BaFin, SEC

BaFin und SEC verschärfen Gangart gegen Krypto-Anbieter

17.11.2025 - 01:50:11

Behörden in Deutschland und den USA gehen verstärkt gegen unseriöse Krypto-Plattformen vor. Gleichzeitig nutzen etablierte Finanzdienstleister die neuen EU-Regeln für einen regulierten Markteintritt. Die Branche steht vor einem Wendepunkt.

Gleich mehrere Aufsichtsbehörden haben am 14. November 2025 koordiniert durchgegriffen: Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnte vor einer nicht autorisierten Krypto-Plattform, während die US-Börsenaufsicht SEC eine ganze Reihe von Klagen einreichte. Zeitgleich präsentierte Trade Republic seine vollständig MiCA-konforme Krypto-Lösung. Was auf den ersten Blick wie unzusammenhängende Einzelmeldungen wirkt, markiert tatsächlich eine fundamentale Weichenstellung: Der Digital-Asset-Markt wird erwachsen – und teilt sich zunehmend in regulierte und nicht regulierte Akteure.

Die Finanzaufsicht hat ihre Warnliste um einen besonders dreisten Fall erweitert. Die Website nexberg-ag(.)co bietet nach Erkenntnissen der BaFin Bank- und Finanzdienstleistungen sowie Krypto-Services an – ohne die erforderliche Genehmigung. Besonders pikant: Die Betreiber behaupten, von einer angeblichen “Digital Assets Control” beaufsichtigt zu werden, die in Wirklichkeit nicht existiert.

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Für Anleger bedeutet das konkrete Risiko. Die BaFin empfiehlt dringend, vor jeder Investition die Zulassung des Anbieters über die offizielle Unternehmensdatenbank zu prüfen. Gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt appelliert die Behörde an “äußerste Vorsicht” bei Online-Investments. Die Warnung reiht sich ein in eine Serie ähnlicher Maßnahmen, mit denen die europäischen Aufsichten den Markt im Zuge der neuen MiCA-Verordnung von betrügerischen Akteuren säubern wollen.

SEC startet Klagewelle gegen Investment-Berater

Auch jenseits des Atlantiks wird der Ton schärfer. Die US-Börsenaufsicht reichte am selben Tag Klagen gegen ein halbes Dutzend Vermögensverwalter ein. Der Vorwurf: falsche Angaben in ihren offiziellen Form-ADV-Unterlagen zu Geschäftssitz, verwaltetem Vermögen und Kundenzahl. Zwar zielen diese konkreten Verfahren nicht ausschließlich auf Krypto-Anbieter ab, doch die plötzliche Häufung signalisiert ein härteres Durchgreifen gegenüber allen Finanzdienstleistern – Digital-Asset-Firmen eingeschlossen.

Die Aktionen unterstreichen den Fokus der SEC auf grundlegende Compliance und präzise Offenlegung. Sie folgen unmittelbar auf eine Grundsatzrede von SEC-Chairman Paul Atkins vom 12. November 2025, in der er einen neuen Rahmen zur Klassifizierung digitaler Vermögenswerte vorstellte. Seine Unterscheidung zwischen nicht regulierten “Network Tokens” und beaufsichtigten “Tokenized Securities” setzt neue Maßstäbe. Die Botschaft ist eindeutig: Erst kommen klare Regeln, dann deren konsequente Durchsetzung.

Trade Republic setzt auf MiCA-Compliance

Während die Aufsichtsbehörden die Daumenschrauben anziehen, positionieren sich etablierte Player als regulierte Alternative. Die Berliner Trade Republic Bank betonte am 14. November, dass ihre Krypto-Services zu den ersten in Europa gehören, die vollständig nach der neuen MiCA-Verordnung autorisiert sind. Sämtliche Kundenbestände werden in Cold Wallets beim Verwahrpartner BitGo Europe verwahrt.

Die Ankündigung der MiCA-konformen Krypto-Wallet markiert einen wichtigen Meilenstein bei der Umsetzung der EU-Regulierung. Sie zeigt, wie regulierte Finanzinstitute die neue Rechtssicherheit nutzen, um ihr Digital-Asset-Angebot auszubauen. Kunden erhalten damit eine beaufsichtigte und deutlich sicherere Alternative zu den von der BaFin ins Visier genommenen unseriösen Plattformen. Mit dem vollständigen Inkrafttreten aller MiCA-Bestimmungen dürfte sich dieser Trend beschleunigen.

Globaler Wettlauf um regulatorische Klarheit

Die Entwicklungen fügen sich in einen größeren Kontext. Bereits am 11. November 2025 veröffentlichte der US-Senatsausschuss für Landwirtschaft einen parteiübergreifenden Gesetzesentwurf zur Marktstruktur für digitale Vermögenswerte. Das Papier sieht vor, der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) die Hauptzuständigkeit für digitale Rohstoff-Spotmärkte zu übertragen.

Die Gleichzeitigkeit von US-Gesetzgebungsinitiativen und EU-Regulierung schafft erstmals definierte globale Standards. Der Markt spaltet sich dadurch zunehmend: Auf der einen Seite stehen konforme Unternehmen, die institutionelles Kapital und Mainstream-Kunden anziehen können. Auf der anderen Seite geraten nicht autorisierte Anbieter unter wachsenden Druck. Die anhaltende Bedrohung durch Cyberangriffe und Exploits, die der Branche in den vergangenen Jahren Milliardenverluste beschert haben, treibt den Ruf nach strengeren Compliance- und Sicherheitsstandards zusätzlich an.

Ausblick: Die große Compliance-Spaltung

Was bedeutet das für die kommenden Monate? Die Aufsichtsbehörden dürften ihre Durchsetzungsmaßnahmen weiter intensivieren und dabei verstärkt auf neue Instrumente und grenzüberschreitende Kooperation setzen. Gleichzeitig ermutigt die Rechtssicherheit durch Regelwerke wie MiCA immer mehr traditionelle Finanzinstitute zum Markteintritt. Sie können regulierte Produkte anbieten, die nahtlos in die bestehende Finanzinfrastruktur integriert sind.

Für Digital-Asset-Unternehmen lautet die Botschaft unmissverständlich: Eine robuste Compliance- und Cybersicherheitsstrategie ist keine Option mehr, sondern Überlebensvoraussetzung. Der Markt verabschiedet sich rapide vom unregulierten “Wilden Westen” seiner Anfangstage und entwickelt sich zu einem ausgereiften, beaufsichtigten Ökosystem. Mit fortschreitender Transformation wird die Kluft zwischen konformen und nicht-konformen Anbietern zur unüberwindbaren Barriere – und die Zukunft der digitalen Finanzwelt grundlegend neu gestalten.

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