Bosch: Tausende protestieren gegen drohende Zwangskündigungen
26.11.2025 - 17:09:12Der Traditionskonzern Robert Bosch GmbH steht vor einem historischen Tabubruch. Erstmals seit Jahrzehnten drohen betriebsbedingte Kündigungen – und die Belegschaft geht auf die Barrikaden.
Am Mittwoch demonstrierten rund 2.000 Beschäftigte in Bühl gegen die angekündigten Maßnahmen. Was die Protestierenden besonders alarmiert: Das Management schließt Zwangskündigungen nicht mehr aus, obwohl ein Beschäftigungspakt eigentlich bis Ende 2027 Kündigungen ausschließt. Der „Bosch-Geist”, jahrzehntelang Synonym für Sozialpartnerschaft, scheint Geschichte.
Frank Sell, Vorsitzender des Konzernbetriebsrats für den Geschäftsbereich Mobility, findet drastische Worte: „Wir wollen Sicherheit für die Beschäftigten. Aber das Unternehmen sagt: Leute, wir rechnen damit, dass wir betriebsbedingte Kündigungen brauchen werden. Als Ultima Ratio.”
Die Ansage markiert einen Wendepunkt. Bosch, traditionell bekannt für sozialverträgliche Lösungen, signalisiert erstmals offen: Freiwillige Programme wie Altersteilzeit und Abfindungen reichen möglicherweise nicht mehr aus. Die Folge bei den Mitarbeitern? „Pure Angst”, so Sell.
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In Bühl wird diese Angst greifbar. Von den rund 3.000 Beschäftigten am Standort sind etwa 1.500 Arbeitsplätze gefährdet – die IG Metall rechnet sogar mit bis zu 1.700 bedrohten Stellen, wenn Teilzeitkräfte eingerechnet werden. Fast die Hälfte der Belegschaft könnte verschwinden.
2,5 Milliarden Euro Kostenlücke
Hinter der harten Linie der Unternehmensführung steckt eine brutale Rechnung: Bosch’ Automobilsparte weist eine strukturelle Kostenlücke von jährlich 2,5 Milliarden Euro gegenüber Wettbewerbern auf.
Mehrere Faktoren haben den Konzern in diese Krise getrieben. Die Elektromobilität läuft deutlich schleppender an als prognostiziert – Bosch sitzt auf Überkapazitäten bei Verbrennertechnologie, während die erhofften Umsätze mit E-Antrieben ausbleiben. Gleichzeitig drücken aggressive chinesische Anbieter die Margen, und die schwache Konjunktur in Deutschland lässt die Nachfrage schrumpfen.
Bereits im September kündigte Bosch an, weltweit weitere 13.000 Stellen abzubauen – zusätzlich zu vorherigen Kürzungsprogrammen. Der Fokus liegt dabei auf Deutschland. Dass nun erstmals seit Jahrzehnten Zwangskündigungen im Raum stehen, zeigt: Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht.
Bittere Ironie der Innovation
Die Absurdität der Lage wird an einem Detail deutlich: Am 24. November, nur Tage vor den Protesten, erhielt ein Bosch-Team den Deutschen Zukunftspreis für elektrische Antriebssysteme in Lkw. Während das Unternehmen auf der einen Bühne Innovationen feiert, bereitet es auf der anderen historische Jobverluste vor.
„Normalerweise bist du zum Bosch gekommen und bei dem auch in Rente gegangen”, beschreibt Sell den zerbrochenen Gesellschaftsvertrag. Diese Sicherheit war jahrzehntelang Teil der Bosch-Identität – nun scheint sie Vergangenheit.
“Rettungsschirm” gefordert
Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg, fordert einen politischen „Rettungsschirm” für die Zulieferindustrie. Ihre Argumentation: Unternehmen wie Bosch hätten Milliarden in grüne Technologien und autonomes Fahren investiert – genau das, was die Politik gefordert habe. Nun würden sie durch Marktvolatilität und fehlende Infrastruktur bestraft.
Die Bosch-Krise ist kein Einzelfall, sondern Symptom einer Branche im Umbruch. Mit der Bundestagswahl 2025 vor der Tür wird der Druck auf die Politik steigen, entweder durch Subventionen oder Marktanreize gegenzusteuern.
Härteste Verhandlungen aller Zeiten
Die kommenden Wochen werden entscheidend. Die Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat und Unternehmensleitung gelten als „die härtesten, die je bei Bosch geführt wurden”. Zentrale Frage: Kann die „Keine Zwangskündigungen bis 2027″-Klausel verteidigt werden?
Sollte das Management Zwangskündigungen durchsetzen, drohen Streiks und juristische Auseinandersetzungen in einem Ausmaß, das Bosch seit Jahrzehnten nicht erlebt hat. Die IG Metall signalisiert Bereitschaft, die Proteste auf weitere Standorte wie Reutlingen, Hildesheim und die Zentrale in Gerlingen auszuweiten.
Sells Frage bringt es auf den Punkt: „Kommen wir durch die Tür ohne betriebsbedingte Kündigungen, ja oder nein?” Die Antwort wird die Zukunft von Deutschlands größtem Industriearbeitgeber definieren – und möglicherweise ein Signal für die gesamte Automobilbranche setzen.
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