Brandschutzhelfer, Druck

Brandschutzhelfer unter Druck: Jahresende verschärft Compliance-Anforderungen

27.11.2025 - 14:30:12

Der November-Endspurt bringt deutsche Unternehmen in die Zwickmühle: Während die Adventszeit das Brandrisiko in die Höhe treibt, laufen kritische Fristen für technische Normen ab. Diese Woche mahnten sowohl der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) als auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) zur erhöhten Wachsamkeit – für Brandschutzhelfer beginnt damit die arbeitsreichste Phase des Jahres.

Die Botschaft ist eindeutig: Wer jetzt nachlässig wird, riskiert nicht nur Menschenleben, sondern auch den Versicherungsschutz. Doch was genau müssen Unternehmen in den kommenden Wochen beachten?

Am Montag veröffentlichte der DFV seine Sicherheitsrichtlinie „Sicherheit in der Adventszeit” mit sieben entscheidenden Präventionsmaßnahmen. Die Warnung richtet sich zwar an die Allgemeinheit, trifft Arbeitgeber aber besonders hart: Unachtsamkeit mit offenen Flammen und elektrischen Dekorationen zählt zu den Hauptursachen für Brände zwischen Ende November und Dezember.

Für Brandschutzhelfer bedeutet das konkret: sofortige Kontrolle aller Gemeinschaftsbereiche. Die DGUV legte am Dienstag nach und betonte in ihrer Stellungnahme zu betrieblichen Weihnachtsfeiern unmissverständlich: Der Arbeitgeber trägt die volle Verantwortung für den Brandschutz – auch wenn solche Veranstaltungen unter Versicherungsschutz stehen.

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Das Problem dabei? In vielen Betrieben schleichen sich trotz strikter Verbote Kerzen in Büros ein. Die Aufgabe der Brandschutzhelfer geht deshalb über routinemäßige Inspektionen hinaus: Sie müssen aktiv die „Brandlast” der Dekoration überwachen und Verstöße sofort unterbinden.

Kritische Normänderung: DIN 14677 vor dem Abschluss

Parallel zu den saisonalen Warnungen schloss am Dienstag die Kommentierungsfrist für die überarbeiteten Normen DIN 14677-1 und DIN 14677-2. Diese Standards regeln die Wartung von Feststellanlagen für Brand- und Rauchschutztüren – ein technischer Bereich, der oft unterschätzt wird.

Die neuen Entwürfe verschärfen die Dokumentationspflichten erheblich und setzen strengere Maßstäbe für externe Dienstleister. Branchenexperten rechnen damit, dass die finale Veröffentlichung unmittelbar bevorsteht. Was heißt das für die Praxis?

Brandschutzhelfer sind zwar nicht für die technische Wartung verantwortlich, aber oft die Ersten, die feststellen, wenn eine Brandschutztür aufgekeilt ist oder eine Feststellanlage blockiert wird. Genau solche Verstöße will die neue Norm durch bessere Instandhaltungsprotokolle eindämmen. Facility-Manager sollten sich bereits jetzt auf strengere Kontrollen ab 2026 einstellen.

Unfallstatistik zeigt: Routine ist der Feind

Gestern veröffentlichte die BG Verkehr ermutigende Zahlen: Die meldepflichtigen Arbeitsunfälle sanken 2024 um rund zehn Prozent. Doch die Freude trübt sich schnell. Berufskrankheiten nahmen gleichzeitig zu, und Sicherheitsexperten warnen eindringlich vor Selbstzufriedenheit.

„Routine tötet”, fasste ein Berater die Entwicklung zusammen. „Der Rückgang bei Unfällen ist das Ergebnis konsequenter Schulungen – doch sobald die Wachsamkeit nachlässt, steigt das Risiko wieder.”

Hier kommt die Auffrischungspflicht ins Spiel. Die DGUV Vorschrift 1 und die ASR A2.2 verlangen regelmäßige Nachschulungen für Brandschutzhelfer – üblicherweise alle drei bis fünf Jahre. Diese „Auffrischung” ist kein bürokratischer Selbstzweck: Sie vermittelt Updates zu neuen Brandklassen, etwa Lithium-Ionen-Akkubränden, die durch E-Bikes und Laptops in Büros zunehmend relevant werden.

Die DGUV-Information 205-023 empfiehlt sogar kürzere Intervalle bei wesentlichen Änderungen im Betrieb – zum Beispiel beim Einbau neuer Ladestationen für Elektrofahrzeuge, was 2025 in vielen Unternehmen Standard wurde.

Jahresend-Falle: Der Auffrischungs-Engpass

Viele Unternehmen realisieren erst jetzt, Ende November, dass ein erheblicher Teil ihrer Brandschutzhelfer vor Jahresende nachgeschult werden muss. Die gesetzlich vorgeschriebene Quote – meist fünf Prozent der Belegschaft, abhängig von der Gefährdungsbeurteilung – muss lückenlos gewährleistet sein.

Das Problem: In der Vorweihnachtszeit sind Schulungstermine kaum noch verfügbar. Doch die rechtliche Anforderung bleibt unbeugsam. Kommt es zu einem Brand und stellt sich heraus, dass die Helfer veraltete Zertifikate haben, drohen dem Unternehmen erhebliche Haftungsrisiken. Versicherer könnten die Leistung kürzen, wenn mangelnde Kompetenz der Ersthelfer den Schaden verschlimmerte.

Das Forum Brandschutzerziehung, das am Dienstag seine Tagung in Kassel mit Rekordteilnahme abschloss, brachte es auf den Punkt: Brandschutzerziehung ist kein einmaliges Event, sondern ein kontinuierlicher Prozess.

VdS-BrandSchutzTage: Ausblick auf 2026

Am kommenden Dienstag und Mittwoch (3./4. Dezember) versammelt sich die Branche zu den VdS-BrandSchutzTagen in Köln. Der Zeitpunkt könnte nicht passender sein: direkt nach der DIN-Frist und mitten in der Hochrisikophase der Adventszeit.

Auf dem Programm stehen drei zentrale Themen:

  • Digitalisierung der Brandschutz-Dokumentation: Weg vom papiergebundenen Brandschutzbuch hin zu digitalen Compliance-Systemen
  • Lithium-Ionen-Sicherheit: Strategien für moderne Energiespeicher am Arbeitsplatz
  • Organisatorische Verantwortung: Klare Abgrenzung zwischen Brandschutzbeauftragten und ehrenamtlichen Brandschutzhelfern

Unternehmen wie BSS Sichelstiel und Meister Brandschutz haben neue Lösungen für industriellen Brandschutz angekündigt. Die Messe wird zum Testlauf für die verschärften Anforderungen von 2026.

Drei dringende Maßnahmen bis Jahresende

Für Arbeitgeber kristallisieren sich drei Handlungsfelder heraus:

1. Schulungsstatus prüfen: Sofortige Überprüfung, welche Brandschutzhelfer vor dem 31. Dezember eine Auffrischung benötigen. Bei Bedarf Last-Minute-Kurse buchen.

2. Saisonale Regeln durchsetzen: Brandschutzhelfer mit klarem Mandat ausstatten, ungenehmigte Weihnachtsdekoration rigoros zu entfernen – auch gegen internen Widerstand.

3. Vorbereitung auf 2026: Facility-Manager sollten die Auswirkungen der kommenden DIN-14677-Änderungen auf ihre Wartungsprotokolle analysieren.

Compliance im Brandschutz ist niemals statisch. Sie bewegt sich mit den Jahreszeiten, den Technologien und den Vorschriften – und alle drei waren diese Woche in Bewegung. Unternehmen, die jetzt handeln, vermeiden nicht nur Bußgelder, sondern schützen das wertvollste Gut: Menschenleben.

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