Burnout-Krise

Burnout-Krise: 30- bis 40-Jährige brennen aus

03.12.2025 - 20:11:12

Die psychische Gesundheit am deutschen Arbeitsplatz steht am Abgrund. Neue Studien zeigen: Gerade die wichtigsten Leistungsträger drohen unter der Last toxischer Arbeitsbedingungen zusammenzubrechen – während Unternehmen wegschauen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Zum Jahresende 2025 erreichen psychisch bedingte Fehlzeiten historische Höchststände. Besonders brisant: Die erst kürzlich veröffentlichte Studie “Workplace Insights 2025” identifiziert eine neue Risikogruppe, die Arbeitsmediziner alarmiert.

Was läuft schief in deutschen Unternehmen? Während der Fachkräftemangel tobt, verlieren Betriebe ihre wertvollsten Mitarbeiter an Erschöpfung und dysfunktionale Arbeitskultur. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität war selten größer.

Die Software-Firma DearEmployee legte im November eine Analyse vor, die aufhorchen lässt. Knapp 80.000 Beschäftigte wurden untersucht – mit einem alarmierenden Ergebnis: 18 Prozent der 31- bis 40-Jährigen zeigen ein hohes Burnout-Risiko. Bei den unter 21-Jährigen sind es lediglich 6 Prozent.

Ausgerechnet jene Generation, die Digitalisierung und wirtschaftliche Erholung vorantreiben soll, brennt aus. Die Ursachen sind keine Überraschung für Arbeitspsychologen:

  • Chronischer Zeitdruck ohne Erholungsphasen
  • Ständige Unterbrechungen im Arbeitsfluss
  • “Always-on”-Kultur durch digitale Kommunikation
  • Abnehmende Wertschätzung mit steigendem Alter

Besonders perfide: Je länger Beschäftigte im Unternehmen sind, desto weniger fühlen sie sich wertgeschätzt. Ein gefährlicher Cocktail, der die Fluktuationsrate 2025 weiter anheizte.

Mobbing: Das unterschätzte Gift

Der diesjährige Mobbing-Report des Bundesarbeitsministeriums zeichnet ein düsteres Bild. 6,5 Prozent aller Erwerbstätigen leiden aktuell unter systematischen Anfeindungen, Ausgrenzung oder Schikane am Arbeitsplatz.

Die Folgen sind messbar: Gemobbte Beschäftigte fehlen durchschnittlich 22,6 Tage pro Jahr – fast doppelt so viel wie ihre Kollegen ohne solche Belastungen (11,4 Tage).

Einen Sonderfall bilden die sozialen Berufe. Der DAK-Psychreport 2025 offenbart eine Katastrophe: Kita-Mitarbeiter und Altenpfleger weisen bis zu 71 Prozent mehr psychisch bedingte Fehltage auf als der Durchschnitt. Mit 586 Fehltagen je 100 Beschäftigte im Kita-Bereich steht das Sozialwesen vor dem Kollaps.

Hohe emotionale Anforderungen treffen auf chronischen Personalmangel. Das Ergebnis: eine toxische Mischung, die Mobbing und Burnout systematisch befördert.

Die Präventionslücke klafft

Während die Probleme wachsen, zögern Arbeitgeber. Eine repräsentative Befragung von Union Investment vom Oktober bringt es auf den Punkt: 90 Prozent der Berufstätigen ist mentale Gesundheitsförderung wichtig. Doch nur 44 Prozent fühlen sich vom Arbeitgeber ernst genommen.

Noch gravierender: Viele Unternehmen ignorieren gesetzliche Pflichten. Der DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025 enthüllt, dass nur 28 Prozent der Beschäftigten angeben, in ihrem Betrieb sei eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchgeführt worden.

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Diese Analyse ist keine freiwillige Kür – das Arbeitsschutzgesetz schreibt sie verbindlich vor. Besonders kleine und mittlere Unternehmen versagen hier: In Betrieben mit unter 50 Mitarbeitern findet in fast 80 Prozent der Fälle keine entsprechende Beurteilung statt.

Der Preis der Ignoranz

Die volkswirtschaftlichen Kosten sind erdrückend. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz beziffert die Produktionsausfälle durch psychische Erkrankungen auf über 20 Milliarden Euro jährlich – Tendenz steigend.

Ein Vergleich macht die Dimension deutlich: Während ein grippaler Infekt nach einer Woche ausgestanden ist, dauern psychisch bedingte Krankschreibungen im Schnitt fast 30 Tage.

Branchenexperten sehen darin eine der größten Bremsen für das Wirtschaftswachstum. Paradox: KI und Automatisierung könnten Entlastung bringen – doch die Implementierung scheitert oft an fehlender psychologischer Führungskompetenz. Die Technik ist da, das Verständnis fehlt.

Was sich 2026 ändern muss

Für das kommende Jahr rechnen Beobachter mit schärferen Kontrollen. Gewerkschaften und Arbeitsschutzexperten fordern empfindliche Sanktionen für Betriebe, die ihre Präventionspflichten ignorieren.

Gleichzeitig wächst der Druck, mentale Gesundheit als harte betriebswirtschaftliche Kennzahl zu verstehen. Experten erwarten, dass KI-gestützte Stress-Monitoring-Tools und anonymisierte “Pulse Checks” 2026 zum Standard werden – zumindest in größeren Unternehmen.

Die Botschaft zum Jahresende ist unmissverständlich: Wer die psychische Gesundheit seiner Belegschaft ignoriert, gefährdet die eigene Zukunftsfähigkeit. Prävention ist keine freiwillige Zusatzleistung mehr, sondern Management-Grundaufgabe.

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