Caritas und Diakonie: Mehr Geld 2026, große Reform 2027
26.12.2025 - 04:42:12Tausende Beschäftigte in kirchlichen Einrichtungen können sich 2026 auf höhere Gehälter und Zulagen freuen. Parallel läuft der Countdown für die größte Tarifstrukturreform seit Jahrzehnten.
Die Arbeitnehmerseite der Caritas-Arbeitsrechtskommission (ak.mas) hat diese Woche zentrale Details veröffentlicht. Sie betreffen sowohl die konkreten Gehaltserhöhungen im kommenden Jahr als auch den Fahrplan für die umfassende „AVR 2027“-Reform. Für die Mitarbeitervertretungen (MAV) beginnt damit eine Phase intensiver Beratung und Information.
Der Weg zur großen Strukturreform „AVR 2027“ tritt in eine kritische Phase. Ein zentrales Element ist die neu geschaffene Auskunftspflicht der Arbeitgeber. Sie sind verpflichtet, auf Anfrage einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters verbindlich mitzuteilen, in welche Entgeltgruppe diese Person im neuen System eingruppiert werden.
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„Das ist ein entscheidender Moment für Transparenz“, so ein Sprecher der Arbeitnehmerseite. Beschäftigte, die aktuell nach den Anlagen 2, 2d oder 2e bezahlt werden, müssen wissen, wo sie in der neuen Entgeltordnung (EGO) landen.
Die Uhr tickt: Die verbindliche Auskunftserteilung soll Mitte 2026 Fahrt aufnehmen. MAVs raten ihren Kolleginnen und Kollegen, die Anfrage frühzeitig zu stellen. So bleiben vor dem offiziellen Start im Januar 2027 genug Zeit für Klärungen. Die Reform soll den „Dschungel der Anlagen“ vereinheitlichen. Eine Mindestzuordnungstabelle garantiert, dass niemand in seiner Grundentgeltgruppe abgestuft wird.
Konkrete Gehaltsplusse: Das bringt das Jahr 2026
Während die Strukturreform am Horizont steht, gibt es 2026 handfeste Gehaltserhöhungen. Sie gehen auf die Tarifverhandlungen Mitte 2025 zurück.
Für die Caritas gilt: Ab 1. Februar 2026 steigen die Grundgehälter um 2,8 Prozent. Das folgt auf die 3-Prozent-Erhöhung vom Juli 2025. Die Anpassung betrifft auch dynamische Vergütungsbestandteile wie die Kinderzulage, Zeitzuschläge und das Urlaubsgeld. Dieses steigt für die unteren Entgeltgruppen (1 bis 5b) auf etwa 403,58 Euro, für die höheren Gruppen (5c bis 12) auf 524,63 Euro.
Im Diakonie-Bereich sieht der Zeitplan etwas anders aus. Hier tritt eine 3,0-Prozent-Erhöhung erst am 1. September 2026 in Kraft. Dafür werden die Schichtzulagen deutlich angehoben: Die reguläre Schichtzulage steigt auf 80 Euro monatlich, die Wechselschichtzulage sogar auf 200 Euro im Monat.
Schlüsselrolle der MAVs: Aufklärung in der Übergangsphase
Die Mitarbeitervertretungen stehen vor einer ihrer wichtigsten Aufgaben. Sie müssen die Belegschaften über die neue Auskunftspflicht und den richtigen Zeitpunkt für eine Anfrage informieren. Einige MAVs, wie die des St. Nikolaus, haben bereits damit begonnen, Informationsmaterial zu verteilen.
„Die Last liegt derzeit beim einzelnen Beschäftigten, den Prozess anzustoßen“, erklärt Arbeitsrechtsexpertin Dr. Hannah Weber. „Ohne aktive MAVs, die jede Pflegekraft und jeden Erzieher aufklären, könnten viele das Zeitfenster verpassen.“ Die Reform stärkt zudem die Mitbestimmungsrechte der MAVs bei der Umsetzung vor Ort.
Hintergrund: Modernisierung des „Dritten Weges“
Die Entwicklungen finden vor einem harten Wettbewerb um Fachkräfte im Sozial- und Gesundheitssektor statt. Der kirchliche „Dritte Weg“ der tariflichen Selbstregulierung ohne Streikrecht steht in der Kritik, oft zu träge zu reagieren. Die jetzt feststehenden Erhöhungen für 2026 sollen die Attraktivität der kirchlichen Arbeitgeber im Vergleich zum öffentlichen Dienst (TVöD) erhalten.
Die AVR-2027-Reform ist ein Versuch, das System zu modernisieren. Durch die Vereinfachung der starren Anlagen-Struktur sollen die Arbeitsverträge transparenter und für junge Bewerber verständlicher werden. Die kräftige Anhebung der Schichtzulagen in der Diakonie adressiert dabei direkt einen großen Unmutspunkt des Pflegepersonals: die finanzielle Anerkennung ungünstiger Arbeitszeiten.
Der Fokus im ersten Quartal 2026 liegt auf der Umsetzung der Caritas-Gehaltserhöhung. Danach rückt die Phase der verbindlichen Eingruppierungsauskünfte Mitte des Jahres in den Mittelpunkt. Die Botschaft der MAVs an die Beschäftigten ist klar: Nicht abwarten, sondern aktiv werden.
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