Banking-Betrüger, Kurier

Banking-Betrüger schicken jetzt Kurier an die Haustür

30.12.2025 - 12:03:12

Betrüger kombinieren Call-ID-Spoofing mit physischem Kartenklau. Die Polizei warnt vor der sogenannten Abholer-Masche, die derzeit in DACH-Ländern zuschlägt.

Eine perfide Betrugsmasche leert Konten kurz vor dem Jahreswechsel. Kriminelle kombinieren gefälschte Sicherheitsanrufe mit physischem Kartenklau. Die Polizei warnt vor der sogenannten “Abholer-Masche”, die aktuell in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuschlägt.

Der Anruf kommt von der “Bank” – oder sogar der “110”

Das Telefon klingelt und die vertraute Nummer der Hausbank erscheint auf dem Display. Ein seriös klingender Mitarbeiter der “Sicherheitsabteilung” warnt: „Ihr Konto wird gerade gehackt“ oder „Wir haben eine verdächtige Transaktion aus dem Ausland“. Die Täter nutzen Call-ID-Spoofing, um ihre wahre Nummer zu verschleiern. In der hektischen Zeit zwischen den Jahren trifft diese Nachricht einen nervösen Punkt. Das Opfer soll nicht Geld überweisen, sondern nur „Schaden abwenden“ – ein psychologischer Trick, der die Wachsamkeit senkt.

Die Falle zuschnappen lassen Sie selbst – in Ihrer Banking-App

Der kritische Moment spielt sich im Smartphone ab. Während der „Bankmitarbeiter“ am Telefon bleibt, fordert er das Opfer auf, eine Push-Nachricht in der Banking-App zu bestätigen. Er erklärt dies als Stornierung oder Kartensperrung. In Wahrheit lösen die Kriminellen parallel eine kritische Aktion aus, die das Opfer nun freigibt:

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Diese perfide Kombination aus Call‑ID‑Spoofing, gefälschten Sicherheitsanrufen und angeblichen Kurieren ist genau das Muster, mit dem Betrüger derzeit Konten leerräumen. Das kostenlose Anti‑Phishing‑Paket liefert eine kompakte 4‑Schritte‑Anleitung, erklärt psychologische Angriffsmuster wie CEO‑Fraud, zeigt, wie Sie gefälschte Anrufe erkennen, Fernwartungsfallen meiden und im Ernstfall richtig reagieren. Inklusive praktischer Checkliste für schnelle Schutzmaßnahmen. Jetzt Anti-Phishing-Guide herunterladen

  • Die Registrierung eines neuen Geräts fürs Online-Banking
  • Die Erhöhung des Überweisungslimits
  • Die Freigabe einer Echtzeitüberweisung

Eine besonders aggressive Variante: Die Betrüger fordern zur Installation von Fernwartungssoftware wie AnyDesk auf. Angeblich, um „Viren zu entfernen“. Haben sie erst einmal Zugriff, steuern sie die Banking-App in Echtzeit.

Minuten später klingelt es: Der “Kurier” will Ihre Karte

Um den Betrug zu vollenden, behaupten die Anrufer, die „kompromittierte“ Bankkarte müsse physisch eingesammelt und vernichtet werden. „Ein Kurier ist bereits in Ihrer Nähe“, heißt es. Tatsächlich steht oft kurz darauf ein seriös wirkender Mann mit gefälschtem Ausweis an der Tür. Das Kalkül: Solange das Opfer glaubt, die Bank habe die Karte, wird es sie nicht sperren. In der Zwischenzeit rasen Komplizen zum Geldautomaten. Die PIN haben sie dem Opfer am Telefon oft schon unter dem Vorwand eines „Datenabgleichs“ entlockt. So erbeuteten Täter im Main-Kinzig-Kreis binnen Stunden vierstellige Summen.

Warum diese Masche gerade jetzt boomt

Die Kombination aus digitaler Täuschung und analogem Diebstahl ist eine Reaktion auf bessere Online-Sicherheit. Die Zwei-Faktor-Authentifizierung macht rein digitale Angriffe schwerer, der „Faktor Mensch“ bleibt verwundbar. Drei Gründe begünstigen den aktuellen Boom:
1. Feiertags-Chaos: Bankfilialen sind geschlossen, Hotlines überlastet. Der „proaktive“ Anruf wirkt wie ein Service.
2. Technologische Überforderung: Viele Nutzer verstehen die komplexen Abfragen ihrer Banking-App nicht und folgen blind einem „Experten“ am Telefon.
3. Hybride Angriffsvektoren: Die Mischung aus Phishing und Diebstahl umgeht Sicherheitsvorkehrungen, die nur auf einen Angriffsweg ausgelegt sind.

Die Polizei in NRW und Rheinland-Pfalz verzeichnete im letzten Quartal 2025 hunderte Fälle. Die Dunkelziffer ist hoch, viele Opfer schämen sich.

So schützen Sie sich: Drei goldene Regeln

Sicherheitsexperten sind sich einig: Eine Bank schickt niemals einen Kurier an Ihre Haustür.
* Karte nie aushändigen: Bankkarten werden per Post getauscht. Vernichten Sie alte Karten selbst.
* PIN ist absolut tabu: Kein echter Bankmitarbeiter fragt jemals danach – weder am Telefon noch persönlich.
* Push-TANs genau lesen: Bestätigen Sie nur, was Sie selbst auslösen. Eine „Stornierung“ benötigt keine TAN.

Bei einem verdächtigen Anruf gilt: Einfach auflegen. Wählen Sie dann die Nummer von der Rückseite Ihrer echten Bankkarte. In der Hektik der Feiertage ist gesunder Misstrauen der beste Schutz.

@ boerse-global.de