Bitkom-Studie: Eltern geben Schuldigitalisierung Note „3,3
27.11.2025 - 00:30:12Die digitale Aufbruchstimmung in Berlin stößt im Klassenzimmer auf Ernüchterung. Eine aktuelle Repräsentativstudie des Digitalverbands Bitkom offenbart: Deutsche Eltern bewerten die Schuldigitalisierung mit einem mageren „Befriedigend” (Note 3,3). Das dürfte Bundesdigitalminister Dr. Karsten Wildberger kaum gefallen – schließlich hat die neue Regierung die digitale Bildung zur Chefsache erklärt.
Die Befragung von über 1.000 Eltern, die am Dienstag veröffentlicht wurde, zeichnet ein zwiespältiges Bild: Während sich die Note im Vergleich zu früheren Erhebungen stabilisiert hat, wächst die Sorge um die Zukunftsfähigkeit der Schüler. 85 Prozent der Eltern sind überzeugt, dass Schulen ihre Kinder nicht ausreichend auf die digitale Arbeitswelt vorbereiten. Zwei Drittel fordern deutlich mehr Investitionen in technische Ausstattung und digitale Lerninhalte.
„Es darf nicht länger vom Engagement einzelner Lehrkräfte oder dem Geldbeutel der Eltern abhängen, ob Kinder zeitgemäß lernen können”, mahnte Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst bei der Vorstellung der Ergebnisse. Besonders brisant: Die Zeit drängt. Der „Digitalpakt 2.0″ – das milliardenschwere Nachfolgeprogramm zur Schuldigitalisierung – muss bis Jahresende stehen. Ansonsten droht eine Finanzierungslücke.
Während in den Klassenzimmern die digitale Infrastruktur stockt, arbeitet Minister Wildberger an der großen Verwaltungsreform: dem „Germany Stack”. Diese einheitliche IT-Architektur soll die berüchtigte Zersplitterung zwischen Bund, Ländern und Kommunen beenden. Am kommenden Sonntag, 30. November, endet die öffentliche Konsultationsphase für das Mammutprojekt.
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Um den Umbau zu beschleunigen, holte sich Wildberger internationale Inspiration: Am Montag empfing er den griechischen Minister für digitale Regierungsführung, Kyriakos Pierrakakis, in Berlin. Thema des Treffens: die Erfolgsstory der griechischen „gov.gr”-Plattform, die Tausende Behördenleistungen unter einem digitalen Dach bündelt.
„Wir wollen den Bürgern den Alltag erleichtern, indem wir die Verwaltung modern, effizient und bürgerorientiert gestalten”, erklärte Wildberger nach dem Gespräch. Der Germany Stack solle „interoperabel, sicher und europaweit anschlussfähig” werden – ein klarer Bruch mit den Insellösungen der Vergangenheit.
Das im Mai 2025 unter Bundeskanzler Friedrich Merz geschaffene Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) bündelt Zuständigkeiten, die zuvor auf sechs Ressorts verteilt waren. Diese Zentralisierung gilt als wichtigstes Instrument der Regierung, um die digitale Blockade früherer Legislaturperioden aufzulösen.
12 Milliarden Euro: Industrie investiert in digitale Souveränität
Der Modernisierungsdrang im Inland geht einher mit dem Streben nach europäischer Unabhängigkeit. Am 18. November hatten Kanzler Merz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Gipfel für Europäische Digitale Souveränität nach Berlin geladen. Das Ergebnis überraschte: Statt staatlicher Direktinvestitionen verkündeten führende europäische Tech-Konzerne und Industrieriesen eine Investitionszusage von 12 Milliarden Euro in Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Cloud-Infrastruktur.
„Europa hat das Zeug, das digitale Zeitalter anzuführen”, betonte Macron auf dem Gipfel. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei keine Kür mehr, sondern „strategische Notwendigkeit”. Der Gipfel brachte auch das Europäische Netzwerk für Technologische Resilienz und Souveränität (ETRS) auf den Weg – eine Koalition, die Europas Abhängigkeit von außereuropäischen Tech-Anbietern verringern soll.
Die 100-Tage-Bilanz: Viel Struktur, wenig Sichtbares
Die Gründung des BMDS und die Berufung Wildbergers – Physikdoktor und Ex-CEO – sollten Kompetenz signalisieren. Doch nach der 100-Tage-Bilanz im August mehrt sich die Kritik: Strukturreformen sind schön und gut, doch greifbare Verbesserungen für Bürger lassen auf sich warten.
Die Free Software Foundation Europe (FSFE) fordert vom Ministerium mehr Klarheit beim Thema Open Source. Zwar hat Wildberger versprochen, freie Software „wo immer möglich” einzusetzen und testet die „openDesk”-Suite als Alternative zu proprietären Office-Lösungen. Doch Digitalaktivisten bemängeln mangelnde Transparenz beim Germany Stack und fehlende EU-weite Koordination.
Für die Merz-Regierung zählt jetzt die Umsetzung. Die Bitkom-Studie zur Schuldigitalisierung zeigt überdeutlich: Die Wähler messen „Digitalisierung” nicht an Strategiepapieren zur Souveränität, sondern an funktionierenden Tablets im Klassenzimmer und Online-Terminbuchungen beim Bürgeramt.
Entscheidende Wochen voraus
Digitalpakt 2.0: Bund und Länder haben bis 31. Dezember Zeit, die Finanzierung der nächsten Schuldigitalisierungsphase zu vereinbaren. Ein Scheitern wäre eine politische Blamage für die Koalition.
Germany Stack: Nach Ende der Konsultationsphase am 30. November soll Anfang 2026 die technische Roadmap vorliegen. Zieldatum für die Umsetzung: 2028.
KI-Regulierung: Die deutsch-französische Task Force wird 2026 „Souveränitätsindikatoren” für KI und Cloud-Dienste definieren – mit direktem Einfluss auf öffentliche Ausschreibungen.
Kann die Regierung liefern? Die Erwartungen sind hoch, die Geduld der Eltern begrenzt.
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