Bundesnetzagentur, Deutschland

Bundesnetzagentur: Deutschland setzt EU-Gesetz gegen Online-Plattformen durch

24.09.2025 - 22:23:02

Aus alt mach neu: Das DDG ersetzt das umstrittene NetzDG

Deutschland macht Ernst mit der Regulierung digitaler Plattformen. Die Bundesnetzagentur hat ihre neue Rolle als zentrale Aufsichtsbehörde für das EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA) offiziell aufgenommen. Das bedeutet: Strengere Regeln für Online-Plattformen und mehr Schutz für Nutzer vor illegalen Inhalten.

Die neue deutsche Umsetzung des Digital Services Act markiert einen Wendepunkt im Kampf gegen Hassrede, Fake News und schädliche Online-Praktiken. Mit dem Digitale-Dienste-Gesetz (DDG) erhält Deutschland eine der schärfsten digitalen Waffen Europas – und die Bundesnetzagentur die Macht, sie auch einzusetzen.

Das am 14. Mai 2024 in Kraft getretene DDG revolutioniert Deutschlands digitale Rechtslandschaft. Es löst das kontroverse Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) und das Telemediengesetz ab – beide galten als Flickwerk der digitalen Regulierung.

Der entscheidende Unterschied? Während das NetzDG nur ein nationaler Alleingang war, harmonisiert das DDG die Regeln EU-weit. Online-Plattformen müssen nicht mehr durch ein Labyrinth unterschiedlicher nationaler Vorschriften navigieren. Das schafft Rechtssicherheit für Unternehmen und einheitliche Standards für 450 Millionen EU-Bürger.

Die Bundesnetzagentur überwacht dabei alle digitalen Vermittlerdienste mit deutscher Präsenz – außer den größten Plattformen wie Facebook oder Google. Diese fallen weiterhin direkt unter EU-Aufsicht.

Klaus Müller: „Unsere Gesetze gelten auch digital“

„Das Internet sicherer, fairer und transparenter machen“ – so formuliert Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller die Mission seiner Behörde. Sein Team kann künftig systematische DSA-Verstöße untersuchen und empfindliche Bußgelder verhängen.

Besonders brisant: Die Bundesnetzagentur darf sogenannte „vertrauenswürdige Hinweisgeber“ zertifizieren. Deren Meldungen über illegale Inhalte müssen Plattformen vorrangig bearbeiten. Eine Art digitaler Fast-Track für Löschanträge.

Nutzer können sich künftig direkt an die Bundesnetzagentur wenden, wenn Plattformen nicht angemessen auf Beschwerden reagieren. Das macht die Behörde zur letzten Instanz bei digitalen Konflikten.

Was ändert sich konkret für Nutzer und Plattformen?

Die neuen Regeln greifen tief in den Online-Alltag ein. Plattformen müssen transparenter werden – bei Werbung, bei Algorithmen und bei Löschentscheidungen. Nutzer erhalten stärkere Rechte: Sie können Entscheidungen zur Inhalteentfernung über interne Beschwerdesysteme oder außergerichtliche Streitbeilegung anfechten.

Ein klares Verbot gilt für Werbung, die auf persönlichen Daten von Minderjährigen basiert. Plattformen müssen zudem effektivere Meldesysteme für illegale Inhalte einrichten.
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Doch die ersten Erfahrungen zeigen auch Schattenseiten: Deutsche Unternehmen nutzen die neuen Meldewege offenbar systematisch, um negative Bewertungen löschen zu lassen. Ein Werkzeug für Nutzerschutz wird so zum Reputationsmanagement missbraucht.

Herausforderung: Zwischen Schutz und Zensur

Deutschland steht vor einem Balanceakt. Gemeinsam mit Frankreich drängt die Bundesregierung darauf, die DSA-Befugnisse zum Schutz vor Wahlmanipulation und ausländischen Desinformationskampagnen zu nutzen.

Gleichzeitig wächst die Sorge vor Überregulierung. Die Bundesnetzagentur baut derzeit ihr DSA-Team auf 70 Mitarbeiter aus – ein Signal für die Ernsthaftigkeit der Durchsetzung.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Deutschland den Spagat zwischen digitaler Sicherheit und Meinungsfreiheit meistert. Für die Plattformen beginnt jetzt eine Phase der Anpassung. Für die Nutzer könnte eine neue Ära der Online-Sicherheit anbrechen.

@ boerse-global.de