen.
„Das geplante Inkrafttreten von CBAM für Düngemittel am ersten Tag des neuen Jahres droht diese Krise auf ein beispielloses Niveau zu treiben”, warnen die Verbände. Sie fordern die Kommission auf, entweder die Umsetzung zu verschieben oder Notfallmechanismen einzuführen, um einen Preisschock in der Lebensmittelproduktion zu verhindern.
Diplomatisches Minenfeld: G20 und COP30 im Schatten von CBAM
Der Druck kommt nicht nur aus Brüssel. Auf der internationalen Bühne sorgt CBAM für zunehmende Spannungen. Bei den jüngsten G20- und COP30-Gipfeln in Belém, Brasilien, stand die EU-Maßnahme im Kreuzfeuer der Kritik.
Während Kanadas Mark Carney am 24. November noch die EU-Führungsrolle beim „CO₂-Pricing und der Einführung von CBAM” lobte, verschärfen große Handelspartner wie China, Indien und Brasilien ihren Widerstand. Die Entwicklungsländer werfen der EU vor, CBAM sei ein verkappter Schutzzoll – einige drohen bereits mit Vergeltungsmaßnahmen im Handelsbereich.
Die EU-Kommission bleibt hart: CBAM sei WTO-konform und unverzichtbar für die Klimaziele. Mit der im Oktober 2025 beschlossenen Bagatellgrenze – Importeure unter 50 Tonnen jährlich sind ausgenommen – hofft Brüssel zumindest kleinere Akteure zu entlasten.
Dezember wird entscheidend: Was jetzt kommt
In den kommenden Wochen verschiebt sich der Fokus vollständig auf die operative Umsetzung. Mitte Dezember wird die Kommission voraussichtlich die finalen Benchmark-Werte und Verifizierungsregeln offiziell verabschieden. Logistiker bereiten sich bereits auf Verzögerungen in Häfen wie Rotterdam und Hamburg vor – viele Sendungen könnten im Januar ohne die erforderlichen „Anmelder-Codes” feststecken.
Zwar wurde der Handel mit CBAM-Zertifikaten auf 2027 verschoben, um eine sanftere Übergangsphase zu ermöglichen. Doch der bürokratische Zwang, den entsprechenden Status bereits 2026 nachzuweisen, bleibt bestehen.
Die Botschaft dieser Woche ist eindeutig: Die Übergangsphase ist vorbei. Die regulatorische Realität von 2026 ist bereits da – ob die Wirtschaft bereit ist oder nicht.
PS: Unsicher, ob Ihre importierten Waren unter die neue CBAM-Meldepflicht fallen? Der Gratis-Leitfaden klärt Ausnahmeregeln, Reporting-Pflichten und zeigt praktische Maßnahmen für Lieferantenmanagement und Verifizierungsstrategien – damit Ihre Waren im Januar reibungslos abgefertigt werden. CBAM-E-Book kostenlos herunterladen


