BayWa-Chefgespräche, Verkauf

BayWa-Chefgespräche: Verkauf von Cefetra steht auf der Kippe

29.12.2025 - 18:12:12

Die Zukunft des Agrarhandelsriesen Cefetra hängt nun von den Betriebsräten ab. Für den angeschlagenen BayWa-Konzern ist die milliardenschwere Transaktion ein existenzieller Schritt in der Sanierung.

München/Rotterdam – Der Münchner Mischkonzern BayWa steht vor der entscheidenden Hürde beim Verkauf seiner Agrarhandelstochter Cefetra. Nach der überraschenden Ankündigung am Heiligabend laufen nun die verbindlichen Betriebsratskonsultationen – ein Verfahren, das den geplanten Abschluss für Anfang 2026 verzögern oder sogar gefährden könnte. Für BayWa geht es um nichts weniger als die Stabilisierung der angespannten Finanzlage.

Der Verkauf der gesamten Cefetra-Anteile an ein Investor-Konsortium ist das Herzstück des BayWa-Sanierungsplans. Das Geschäft ist mit rund 125 Millionen Euro bewertet. 80 Millionen Euro fließen bei Abschluss, weitere 45 Millionen folgen im April 2026. Entscheidender ist jedoch die Entlastung der Bilanz: Durch die Dekonsolidierung sinken die Bankverbindlichkeiten um über 600 Millionen Euro. Die Rückzahlung von Gesellschafterdarlehen bringt zusätzlich 62 Millionen Euro Liquidität.

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„Diese Transfusion ist überlebenswichtig“, kommentiert ein Frankfurter Analyst. BayWa durchläuft seit Monaten eine komplexe Restrukturierung. Der erfolgreiche Verkauf des Rotterdamer Agrarhändlers gilt als Vertrauensbeweis gegenüber den Gläubigern.

Betriebsrat hat entscheidendes Wort

Jetzt liegt der Ball beim niederländischen Betriebsrat (Ondernemingsraad). Das Gremium hat umfangreiche Mitbestimmungsrechte beim Eigentümerwechsel. BayWa muss detailliert über Verkaufsgründe, neue Eigner und Konsequenzen für die Belegschaft informieren.

Juristen betonen: „Das ist keine Formsache.“ Ein negatives Votum kann den Zeitplan kippen oder sogar zur Prüfung durch die niederländische Unternehmenskammer führen. In der Praxis enden die Gespräche meist einvernehmlich – doch der Prozess braucht Zeit.

Informierte Kreise sagen, das Management dränge auf einen reibungslosen Ablauf, um den Zieltermin im ersten Quartal 2026 zu halten. Die Investoren, die als „branchenkundig“ beschrieben werden, müssen die Mitarbeitervertreter von ihrer Strategie für Cefetras 17 Gesellschaften und 35 Standorte überzeugen.

Zweiter Anlauf nach gescheitertem Deal

Bereits im Juni 2025 war ein Verkauf an den niederländischen Unternehmer Peter Goedvolk geplant. Das Geschäft platzte an der Finanzierung. Der neue Anlauf wirkt solider: Das Konsortium hat die Mittel laut BayWa sicher, eine 600-Millionen-Euro-Kreditlinie für Cefetra ist durch Kernbanken zugesagt.

Dass binnen sechs Monaten ein neuer Käufer gefunden wurde, unterstreicht den Wert des Agrarhandelsgeschäfts – trotz der Turbulenzen bei der BayWa-Mutter. Die schnelle Einigung vor Jahresende sollte ein Stabilitätssignal an die Märkte senden.

Fokus auf Kernkompetenzen

Der Ausstieg aus dem kapitalintensiven Getreidehandel folgt der „Strategie 2030“. BayWa will sich auf die Kerngeschäfte Landwirtschaft, Baustoffe und Energie konzentrieren. Das senkt das Risikoprofil.

Neben der Betriebsratszustimmung benötigt der Deal noch eine Auslandsinvestitionsgenehmigung (FDI) in Italien und das finale Okay des BayWa-Aufsichtsrats.

Gelingt der Abschluss, markiert er eine Zeitenwende für den Konzern. Er würde den Sanierungskurs validieren und Luft für die Optimierung der verbleibenden Sparten schaffen. Für die Cefetra-Mitarbeiter beginnen jetzt die Wochen der Ungewissheit. Die europäische Agrarhandelsbranche blickt gespannt nach Rotterdam: Wird der strategische Ausstieg diesmal vollzogen?

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