Bayern, Stellplatzpflicht

Bayern killt Stellplatzpflicht: Kommunen übernehmen das Ruder

15.10.2025 - 19:59:02

Bayerische Kommunen entscheiden jetzt selbst über Parkplätze bei Neubauten. Die Abschaffung der landesweiten Pflicht soll Baukosten senken und bezahlbaren Wohnraum fördern.

Eine Zeitenwende für den bayerischen Wohnungsmarkt: Seit Oktober entscheiden Städte und Gemeinden selbst über Parkplätze bei Neubauten. Das Land streicht die landesweite Stellplatzpflicht komplett – und überträgt die Macht an die Kommunen.

Was sich ab sofort ändert

Die neue Bayerische Bauordnung dreht das System komplett um. Keine Kommune muss mehr Stellplätze vorschreiben – außer sie will es selbst per Satzung. Bisher galt das Gegenteil: Landesweite Pflicht mit möglichen Ausnahmen.

Das Prinzip der „Kommunalisierung“ gibt den Gemeinden freie Hand. Sie können die Stellplatzpflicht abschaffen, reduzieren oder sogar verschärfen. Eine Grenze setzt das Land trotzdem: Übermäßige Flächenversiegelung bleibt tabu.

Bestehende kommunale Satzungen mit strengeren Regeln mussten bis Ende September angepasst werden. Wer nichts macht, hat faktisch keine Stellplatzpflicht mehr.

Tiefgaragen-Schock: Warum Parkplätze so teuer sind

Ein Tiefgaragen-Stellplatz kostet zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Bei einem 50-Einheiten-Haus entstehen so schnell Millionenkosten – die direkt auf Mieter und Käufer umgelegt werden.

Das Institut der deutschen Wirtschaft rechnet vor: Starre Stellplatzvorschriften verteuern Neubauwohnungen um zehn Prozent. In München oder Nürnberg kann das mehrere Hundert Euro Mehrmiete bedeuten.
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Bauträger können jetzt Projekte umsetzen, die früher unwirtschaftlich waren. Das eingesparte Geld fließt idealerweise in günstigeren Wohnraum.

Mobilitätswende oder Parkplatz-Chaos?

Die Kommunen stehen vor einem Dilemma: Wie viel Auto braucht die Stadt noch? In Metropolen besitzt jeder Haushalt durchschnittlich 0,8 Autos, auf dem Land sind es 1,6.

Progressive Städte setzen auf neue Konzepte:
* Carsharing-Pflicht statt Stellplätze
* Hochwertige Fahrradabstellanlagen
* Reduzierte Parkplätze in ÖPNV-starken Gebieten

Das Risiko: Weniger private Stellplätze könnten den Parkdruck auf öffentliche Straßen erhöhen. Kommunen müssen ihre lokalen Gegebenheiten genau analysieren.

Bundesweiter Modellversuch

Bayern wagt sich weiter vor als andere Bundesländer. Während Nordrhein-Westfalen Kommunen nur Abweichungen erlaubt, streicht der Freistaat die Landespflicht komplett.

Auch Österreich experimentiert: Wien nutzt flexible Regelungen bereits für autofreie Quartiere. Die bayerische Reform wird bundesweit als Blaupause beobachtet.

Der große Praxistest läuft

Jetzt zeigt sich, ob die Reform hält, was sie verspricht. Großstädte könnten radikal umsteuern, kleinere Gemeinden aus Vorsicht bei strengen Regeln bleiben.

Handlungsbedarf herrscht überall: Kommunen müssen ihre Satzungen überprüfen oder neue erlassen. Sonst droht Rechtsunsicherheit bei Bauanträgen.

Die entscheidende Frage bleibt: Führt weniger Stellplatzpflicht zu mehr bezahlbarem Wohnraum – oder nur zu mehr Parkplatz-Stress auf der Straße?

@ boerse-global.de