Baugenehmigungen, Rekordanstieg

Baugenehmigungen: Rekordanstieg täuscht über echte Krise hinweg

19.11.2025 - 22:29:12

Deutschland feiert einen statistischen Rekord bei Baugenehmigungen – doch Experten bremsen die Euphorie. Die gestern veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen für September 2025 einen Anstieg um 59,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden 24.400 Wohnungen genehmigt.

Was dramatisch klingt, ist vor allem einem statistischen Trick geschuldet: Der Vergleichsmonat September 2024 markierte mit nur 15.300 genehmigten Wohnungen den absoluten Tiefpunkt seit Januar 2012. Ein niedriger Vergleichswert macht jeden Zuwachs automatisch größer.

Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) spricht trotzdem von einem Zeichen, “dass es nun endlich aufwärtsgeht”. Die Branche sieht das anders.

Der Blick auf die Jahreszahlen relativiert den vermeintlichen Erfolg drastisch. Von Januar bis September 2025 stiegen die Baugenehmigungen lediglich um 11,7 Prozent. “Der Schein trügt”, warnt Dirk Wohltorf, Präsident des Immobilienverbandes Deutschland (IVD). “Genehmigt ist in Deutschland nicht gleichbedeutend mit fertiggestellt.”

Die Baubranche kämpft weiter mit massiven Problemen:

  • Hohe Baupreise: Die Kosten für Neubau stiegen im August 2025 um 3,1 Prozent
  • Material- und Energiekosten bleiben auf hohem Niveau
  • Fehlende Aufträge bremsen die Betriebe aus

Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut bringt es auf den Punkt: “Der Weg aus dem Tal ist noch lang. Fehlende Aufträge sind weiterhin ein großes Problem.”

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Genehmigte Projekte bleiben liegen

Das eigentliche Drama spielt sich zwischen Genehmigung und Fertigstellung ab. Viele bewilligte Projekte werden gar nicht erst begonnen oder verzögern sich massiv. Die toxische Mischung aus hohen Kosten und unsicherer Auftragslage lähmt die Baubranche.

Wirtschaftsforscher prognostizieren, dass die Zahl der fertiggestellten Wohnungen auch 2026 weit unter dem Regierungsziel von 400.000 Einheiten bleiben wird. Das Ifo-Institut rechnet sogar damit, dass die Fertigstellungen bis 2026 auf nur noch 185.000 Einheiten sinken könnten.

Soziale Folgen eskalieren

Während die Politik sich über Genehmigungszahlen freut, verschärft sich die soziale Krise dramatisch. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe legte diese Woche alarmierende Zahlen vor: Im Jahr 2024 waren mindestens 1.029.000 Menschen in Deutschland wohnungslos – ein Anstieg um 11 Prozent gegenüber 2023.

Besonders erschreckend: Unter den Betroffenen sind rund 264.000 Kinder und Jugendliche.

In den Großstädten wird die Lage für Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen zunehmend aussichtslos. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) prognostiziert, dass bis 2025 bis zu 750.000 Wohnungen in Deutschland fehlen werden.

Österreich zeigt, wie schlimm es kommen kann

Ein Blick nach Österreich verdeutlicht die Dimension der Krise. In Wien brechen die Fertigstellungen 2025 um dramatische 42 Prozent im Vergleich zu 2023 ein. Die österreichische Regierung stemmt dagegen ein Zwei-Milliarden-Euro-Hilfspaket.

Ob das reicht? Experten zweifeln. Die Entwicklungen im Nachbarland zeigen: Ohne massive Eingriffe bleibt eine schnelle Erholung Wunschdenken.

Was jetzt nötig wäre

Branchenverbände fordern einen “Bauturbo”, der über Marketing-Slogans hinausgeht. Die Kernforderungen:

  • Senkung der Abgabenlast: Derzeit liegen staatliche Abgaben bei rund 37 Prozent der Baukosten
  • Schnellere Genehmigungsverfahren durch Digitalisierung
  • Verlässliche Förderprogramme statt kurzfristiger Aktionismus

Ohne tiefgreifende Reformen droht der Wohnungsmangel zu einer dauerhaften Belastung zu werden – für den sozialen Frieden und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.

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