Baubranche: Insolvenzwelle erreicht neuen Höchststand
27.09.2025 - 04:07:02Die deutsche Baubranche verzeichnet im ersten Halbjahr 2025 einen Insolvenzanstieg von 12,2 Prozent, angeführt vom Baugewerbe mit 52,3 Pleiten pro 10.000 Unternehmen. Hohe Zinsen und sinkende Nachfrage lösen die schwerste Krise seit Jahrzehnten aus.
Die deutsche Baubranche steckt tief in der Krise. Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Unternehmensinsolvenzen um 12,2 Prozent – das Baugewerbe führt mit 52,3 Pleiten pro 10.000 Firmen die traurige Statistik an.
Ein toxischer Mix aus hohen Zinsen, explodierenden Baukosten und einbrechender Nachfrage lähmt die gesamte Branche. Allein im ersten Quartal 2025 meldeten über 1.000 Baufirmen Insolvenz an – ein Anstieg um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Österreich kämpft mit ähnlichen Problemen
Auch südlich der Grenze zeigt sich das gleiche Bild. Die Zahl der Baugenehmigungen erreichte 2024 ein Rekordtief und halbierte sich im Vergleich zum Boomjahr 2017. Diese Talfahrt setzt sich 2025 ungebremst fort.
Zahlreiche Projektentwickler geraten durch steigende Finanzierungskosten und sinkende Nachfrage in die Zahlungsunfähigkeit. Was einst als stabiler Wirtschaftszweig galt, erlebt seine schwerste Krise seit Jahrzehnten.
Der perfekte Sturm trifft die Branche
Die Hauptursachen im Überblick:
* Drastisch gestiegene Zinsen verteuern Projektfinanzierungen massiv
* Baukosten bleiben durch hohe Material- und Energiepreise extrem hoch
* Private Bauherren und Investoren halten sich zurück
* Verschärfte Kreditrichtlinien bremsen die Kreditvergabe aus
Experten sprechen von einem „toxischen Mix“, der seit Mitte 2022 die gesamte Baubranche lähmt. Besonders der Wohnungsbau befindet sich im freien Fall.
Hessen führt die Pleite-Statistik an
Regional zeigen sich deutliche Unterschiede, doch kein Bundesland bleibt verschont. Hessen verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 mit 189 Bauinsolvenzen die höchsten Ausfälle aller Branchen im Bundesland.
Auch die wirtschaftsstarken Länder Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg melden signifikante Anstiege. Selbst in Ostdeutschland verschärft sich die Lage dramatisch: Thüringen verzeichnete ein Plus von 23 Prozent bei den Insolvenzen, während die Wohnungsbau-Investitionen um ein Drittel einbrachen.
Mehr als nur eine Branchenkrise
Die Auswirkungen reichen weit über das Baugewerbe hinaus. Jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland hängt direkt oder indirekt vom Wohnungsbau ab. Der Einbruch gefährdet nicht nur Jobs im Baugewerbe selbst, sondern auch in zahlreichen Zuliefererbranchen.
Gleichzeitig verschärft der Mangel an Neubauten die ohnehin angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt. Das Regierungsziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich rückt in weite Ferne. Das ifo-Institut prognostiziert für 2026 nur noch 175.000 fertiggestellte Wohnungen.
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Paradox: Preise steigen trotz Baukrise
Trotz der dramatischen Lage am Bau steigen die Immobilienpreise in vielen Regionen weiter. Die zunehmende Knappheit an verfügbarem Wohnraum treibt die Preise nach oben – ein Teufelskreis, der die Wohnungsnot weiter verschärft.
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Keine Besserung vor 2026
Eine schnelle Erholung bleibt Wunschdenken. Während sich der klassische Hochbau im ersten Halbjahr 2025 leicht stabilisierte, nehmen die Pleiten in nachgelagerten Gewerken wie dem Innenausbau zu.
Analysten warnen vor einer neuen Insolvenzwelle, wenn auslaufende Zinsbindungen bei bestehenden Projektfinanzierungen zu weiteren Liquiditätsengpässen führen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet frühestens 2026 eine leichte Trendwende – bis dahin bleibt die Lage für viele Unternehmen äußerst prekär.