BMAS-Pläne gefährden 123.000 Sicherheitsbeauftragte im Mittelstand
09.12.2025 - 13:59:12Die Bundesregierung plant einen radikalen Kahlschlag beim Arbeitsschutz: Kleine und mittlere Unternehmen sollen künftig auf betriebliche Sicherheitsbeauftragte verzichten dürfen. Was als Bürokratieabbau verkauft wird, könnte Jahrzehnte erfolgreicher Unfallprävention zunichtemachen.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) will die Pflicht zur Bestellung ehrenamtlicher Sicherheitsbeauftragter für KMU streichen. Die heute bekannt gewordenen Pläne stoßen auf heftigen Widerstand von Sicherheitsexperten und Branchenverbänden. Der TÜV-Verband warnt: Die Maßnahme würde rund 123.000 betriebliche Sicherheitsposten eliminieren – ausgerechnet jene Mitarbeiter, die täglich Gefahren erkennen, bevor daraus Unfälle werden.
Der Vorstoß ist Teil der im Oktober angekündigten Strategie zum “Bürokratierückbau”, die 2026 umgesetzt werden soll. Befürworter argumentieren, die Anforderungen seien für viele KMU reine Formsache ohne echten Mehrwert. Doch kommt dieser Zeitpunkt wirklich passend?
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Seit 1970 ist die Zahl tödlicher Arbeitsunfälle in Deutschland um über 80 Prozent gesunken – ein Erfolg, den Experten maßgeblich dem dezentralen Netzwerk der Sicherheitsbeauftragten zuschreiben. “Wir dürfen nicht das Kind mit dem Bade ausschütten”, mahnt Claudia Tautorus, Leiterin für Industrie- und Anlagentechnik beim TÜV-Verband. Die ehrenamtlichen Sicherheitsbeauftragten seien “stille Helden”, deren niedrigschwellige Kolleg-zu-Kolleg-Intervention oft wirksamer sei als Top-Down-Vorschriften.
Digitalisierung statt menschlicher Aufsicht?
Parallel zur Debatte über den Personalabbau verschiebt sich die technische Compliance-Landschaft zusehends ins Digitale. Seit 2025 ermöglicht das Arbeitsschutzgesetz die elektronische Dokumentation von Arbeitsverträgen und Sicherheitsunterweisungen. Diese digitalen Effizienzgewinne sollten der Kern jeder Entbürokratisierung sein, argumentieren Kritiker des BMAS-Vorschlags.
“Digitale Tools können Compliance dokumentieren, aber sie erkennen kein lockeres Geländer und keinen blockierten Notausgang in Echtzeit – das kann nur ein Kollege vor Ort”, gibt ein Sicherheitsingenieur zu bedenken. Können Algorithmen wirklich ersetzen, was menschliche Aufmerksamkeit leistet?
Riskantes Timing in der Hochsaison
Besonders brisant wirkt der Zeitpunkt: Eine ver.di-Umfrage unter knapp 3.000 Beschäftigten im Paket- und Lieferdienst zeigte im November alarmierende Sicherheitslücken. Gerade in der laufenden Weihnachtshochsaison könnte der Wegfall betrieblicher Sicherheitsbeauftragter die Risiken in Logistikzentren und Depots verschärfen – Sektoren, die stark von KMU und Subunternehmern geprägt sind.
Die bereits hohe Arbeitsverdichtung gefährdet dort bestehende Sicherheitsprotokolle. Ausgerechnet jetzt die interne Kontrollinstanz zu streichen, dürfte die Unfallzahlen nach oben treiben.
Paradigmenwechsel für 2026?
Die BMAS-Pläne treten nun in die Konsultationsphase ein. Gewerkschaften und Sicherheitsorganisationen kündigen massiven Widerstand an. Der TÜV-Verband will gegen die “pauschale Begrenzung” lobbyieren und fordert: Nicht die Betriebsgröße, sondern das Risikopotenzial müsse über Sicherheitsanforderungen entscheiden.
Sollte die Gesetzgebung durchkommen, könnte 2026 eine Zeitenwende im deutschen Arbeitsschutz markieren. Statt verbindlicher interner Aufsicht würden externe Audits und Arbeitgeber-Selbstregulierung dominieren. Für KMU ergibt sich ein Paradoxon: Weniger Formulare zu bearbeiten, bedeutet möglicherweise höhere Haftungsrisiken im Ernstfall – wenn das interne Sicherheitsnetz fehlt.
Bis zur rechtlichen Klärung raten Experten Unternehmern, bestehende Sicherheitsstrukturen beizubehalten. Denn bei der Compliance gilt: Prävention ist stets günstiger als die Kosten eines Unfalls.
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