Baby-Lamas Alwin und Bruno starten als Therapiehelfer

Zwei junge Lamas verstärken ab sofort das Team einer psychiatrischen Klinik im Schwarzwald. Alwin und Bruno sollen Patienten mit Depressionen oder Burnout helfen, im Hier und Jetzt anzukommen. Ihre Ankunft kurz vor Weihnachten trifft einen wachsenden Trend.

Die einjährigen Jungtiere stammen von einem spezialisierten Hof und wurden gestern offiziell im MEDICLIN Zentrum für psychische Gesundheit in Donaueschingen vorgestellt. Sie ergänzen die bestehende Herde mit den Therapielamas Karl, Fridolin und Alois.

Eingewöhnung mit anfänglichen Machtkämpfen

Die Integration der Neulinge verlief nicht reibungslos. „Alwin und Bruno wollten sofort Kontakt aufnehmen, aber unsere drei Lamas sind zunächst ängstlich auf Abstand gegangen“, berichtet Larissa Bär, Leiterin der tiergestützten Therapie. Inzwischen habe sich eine stabile Hierarchie gebildet. Die „Azubis“ lernen nun von den erfahrenen Tieren, wie man Patienten sanft begegnet.

Die Psychologin betont den besonderen Wert der Jungtiere: Sie seien neugieriger und suchten den Kontakt zu Menschen aktiver. Für Patienten sei es „eine große Ehre“, sie führen zu dürfen – ein Erlebnis von Selbstwirksamkeit, das in der Therapie depressiver Episoden zentral ist.

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Lamas als lebendige Bio-Feedback-Systeme

Warum eignen sich gerade Lamas als Therapeuten? Experten bezeichnen sie oft als „Delfine der Weide“. Sie sind sensible Distanztiere, die dem Menschen nicht aufdringlich kommen, aber Stimmungen exakt spiegeln.

• Spiegel der inneren Haltung: Ist ein Patient gestresst, bleibt das Lama stehen oder weicht aus. Erst wenn der Mensch zur Ruhe kommt, lässt es sich führen.
• Wissenschaftliche Basis: Studien zeigen, dass schon 20 Minuten Kontakt mit Tieren den Stresshormon-Spiegel signifikant senken kann.
• Nonverbaler Zugang: Die Interaktion bietet Patienten mit Angststörungen einen emotionalen Zugang, der rein sprachbasierten Therapien manchmal verschlossen bleibt.

Winter-Trend: Entschleunigung mit Lamatrekking

Die Meldung trifft den Nerv der Zeit. In der hektischen Vorweihnachtswoche verzeichnen Anbieter von Lama-Wanderungen in Deutschland und Österreich Rekordnachfrage. Statt durch Einkaufszentren zu hetzen, suchen Menschen die Stille einer verschneiten Weide.

Das langsame, bedächtige Schreiten der Tiere zwingt zur Entschleunigung. „Lamas laufen sehr stolz und anmutig. Ihre Bewegungen sind ruhig und überschaubar“, beschreiben Therapeuten den Effekt. Diese Ruhe überträgt sich – eine psychohygienische Notwendigkeit in der hektischen Adventszeit.

Vom Nischen- zum Kernkonzept

Der Einsatz von Alwin und Bruno zeigt eine Professionalisierung in der tiergestützten Therapie. Es geht nicht mehr nur ums Streicheln, sondern um strukturierte therapeutische Curricula. Die anfänglichen Rangordnungskämpfe in der Herde helfen Patienten sogar, eigene soziale Dynamiken zu reflektieren.

Das Global Wellness Institute identifiziert „Mental Wellness“ bereits als dominierenden Markttreiber. Die Branche bewegt sich weg von isolierten Apps hin zu realen, multisensorischen Erlebnissen. Tiergestützte Intervention wird zunehmend als Kernkomponente in der Behandlung von Zivilisationskrankheiten anerkannt.

Für Alwin und Bruno steht nun erstmal das erste Weihnachtsfest im neuen Zuhause an – vermutlich mit einer Extraportion Heu. Für 2026 ist zu erwarten, dass weitere Kliniken dem Beispiel folgen werden.

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