Bitkom-Studie: Deutsche Behörden kosten Bürger 125 Minuten pro Besuch
30.12.2025 - 02:04:12Eine Studie des Digitalverbands Bitkom offenbart massive Defizite: Ein Behördengang dauert im Schnitt über zwei Stunden, während Hunderte gesetzlich vorgeschriebene digitale Dienste fehlen.
Die digitale Verwaltung in Deutschland hinkt ihren Zielen dramatisch hinterher. Eine neue Studie des Digitalverbands Bitkom offenbart: Ein Behördengang frisst im Schnitt über zwei Stunden Lebenszeit, während Hunderte gesetzlich vorgeschriebene digitale Dienste fehlen.
Die 125-Minuten-Falle: Zeit als Verwaltungssteuer
Die Bitkom-Erhebung macht den Zeitaufwand für Bürger konkret messbar. Ein durchschnittlicher Behördentermin dauert 125 Minuten – mehr als zwei volle Stunden. Diese Zeit setzt sich aus drei frustrierenden Phasen zusammen: 51 Minuten An- und Abreise, 40 Minuten Wartezeit im Amt und nur 34 Minuten für die eigentliche Bearbeitung. Für 43 Prozent der Befragten wäre der Gang überhaupt nicht nötig gewesen – ihr Anliegen hätte online erledigt werden können.
Doch schon die Terminfindung gestaltet sich als Hürde. 58 Prozent der Bürger berichten von erheblichen Schwierigkeiten, überhaupt einen Termin zu bekommen. Diese „Termin-Blockade“ zeigt: Das analoge System ist nicht nur langsam, sondern für viele kaum noch erreichbar.
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228 digitale Dienste fehlen: Das OZG-Scheitern
Aus rechtlicher Sicht ist das Ergebnis noch vernichtender. Das Onlinezugangsgesetz (OZG) schreibt die Digitalisierung von 577 Verwaltungsleistungen vor. Doch Ende 2025 fehlen immer noch 228 dieser Dienste im digitalen Angebot. Diese Lücke zwingt Bürger weiterhin in die analoge Welt – mit allen zeitlichen Konsequenzen.
Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst sieht den Grund im föderalen Flickenteppich: „Statt einheitlicher Bundeslösungen entwickeln Länder und Kommunen eigene Insellösungen.“ Das Ergebnis ist Ineffizienz auf Kosten der Bürger.
Unzufriedene Bürger, europäisches Schlusslicht
Die Frustration wächst. Zwar lösen Behörden die Anliegen in 89 Prozent der Fälle – doch nur 46 Prozent der Bürger bewerten ihren letzten Behördengang positiv. Vor allem Jüngere empfinden die Präsenzpflicht als Anachronismus.
Deutschlands Rückstand ist auch europäisch dokumentiert. In einem EU-Ranking zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung belegt die Bundesrepublik lediglich Platz 21 von 27. Der digitale Graben zwischen Staat und Bürgern vertieft sich.
Bitkoms Forderung: Schluss mit dem Förderalismus-Dilemma
Der Digitalverband fordert einen radikalen Strategiewechsel für 2026. Stückweise Digitalisierung reiche nicht mehr. Wintergerst verlangt drei konkrete Schritte:
- Zentrale Basistechnologien vom Bund für alle Kommunen
- Stopp der Einzelentwicklungen zugunsten bundesweiter Standardlösungen
- Vereinheitlichung der Prozesse vor der Digitalisierung
„Digitale Behördengänge müssen der Standard werden, nicht die Ausnahme“, so Wintergerst. Nur so könne der öffentliche Dienst demografischen Herausforderungen wie Fachkräftemangel begegnen.
Wirtschaft zwischen Risiko und Chance
Die Studie zeigt auch wirtschaftliche Konsequenzen. Für GovTech-Unternehmen und IT-Dienstleister entsteht ein milliardenschwerer Markt, um die 228 fehlenden Dienste zu realisieren.
Gleichzeitig gefährdet die analoge Verwaltung die digitale Transformation der Wirtschaft. Unternehmen können nicht digital agieren, wenn ihre staatlichen Ansprechpartner im Analogzeitalter verharren. Die 125-Minuten-Last der Bürger hat ihr Pendant in betrieblichen Produktivitätsverlusten.
2026: Entscheidungsjahr für die digitale Verwaltung
Das kommende Jahr wird zur Nagelprobe. Der offenkundige Stillstand – nur wenige neue Dienste pro Quartal – erfordert politisches Handeln. Experten erwarten Druck auf eine OZG-Novelle, die dem Bund mehr Durchgriffsrechte bei Landes-IT gibt.
Ohne Kurswechsel von „föderaler Vielfalt“ zu „zentraler Effizienz“ werden Deutschlands Behördenwartezimmer auch in Zukunft gut gefüllt bleiben. Die 125-Minuten-Falle schnappt weiter zu – auf Kosten von Bürgern und Wirtschaft gleichermaßen.
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