BärGPT: Berlin startet eigene KI für die Verwaltung
28.11.2025 - 14:19:12Die Hauptstadt geht voran: Seit dieser Woche nutzen Tausende Berliner Verwaltungsmitarbeiter „BärGPT” – einen KI-Assistenten, der speziell für Behörden entwickelt wurde. Die am Dienstag offiziell gestartete Plattform soll Bürokratie beschleunigen und gleichzeitig europäische Datenschutzstandards wahren. Ein Novum in Deutschland.
Anders als kommerzielle Lösungen setzt die Senatskanzlei bewusst auf digitale Souveränität: BärGPT basiert auf dem europäischen Sprachmodell Mistral und läuft auf Servern in Frankreich. Kein Silicon-Valley-Konzern hat Zugriff auf sensible Verwaltungsdaten – eine Ansage in Richtung der Tech-Giganten.
Was kann das System konkret? Die Technologiestiftung Berlin hat BärGPT gezielt für den Behördenalltag zugeschnitten. Der Assistent analysiert Dokumente, fasst komplexe Texte zusammen und übersetzt in mehrere Sprachen. Sachbearbeiter sollen so mehr Zeit für persönliche Bürgergespräche gewinnen.
„BärGPT entlastet unsere Mitarbeiter von zeitraubenden Routineaufgaben”, erklärt die Senatskanzlei. Besonders brisant: Die Software verwandelt bürokratisches Deutsch automatisch in Leichte Sprache – ein wichtiger Schritt zur Barrierefreiheit, die seit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes im Juni 2025 verpflichtend ist.
Bei dem Einsatz von Systemen wie BärGPT müssen Behörden jetzt die Anforderungen der EU-KI-Verordnung beachten. Seit August 2024 gelten Kennzeichnungs-, Risikoklassen- und Dokumentationspflichten, die bei Fehlumsetzung Bußgelder und zusätzliche Auflagen nach sich ziehen können. Unser kostenloser Umsetzungsleitfaden erklärt praxisnah, welche Pflichten für Entwickler, Betreiber und öffentliche Stellen gelten – inklusive konkreter Checklisten für die Umsetzung. KI-Verordnung-Umsetzungsleitfaden jetzt herunterladen
Die Übersetzungsfunktion dürfte auch Antragsteller ohne Deutschkenntnisse entlasten. Visa-Anträge, Sozialleistungen, Meldeangelegenheiten – Sprachbarrieren fallen weg, wenn der KI-Übersetzer vermittelt.
Open Source als Strategie
Ein Detail macht aufmerksam: Der Quellcode liegt offen auf GitHub. Andere Kommunen können die Software prüfen, anpassen und übernehmen. „Public Money, Public Code” – mit Steuergeld Entwickeltes sollte allen gehören. Diesen Grundsatz setzt Berlin konsequent um.
Die Tech-Community reagierte bereits am Mittwoch enthusiastisch. In Online-Foren wird die Entscheidung für europäische Infrastruktur als „Befreiungsschlag” gefeiert. Ein Reddit-Nutzer brachte es auf den Punkt: „Endlich unabhängig von US-Hyperscalern – und Verwaltungswissen wird zugänglich.”
Hamburg und Bremen ziehen nach
Berlin steht nicht allein da. Parallel läuft im Norden das Pilotprojekt „LLMoin”, an dem Hamburg und Bremen tüfteln. Der November 2025 wird rückblickend wohl als Startschuss für KI-gestützte Verwaltung in Deutschland gelten.
Unterschied: Die Hauptstadt wagt den sofortigen Breiteneinsatz, während die Hansestädte noch testen. Tausende Berliner Beamte arbeiten bereits jetzt mit dem System – ein Feldversuch unter Realbedingungen.
Der Zeitpunkt passt strategisch. Anfang November präsentierten München und Köln auf dem Smart City Expo World Congress in Barcelona eigene KI-Projekte für Verkehrssteuerung und Müllentsorgung. Und die Infrastruktur steht: Deutsche Telekom und NVIDIA kündigten im November eine souveräne „Industrial AI Cloud” an – Rechenpower für öffentliche Projekte, ohne Daten ins Ausland zu schicken.
Was kommt als Nächstes?
Die Technologiestiftung sammelt aktuell Rückmeldungen der Nutzer. Video-Tutorials und ein Hilfecenter sollen die Einarbeitung erleichtern. Läuft alles rund, könnte BärGPT Ende 2026 direkt für Bürger nutzbar werden – als Chatbot auf berlin.de.
Das größere Ziel: Das Onlinezugangsgesetz 2.0 verlangt die vollständige Digitalisierung von Verwaltungsleistungen. Tools wie BärGPT könnten die Brücke zwischen analogen Aktenordnern und digitaler Effizienz schlagen. Deutschlands Behörden brauchen solche Werkzeuge dringend.
Ob die Rechnung aufgeht? Die nächsten Monate zeigen, ob souveräne KI den Verwaltungsalltag wirklich revolutioniert – oder ob sie im Dickicht der Zuständigkeiten steckenbleibt. Berlin wagt das Experiment. Für einmal könnte die notorisch langsame Hauptstadt-Bürokratie Vorreiter sein.
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